Die schwedischen Powderhounds von Engelberg

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Nidwalden,

Im Klosterdorf Engelberg hat sich eine illustre Schweden-Community niedergelassen. Was zieht die Skandinavier an den Fuss des Titlis? Eins Spurensuche vor Ort.

Schweden Engelberg
Eric Spongberg und Niklas Möller: die schwedischen Gründer der Engelberger Ski Lodge. - Oskar Enander

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Winter in Engelberg wird stark von Schweden geprägt.
  • Was zieht die Skandinavier ausgerechnet ins Obwaldner Klosterdorf?
  • Bei einer Spurensuche treffen wir auf den farbenblinden Ski-Fotografen Oskar Enander.

Babylonisches Stimmgewirr draussen am Après-Ski vor der Ski Lodge. Die Off-Piste-Abenteuer am Galtiberg oder am Laub werden zelebriert.

Englisch dominiert, das örtliche Bindeglied zwischen Deutsch und Schwedisch. Denn hier trifft sich die Schwedische Community, die den Winter in Engelberg stark prägt.

Skilodge Engelberg
Die Skilodge in Engelberg ist ein beliebter Treffpunkt der Schweden. - Beat Eichenberger

Mit der Ski Lodge hatten sich die zwei schwedischen Ski-Freaks Niklas Möller und Eric Spongberg 2008 einen Lebenstraum verwirklicht. Ein eigenes Hotel in einem der heissesten Freeride-Spots der Welt.

Die zuvor heruntergekommene Herberge ist heute cooles und gemütliches Ziel vieler ihrer Landsleute. Ebenso Treffpunkt der quirligen Powderhounds-Szene.

Einfach in Engelberg hängen geblieben

Auch Oskar Enander gehört zu den Stammgästen. Den gefeierten Ski-Fotografen aus Göteborg verschlug es vor 20 Jahren erstmals nach Engelberg. «Ich nahm mir nach dem Studium eine Auszeit vor, um als Ski-Bum die Welt zu entdecken».

Im Klosterdorf am Fusse des Titlis blieb er hängen. Die grossartigen Varianten am Berg, aber auch eine hübsche Schweizerin, liessen ihn nicht mehr los. Die Ingenieur-Karriere liess er sausen.

Die Schweden-Saga in Engelberg startete wohl in den 1980er-Jahren im Weinkeller des damaligen Hoteliers und Varianten-Pioniers Geny Hess. Er beherbergte den schwedischen Outdoor-Crack Johan Andersson. Dieser liess sich bedingungslos von Engelberg begeistern. Er initiierte Artikel und Filme über das Dorf und organisierte erste Ski-Trips aus Schweden in die Innerschweiz.

Freeriden und feiern

Einmal losgetreten, war die Welle der Begeisterung schwedischer Ski-Fans für Engelberg nicht mehr zu stoppen. Die gute Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Szene.

Einmalige Freeride-Möglichkeiten am Titlis und legendäre Partys in der Yucatan Bar oder im Spindle gewannen Kult-Status. Immer mehr vollbepackte Volvos fuhren Anfang Saison Richtung Schweiz los.

Engelberg Freeride
Engelberg ist bekannt als Paradies für Freerider. Und der bevorzugte Fotograf heisst Oskar Enander. - Engelberg-Titlis Tourismus, Oskar Enander

Inzwischen sind «die Schweden» in Engelberg ein wirtschaftlicher Faktor. Und längst haben sich in der Ski Lodge die Einheimischen mit den einst wilden Gästen aus dem Norden versöhnt.

Viele davon haben sich ganzjährig im Ort niedergelassen. So auch Oskar Enander mit eigenem Haus und Familie. Heute sein fixer Hafen zwischen Foto-Aufträgen weltweit.

Farbenblind? No problem!

«Engelberg ist der schönste Arbeitsplatz der Welt», steht für den Ski-Fotografen fest. Was Hawaii für die Surfer sei, das bedeute der Titlis für Freerider. Die stets gute Schneelage und eine lange Saison sind das eine.

Für Off-Piste-Fahrer zählt aber die Vielseitigkeit des gut 3000 Meter hohen Berges. Fünf legendäre Varianten, die «G5», sind es, die Freerider aus aller Welt wie Motten ans Licht ziehen.

Oskar Enander Engelberg
Der Fotograf Oskar Enander. - zVg

An diesem Berg begann Oskar Enander, die Ski-Begeisterung mit seinem Hobby Fotografieren zu kombinieren. Und professionell zu betreiben. Auf jeder Fahrt ist seine Canon dabei. «Am Titlis herrschen extrem spannende Lichtverhältnisse», erklärt er.

Die abwechslungsreiche Ausrichtung der Hänge, das Spiel mit der Sonneneinstrahlung und die Einwirkung von Fels und Gletscher bringen es.

Dass er farbenblind ist, kümmert und hindert Oskar nicht weiter: «Am Berg dominieren das Weiss des Schnees, das Blau des Himmels und die Licht- und Schattenverhältnisse – das reicht». Wichtig für ihn ist einzig, dass die fotografierten Skiläufer ein stark kontrastierendes Outfit tragen – welcher Farbe auch immer.

Der Tipps des Profis

Seinen Shots wird von Experten ein aussergewöhnliches Feeling für die «Ästhetik des Augenblicks» zugesprochen. Wir Laien staunen einfach über die emotional packenden Szenen, die Oskar in den Bergen einfängt.

Hobby-Fotografen empfiehlt er, nicht einfach Panorama-Bilder zu schiessen. «Du musst Action ins Bild reinbringen», so sein Tipp für Smartphone-Knipser. «Framing», heisst das wohl für Profis.

Oskar Enanders Fotos erscheinen heute auf den Covers aller bekannten Ski-Magazine. Er bebildert auch packende Reportagen weltweit. Gefragt ist der Profi ebenso für Produkt-Aufnahmen.

So verreiste Oskar kurz nach dem Gespräch in die Rocky Mountains. Dort stand eine Foto-Session mit dem ehemaligen Ski-Rennfahrer Marcel Hirscher und dessen neuen Skis Van Deer an. Nur einen eigenen, prächtigen Engelberg-Skibildband, den hat Enander noch nicht realisiert. Es wäre an der Zeit, Oskar!

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