Erlebnisse auf Kreuzfahrt - Teil 2

Familie Mettler
Familie Mettler

144 Stunden blaues Meer.

Das Wichtigste in Kürze

  • 7 Tage auf hoher See, zwischen Wellen und endloser Party.
  • Auf hoher See: Man vergisst alles um sich herum.
  • So lange ohne Landgang: Hat es genügend Bier an Bord?

Früher, als die Menschen noch mit Segelschiffen über den Ozean fuhren, da dauerte es eine Ewigkeit um von A nach B zu gelangen. Der direkte und motorengestützte Weg, war noch nicht einmal ein Hirngespinst. Nun erlebten wir sieben Seetage auf einem Kreuzfahrtschiff. Weit weg von einem Erlebnis, das Christoph Kolumbus hatte. Trotzdem ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Als wir in Antiqua abfuhren, war der Plan fünf Tage auf hoher See zu verbringen. Da wussten wir noch nicht, dass daraus sechs Tage werden. Was wir auf dieser Transatlantikreise an Distanz zurücklegen, kann ich mir kaum vorstellen. Das was ich fühlte, war grenzenlose Weite. Rundherum nichts als Wasser. Perfekt, um seine Gedanken schweifen zu lassen.

Als Passagier sehe ich das Glitzern des Meeres und die Wellen, die dem Meer einen unglaublichen Charakter geben. Ich fühle die Sonne, die wärmt und der Wind, der uns die Meeresluft entgegen bläst. Von früh am Morgen bis spät abends. Der Kapitän und die Crew unternehmen alles, damit wir diese Reise geniessen können. Das heisst, wir umfahren Gewitter und Stürme. Von früh am Morgen bis spät abends sehen wir also immer dasselbe. Sonnenschein und Glitzersee.

Ich verliere dabei schnell die Orientierung. Ich weiss nicht, wo wir sind und in welche Richtung wir fahren. Ich habe nur eine Möglichkeit: Dem Kapitän, seinem Team und der Technik zu vertrauen. Die wissen anscheinend immer auf den Meter genau, wo wir sind. Sie wissen, wie lange wir noch über das endlose Meer fahren und welches Wetter, uns wo erwartet.

Haben wir genügend Essen an Bord, hat es genug Öl im Tank und wie sieht es mit dem Wasser aus? Fragen die einen beschäftigen, wenn man nichts als blaues Meer sieht. Das lässt einen erahnen, wie es bei Christoph Kolumbus war. Bei Seemännern, die ohne Kühlschrank und GPS über das Meer fuhren. Wie es seiner Crew erging, als das Essen knapp wurde und die Motivation kleiner. Oder erwachte die Motivation dann erst recht, um noch schneller das Ziel zu erreichen?

Welchen Tag haben wir? Ist heute Sonntag oder Montag? Das Gefühl von Zeit geht verloren. Wir fahren der Sonne entgegen und sind ausserhalb genormter Zeitzonen. Die Borduhren stellen um, während unsere Smartphones noch in der Karibik weilen. Internet ist zwar an Bord gegen Aufpreis möglich, aber wir tappen im Dunkeln. Wer ist der Gegner von Real Madrid im Halbfinale? Eines wird deutlich: Wir leben im Hier und Jetzt. Alles andere wird irrelevant. Sind wir zu früh oder zu spät? Sind wir müde oder wach? Wie geht es unseren Freunden und unserer Familie? Wir schweben auf hoher See, aber in Luxusvariante. Christopher Kolumbus und andere Entdecker waren echte Helden. Je länger ich auf hoher See bin, desto grösser wird meine Bewunderung.

Und dann kam der Kapitän und sagte, wir müssen einen Tag länger über das Blaue schwimmen. Dieser eine Tag mehr ist dem Wetter geschuldet. Der Kapitän fährt anstelle von Ponta Delgada nach Madeira, um die Schiffssicherheit nicht zu gefährden. Genauer ausgedrückt: Um Sturmwellen von bis zu zwölf Meter Höhe zu umschiffen. Einige Passagiere waren ausser sich und wollen ihr Geld zurück. War das bei Christopher Kolumbus wohl ähnlich? Vermutlich. Ausser, dass er nicht einmal wusste, ob und wo er überhaupt auf Land treffen würde.

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