Lautes Malta, entspanntes Gozo

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Bern,

Europäische Kulturhauptstadt neben hyper-entspannter Sommer-Oase: Malta mit der Hauptstadt Valletta und die Nachbarinsel Gozo boomen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Dieses Jahr ist die Hauptstadt von Malta Valletta europäische Kulturhauptstadt.
  • Die zwei Inseln bieten für Touristen einen Mix aus hip und entspannt.

Die Mittelmeerinsel Malta ist pompös, hip und ihre Hauptstadt Valletta 2018 gar europäische Kulturhauptstadt. Auf der Nachbarinsel Gozo hingegen scheint die Zeit hingegen still zu stehen. Die Touristen schätzen den Mix.

Nur 20 Minuten weiter wartet die Ruhe

Die maltesische Regierung hatte vor einigen Jahren ein kühnes Projekt: Sie wollte die beiden maltesischen Inseln Gozo und Malta mit einer Brücke verbinden. Bis heute ist die einzige Verbindung zwischen den Inseln eine etwas altertümliche Fähre. Die Ingenieure gaben für das Brückenprojekt bereits grünes Licht, aus Kostengründen wurde das Ganze dann aber auf Eis gelegt. Auf der Insel Gozo war sogleich ein tiefes Aufatmen zu vernehmen. Denn die Gozitaner wollten die fünf Kilometer lange Brücke eigentlich nie – sie hatten Angst, es könnte damit lauter und ungemütlicher werden auf ihrer Insel. Gozo ist nämlich nicht nur kleiner als das mondäne Malta, sondern vor allem dünner besiedelt, ruhiger und grüner. Nicht ganz zufällig bezeichnen die Malteser ihre Nachbaren gerne als Hinterwäldler. Auch die Gozitaner mögen ihre Nachbarn nicht sonderlich: Zu laut seien die Malteser und zu verschwenderisch.

Wer sich nach Ruhe sehnt, kann allerdings dem Trubel mit besagter Fähre entfliehen. Die Überfahrt nach Gozo dauert rund 20 Minuten. Bereits aus sicherer Distanz ist die Anatomie der Insel zu erkennen: Gozo besteht fast vollständig aus gelblichem Kalksandstein, der aber mit grünem Gewächs überzogen ist. Der Stein dient den Inselbewohnern als Baustoff für ihre Häuser und ist Hauptdarsteller so einiger Naturschauspiele: Besonders um den Küstenabschnitt Ta’Cenc ragen schroffe Felswände bis zu 150 Meter aus dem Meer. Ein Spaziergang auf diesem Hochplateau ist ein besonderer Genuss, die Aussicht ist einmalig und das über das Plateau führende Netz von Wanderwegen macht aus der Insel ein Paradies für Wandervögel und Naturliebhaber. Dass Wind und Wetter an den schroffen Kalksteinwänden nagen, mussten die Gozitaner im vergangenen März schmerzlich erfahren. Das Azure Window, ein 20 Meter hoher Felsbogen, der als Markenzeichen des Archipels galt, war nach Tausenden von Jahren eingestürzt. Ein starker Sturm riss den Felsenbogen mit sich. Geblieben ist: Nichts – ausser Erinnerungen an ein Naturkunstwerk.

Übernachten in Farmhäusern

Malta aus Seesicht
Malta aus Seesicht - Keystone

Magnet für Touristen

Ganz haltlos sind solche Bezichtigungen nicht. Zwar hat Malta durch seine exponierte Lage immer Menschen angezogen. Trotz der Magnetwirkung der Insel galt Valletta, die Hauptstadt Maltas, bis in die 1980er Jahre aber als verschlafenes Nest. Dann taten die Paläste, Schlösser und Burgen ihre Wirkung – die UNESCO erklärte Valletta zum Weltkulturerbe. Und damit stieg der Lärmpegel beträchtlich an. Heute ist Malta eine der am dichtesten besiedelten Inseln der Welt und hat sich zu einem der angesagtesten Spots im Mittelmeer entwickelt. Es wird immer hipper, lauter, mondäner und eleganter auf der Insel und die Touristen kommen in Scharen. 2016kamen alleine aus der Schweiz 40‘000 Besucher.

Auch die einstigen Fischerorte Sliema und St. Julians Bay boomen und putzen sich raus. Die Hotels sind noch feiner geworden, Casinos locken Touristen, die Discos dröhnen und Bars und Restaurants säumen den Pier. Fischerboote gibt es im Zentrum keine mehr, dafür reiht sich eine Jacht an die andere; gerade ist man daran eine Marina für 750 Jachten zu bauen. Für die Einheimischen ist die Magnetwirkung der Insel nicht nur Lust: Die Immobilienpreise steigen seit einigen Jahren in den Himmel und nicht wenige Bewohner Vallettas nerven sich über die vielen Touristen, die sich mit ihren Fotokameras bewaffnet durch die pittoresken Gassen drängen. Linderung scheint nicht in Sicht: Geht es nach der maltesischen Regierung, sollen noch mehr Besucher kommen.

Malta überzeugt durch mediterrane Bauten.
Malta überzeugt durch mediterrane Bauten. - Keystone

Trotz des omnipräsenten Kalksteins ist der Boden auf Gozo fruchtbar. Die Landwirtschaft war lange ein wesentlicher Bestandteil der Kultur auf Gozo. Heute können die Bauern mit den günstigeren Importen aus Sizilien nicht konkurrieren und mussten sich nach alternativem Erwerb umsehen – fündig sind sie im Tourismus geworden. Die zahlreichen über die Insel verstreuten Farmhäuser dienen den Urlaubern heute als «Gästehäuser». Gozo verfügt nur über ein 5-Sterne Hotel, die meisten Touristen übernachten in den alten Farmhäusern. Einmal mehr zeigt sich: die Gozitaner tun alles, um ihre Tradition und Natur vor dem Lärm der Moderne zu schützen. Das manifestiert sich nicht nur in den restaurierten Farmhäusern oder dem Nasenrümpfen, wenn es um die geplante Brücke geht; es zeigt sich insbesondere in den vielen kleinen Dörfern, die über die Insel verteilt sind und in deren engen Gassen die Zeit stillzustehen scheint.

Ein weiteres Highlight auf Gozo sind die vielen Sandstrände. Gerade die Ramla Bay ist ein äusserst beliebter und idyllischer Küstenabschnitt. Zudem gilt Gozo als einzigartiger Tauch-Hotspot im Mittelmeer. Das Wasser ist glasklar und die Sicht reicht an guten Tagen bis zu 50 Metern. Zu sehen gibt es spektakuläre Unterwasserlandschaften mit Grotten, Höhlen, Kaminen, farbigen Fischen und sogar gesunkene Wracks können betaucht werden – nirgendwo sonst im Mittelmeer gibt es so viele Wracks auf so engem Raum.

Einst Wahrzeichen Gozos - unterdessen eingebrochen: Das Azure Window.
Einst Wahrzeichen Gozos - unterdessen eingebrochen: Das Azure Window. - Keystone

Valletta – Europäische Kulturhauptstadt 2018

Valletta ist zusammen mit dem niederländischen Leeuwarden im Jahr 2018 Europas Kulturhauptstadt. Die grosse Eröffnungsveranstaltung fand am 20. Januar 2018 statt. Geplant sind auf verschiedenen öffentlichen Plätzen Musik, Theater, Tanz und Videokunst. Das Verschwinden der letzten britischen Soldaten wird am 31. März gefeiert, dem Freedom Day. Ein weiteres Highlight ist die Aufführung der «Opera Spranga» von 11. bis 15. September 2018. Die moderne Adaption der Verdi-Oper «Aida» wird auch in der Partner-Kulturhauptstadt – dem niederländischen Leeuwarden – aufgeführt.

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