Warum ein Seitensprung einer Beziehung guttun kann
Die Erkenntnis ist bitter: Mein Partner hat mich betrogen! Doch es gibt Wege, wie man den Seitensprung sogar als Chance für seine Beziehung nutzen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Seitensprung ist für den betroffenen Partner oft extrem schmerzhaft.
- Trotz Wut und Trauer möchte man die Beziehung unter Umständen erhalten.
- Dafür müssen beide Parteien an der Partnerschaft arbeiten.
Wer den Partner beim Fremdgehen ertappt, ist erst einmal wütend und enttäuscht. Und das in vielen Fällen bestimmt zu recht. Wenn die erste Wut verraucht ist, steht man allerdings vor der Frage: Wie geht es jetzt weiter?
Bei vielen blitzt spontan das Wort «Trennung» auf. Das scheint nach so einem Vertrauensbruch der logischste Schritt zu sein. Denn wie soll man sich jemals wieder sicher und geborgen in den Armen des Partners fühlen?
Der Schmerz nach einem Seitensprung sitzt tief. Eine Studie an der Universität Göttingen zeigte auf, dass Betroffene zum Teil regelrecht traumatisiert sind.
Doch wenn der Ärger sich gelegt, die ersten Streitgespräche ausgefochten sind, stellt sich vielleicht auch die Frage: Möchte ich mich wirklich trennen? Gerade dann, wenn der Partner seinen Fehler eingesteht und vielleicht sogar bereut, kann man sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, die Beziehung aufrechtzuerhalten.
Beidseitige Reflexion
Denn tatsächlich lässt sich eine Affäre auch als Chance sehen, die bestehende Bindung einmal unter die Lupe zu nehmen. Wie konnte es überhaupt zu dieser Eskapade kommen? Wie steht es um die aktuelle Kommunikation in der Partnerschaft? Welchen Anteil haben die jeweiligen Parteien möglicherweise beide an dem Szenario?
Natürlich sucht man die Schuld instinktiv zunächst bei demjenigen, der den Treuebruch begangen hat. In manchen Fällen kann es aber angebracht sein, auch die Seite des Betrogenen zu beleuchten: Gab es einen – ansatzweise – irgendwie -zumindest ein klein wenig – nachvollziehbaren Grund für diesen Schritt?
Gibt es Bedürfnisse die nicht wahrgenommen wurden? Kam es zu Verletzungen in der Vegangenheit?
Nicht, dass dieser die Untreue entschuldigen würde. Aber einigermassen erklären. Zumindest vielleicht.
Offene Kommunikation
Durch die Konfrontation mit der Situation sind die Partner angehalten, offener über ihre Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen. Das ist unter diesen Umständen eine besondere Herausforderung. Aufrichtigkeit und Empathie sind hier gefragt.
Ausserdem sollte dieser Punkt auf dem Prüfstand stehen: Wenn wir gemeinsam weitermachen wollen – dann wie? Welche Veränderungen müssen wir vornehmen, damit es nicht mehr zu einem solchen Verrat kommt?
Auch darüber gilt es ohne Tabus zu sprechen.
Aufrichtige Vergebung
Für die verletzte Person ist das eine grosse Herausforderung: Kann ich meinem Partner wirklich vergeben? Das ist ein Punkt, mit dem man sich intensiv auseinandersetzen sollte.
Dass dieser Schritt Zeit braucht, ist einleuchtend. Dennoch ist er notwendig für das künftige Funktionieren der Beziehung. Denn wenn die Vorwürfe nach Jahren immer noch regelmässig auf den Tisch kommen, ist das Gift für die Liebe.
Aber natürlich: Die Heilung nach einem Seitensprung benötigt Zeit. Daher ist es wichtig, realistische Erwartungen zu haben und nichts zu überstürzen.
Aufbau von Vertrauen
Auch das funktioniert nicht im Handumdrehen, ist aber essenziell: Wer seine Beziehung nach einer Affäre retten möchte, der muss am Fundament dieser arbeiten. Und das besteht zu einem Grossteil aus Vertrauen. Dieses ist laut einer Studie des US-Beziehungsexperten John Gottman eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass eine Beziehung von Dauer ist.
Es braucht Zeit und Mühe, dieses wieder aufzubauen. Gesten zählen hier, auch kleine. Schreiben Sie lieber eine Textnachricht mehr, um Ihren Partner rückzuversichern. Rufen Sie öfter an, wenn Sie unterwegs sind.
Und suchen Sie die gemeinsamen Gespräche. Durch offene und ehrliche Kommunikation klärt sich vieles von alleine. Sie schafft ausserdem Verbundenheit.
Und diese ist ein guter Grundstein dafür, um wieder zuversichtlich gemeinsam durchs Leben zu gehen.
