Mit Pop-up-Stellplätzen gegen Wildcampierer
Um die Camping-Nachfrage zu befriedigen und das Wildcamping einzudämmen, sind vielerorts temporäre Camping- und Stellplätze eingerichtet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die meisten Schweizer Campings sind während der Sommerferien ausgebucht.
- Um der Nachfrage gerecht zu werden, haben einige Gemeinden Pop-up-Stellplätze erstellt.
Der Campingboom hat im Corona-Jahr einen weniger schönen Nebeneffekt. Der Bund sperrte Campingplätze wegen COVID-19 länger zu als andere touristische Einrichtungen und förderte damit ungewollt das Wildcampieren.
Viele liessen sich durch geschlossene Plätze nicht abhalten, im Wohnmobil durch die Schweiz zu reisen.
Die Folgen waren oft unerfreulich. Beschwerden über zurückgelassenen Abfall, Feuer in verbotenen Zonen und sogar Fäkalien an unmöglichen Orten nahmen zu.
Als sich nach dem Lockdown ein Ansturm auf Campingplätze abzeichnete, reagierten viele Gemeinden, aber auch Private rasch. Pop-up-Plätze schossen aus dem Boden; Bauern öffneten ihre Höfe; Parkplätze wurden zu temporären Stellplätzen umfunktioniert.
Ein paar Beispiele:
Uri wird zu einem Camper-Paradies
Normalerweise stehen Wohnmobile im Stau vor dem Gotthard Richtung Süden. Dieses Jahr bleiben viele in Uri und geniessen dessen wilde Seen- und Bergwelt.
Uri Tourismus hat deshalb schon Anfang Juni nach Alternativen zu den bestehenden Campingplätzen gefahndet. Daraus entstand «TempCamp», ein im Internet abrufbares Angebot von inzwischen mehr als fünf Dutzend Pop-up-Plätzen im ganzen Kanton.
Diese reichen vom einfachen Parkplatz bei der Schule Erstfeld bis zum idyllischen Platz in Seenähe an der Isleten. Dort sind sieben Stellplätze für Wohnmobile und 20 Zeltplätze eingerichtet worden. I
n einem Container befinden sich Toiletten und Dusche, es gibt Stromanschlüsse, und ein Restaurant befindet sich in der Nähe.
Campen mit Blick aufs Simmental
Der Parkplatz beim Restaurant «Bühlberg by Lenkerhof» an der Lenk darf von Campingbussen bis acht Meter Länge benutzt werden. Es gibt Stromanschlüsse und Zugang zu einer Toilettenanlage. Anmeldung braucht es keine.
Wenn das Restaurant offen ist, kann eine Waschmaschine benutzt werden. Kostenlos ist die fantastische Aussicht auf das Simmental und die Berner und Walliser Alpen.
Campingidylle in Amden
Ein ausgewachsener Campingplatz ist im Arvenbüel auf 1272 m.ü.M. hoch über Amden SG und dem Walensee entstanden. Er ist bis Mitte Oktober in Betrieb und bietet auf einem Parkplatz am Waldrand Platz für 35 Fahrzeuge.
Dazu gibt es auf einer Wiese einen grossen Zeltplatz.
Die Idee hatte ein privater Unternehmer, der auch die Risiken trägt; die Gemeinde erteilte rasch und unbürokratisch die nötigen Bewilligungen. Alles, was der Camper begehrt, ist vorhanden: sanitäre Anlagen, ein Bistro, elektrische Anschlüsse.
Zahlreiche Pop-up-Stellplätze im Kanton Graubünden
Auch Graubünden Tourismus hat die die temporären Plätze online erfasst. In Fideris im Prättigau stehen 14 Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen und eine Zeltwiese zur Verfügung. Mit sanitären Anlagen und Stromanschlüssen.
Der Naturzeltplatz beim Geissenhof in Rona zwischen Savognin und Bivio bietet Platz für 20 Zelte und bis zu fünf Fahrzeuge. Den Abend verbringt man am Lagerfeuer oder im Hofbeizli.
In Silvaplana können Wohnmobile mit eigenen sanitären Einrichtungen auf dem Parkplatz Cristins nahe der Bergbahn Corvatsch parkieren. Für Camper ohne Toiletten stehen Plätze auf dem Parkplatz des Campings Silvaplana zur Verfügung. Dessen sanitären Anlagen dürfen benutzt werden.
Beim TCS-Camping St. Moritz sind 15 Nachtplätze eingerichtet worden. Die Infrastruktur des Campingplatzes kann mitgenutzt werden. Stromanschlüsse gibt es nicht.
Auf dem Parkplatz Fadail in Lenzerheide ist ein Pop-up-Stellplatz eingerichtet worden. Toiletten und Duschen, Wasserversorgungs- und Entsorgungsmöglichkeiten sind vorhanden, aber kein Strom.
Campen auf dem Olma-Gelände
Bis zum 13. September gibt es erstmals einen offiziellen Stellplatz für Wohnmobile mitten in St.Gallen. Dort, wo während der Olma im Herbst die Säuli-Rennen stattfinden, sind 14 Stellflächen eingerichtet worden.
Es gibt Toiletten und Waschbecken, Container für die Abfallentsorgung, Ausgüsse für Chemietoiletten und Abwasser.
Restaurants, Bars, ein Supermarkt, eine Metzgerei und eine Bäckerei sind in der näheren Umgebung. Vom Olma-Gelände ist man zu Fuss in einer Viertelstunde in der Altstadt, mit dem Bus in fünf Minuten.
Im Herbst hats noch Platz auf den Campings
Die grosse Frage, die sich viele Betreiber von Campingplätzen nach dem sommerlichen Ansturm stellen: Werden sich die Herbstferien nochmals so positiv präsentieren?
«Die Reservationen für den Herbst sind erfreulich», sagt Oliver Grützner vom TCS, dem grössten Platzbetreiber der Schweiz. «Aber das Wetter wird entscheidend sein.»
Das bestätigt Marcel Zysset vom Branchenverband Swisscamps, ergänzt aber: «Das Virus ist immer noch präsent. Sollte sich eine Ansteckung auf einem Campingplatz ereignen, würde das Campieren vielleicht gebremst.»