Hunderte Millionen für neue Thermalbäder im Alpenraum
In jüngster Zeit sind im Alpenraum etliche neue Thermen eröffnet worden. Wir stellen vier besonders eindrückliche vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Wellnessen wird immer beliebter.
- Die Thermalbäder werden laufend grösser und luxuriöser.
- Bis zu 180 Mio. Franken werden dafür investiert.
Schwitzen im Amphitheater
Die Therme im deutschen Lindau, vor eineinhalb Jahren eröffnet, setzt am Bodensee neue Massstäbe. Ein Olympiabecken, geheizte Innen- und Aussenpools, Sprungturm, Wasserrutsche und künstlicher Wildbach laden zum Baden.
Sieben Behandlungsräume und zwölf Saunen stehen zur Auswahl. Die grösste hat die Form eines Amphitheaters.
Zur Entspannung gibt es ein zweistöckigen Ruhehaus. Panoramascheiben geben weite Blicke auf die Landschaft frei.
Im puristischen Bau dominieren natürliche Materialien wie Felsplatten, Steine und helles Holz. Beckenumrandungen aus schwarzem Stein und Mosaikfliesen vermitteln einen luxuriösen Touch. Hungrige können zwischen sechs Restaurants wählen.
Die gegenüberliegende Seeseite wird von der Kulisse des Alpsteins mit dem Säntis dominiert.
«Bäderkönig» Andreas Schauer, der in Lindau schon sein 14. Thermenprojekt realisiert hat, freut sich über Schweizer Gäste: «Wir bieten ihnen die schönste Aussicht auf ihre Heimat.»
Botta lädt zum Baden
Das Thermalbad trägt den rätselhaften Namen «Fortyseven». Grund: Das Schwefelwasser, das hier entspringt, ist bis zu 47 Grad warm.
Das machten sich schon die Römer zunutze, die den Grundstein für die Badetradition in der heutigen Stadt Baden im Aargau legten.
Nach 2000 Jahren Auf und Ab kaufte eine Investorengruppe Teile des Bäderquartiers und engagierte den berühmten Architekten Mario Botta für den Entwurf eines neuen Bäderkomplexes.
Nach einem jahrelangen Kampf mit Behörden und politischen Gegnern wurde die «Wellness-Therme Fourtyseven» im November 2021 endlich eröffnet.
Botta hat ein prächtiges, langgezogenes Gebäude an der Limmat in ockerfarbenem Naturstein mit vier verglasten Aufbauten entworfen.
Die Bäderlandschaft mit Schwimm- und Planschbecken, Saunen, Behandlungsräumen und Ruhezonen ist vom Licht durchflutet. Warme Farbtöne und helles Holz dominieren. Ein Warmwasserbecken am Limmatufer dampft in der Kälte.
Momentan wird noch das alte Hotel «Verenahof» zu einer Präventions- und Rehabilitationsklinik mit hochstehender Gastronomie umgebaut. Ein Ärzte- und Wohnhaus ist bereits gebaut.
Insgesamt hat der Komplex rund 180 Millionen Franken gekostet.
Superlativ an der Silvretta
«Relax, if you can!» («Entspann dich, wenn du kannst!») hiess der Slogan des Tiroler Ferienortes Ischgl, bekannt für seine riesige Skiarena und ausschweifenden Après-Ski.
Jetzt kann man sich auch in Ischgl bestens entspannen: in der neuen, am 8. Dezember 2022 eröffneten Silvretta Therme.
Mit fast 75 Millionen Euro hat die Betreiberin, die Silvrettabahn AG, hier die grösste Einzelinvestition in ihrer gut sechzigjährigen Geschichte getätigt.
Am riesigen Komplex mit zwei Gebäuden und fünf Stockwerken fällt zuerst einmal eine Eisbahn auf, die sich rund um das Gebäude windet.
Dazu gibt es Aussenbecken, Innenbecken, Tauchbecken, Infrarotkabinen, eine Kneippanlage und mehrere Restaurants. Fitnessstudio und Spa werden vom Physiotherapeuten Reto Cotrotzo aus Hombrechtikon ZH geleitet.
Im hinteren Gebäude, durch eine gedeckte Brücke mit dem vorderen verbunden, tummeln sich die Saunagäste.
Auch das edelste Restaurant der Therme befindet sich hier. Neben einer ganzen Reihe von Themen-Saunen gibt es eine Terrasse mit geheiztem Whirlpool.
Die Therme gibt sich besonders ökologisch: Die Wärme stammt grösstenteils aus einem Erdwärmesystem. Gas würde nur zum Erwärmen der Schwimmbecken eingesetzt.
Doch wegen der drohenden Energie-Mangellage sind die beiden Pools auf dem Dach vorerst nicht in Betrieb.
Neustart in Saillon
Bis zu einer halben Million Eintritte im Jahr hatte der Thermalbadkomplex in der Unterwalliser Ortschaft Saillon verzeichnet. Im Dezember 2020 kam das jähe Ende:
Ein Brand zerstörte die ganze Technik und viele Räume. Bis auf das Viersterne-Hotel und ein Restaurant musste der Komplex geschlossen werden.
Nach zweijährigen Renovationsarbeiten sind im Dezember 2022 und Januar 2023 grosse Teile der Bains de Saillon wieder eröffnet worden.
Dazu gehören unter anderem mehrere Restaurants, verschiedene geheizte Schwimmbecken und ein Thermalfluss im Park.
Chalets mit Saunen und dem Wellnessbereich sollen im März in Betrieb genommen werden. Bis dahin können Gäste in einem provisorischen Sauna- und Wellnessbereich schwitzen und sich massieren lassen.
Die BOAS-Hotelgruppe, welche die Bains de Saillon betreibt, hat für deren Renovation rund 40 Millionen Franken aufgewendet.
Dabei wurde allerneuste Technik eingebaut. Eine Fotovoltaikanlage produziert Strom, und die Wasserqualität in den Becken bleibt dank hochmoderner Filter stets gleich hoch.