Reise-Kolumne: Mit gutem Gewissen verreisen
Wie nachhaltig die Ferien sind, liege auch in der Verantwortung der Reisenden, findet Stephanie Schulze zur Wiesch in der neuen Nau.ch-Reisekolumne.
Das Wichtigste in Kürze
- Stephanie Schulze zur Wiesch ist CEO bei den Kuoni Marken (DER Touristik Suisse AG).
- In der Nau.ch-Reisekolumne gibt sie Tipps zum nachhaltigen Reisen.
- Verantwortungsbewusst handeln und planen, könne nämlich richtig viel Spass machen.
Ferien sind für viele Menschen der Höhepunkt des Jahres: Endlich raus aus dem Alltag, neue Länder und Kulturen entdecken, Zeit zum Entspannen und Geniessen. Doch in Zeiten des Klimawandels und steigender Umweltbewusstheit rückt die Frage nach nachhaltigem Reisen immer mehr in den Fokus.
Kann man heutzutage noch mit gutem Gewissen in ein Flugzeug steigen und ferne Reiseziele erkunden? Diese Fragen müssen natürlich individuell beantwortet werden. Meine persönliche Antwortet lautet: «Ja, aber…». Die Antwort auf diese Frage ist nicht immer einfach und muss individuell abgewogen werden.
Während die Erholung und der kulturelle Austausch zu den positiven Aspekten des Reisens zählen, gibt es viele Möglichkeiten, wie wir unsere Reisen verantwortungsvoller gestalten können.
Sei es durch die Wahl nachhaltiger Unterkünfte, bewusste Entscheidungen beim Transport oder das Vermeiden von umweltschädlichen Aktivitäten – kleine Schritte können bereits einen grossen Unterschied machen. In diesem Beitrag geben wir Ihnen wertvolle Tipps, wie Sie Ihre nächste Reise nicht nur geniessen, sondern auch nachhaltig planen können.
1. Verantwortungsvolle Reiseveranstalter und nachhaltige Unterkünfte wählen
Reiseveranstalter, die sich für verantwortungsvollen Tourismus einsetzen, bieten oft zertifizierte und umweltfreundliche Reiseoptionen an. Achten Sie auf Siegel wie TourCert und unterstützen Sie lokale Projekte und nachhaltige Unterkünfte, um den Tourismus in der Region positiv zu beeinflussen.
2. Lokale Kultur wertschätzen und unterstützen
Nutzen Sie die Gelegenheit, die lokale Kultur und Sprache besser kennenzulernen, und unterstützen Sie die Gemeinschaft vor Ort. Setzen Sie auf einheimische Reiseleiter, traditionelle Restaurants und lokale Produkte – das schafft nicht nur authentische Erlebnisse, sondern stärkt auch die regionale Wirtschaft.
3. Touristische Aktivitäten mit Tieren bewusst hinterfragen
Aktivitäten wie Elefantenreiten oder Tauchen mit Delfinen in Becken sind oftmals tierquälerisch und sollten vermieden werden. Setzen Sie sich stattdessen für ethische Tiererlebnisse ein und hinterfragen Sie stets, ob solche Angebote den Tierschutz respektieren.
4. Reisen mit Zug und alternativen Transportmitteln
Für Ziele, die gut mit der Bahn erreichbar sind, ist die Zugreise eine nachhaltige Alternative zum Flugzeug. Wenn Flüge notwendig sind, bevorzugen Sie Direktflüge und prüfen Sie Optionen zur Kompensation Ihrer Emissionen, etwa durch Sustainable Aviation Fuel (SAF).
Bei Fernreisen wie zum Beispiel auf die Malediven empfehle ich dringend, keine der künstlich aufgeschütteten Inseln auszuwählen. Diese Praxis zur Landgewinnung zerstört natürliche Lebensräume und belastet die Flora, die Fauna und die umliegenden Riffe.
5. Antizyklisch reisen und den Massentourismus umgehen
Reisen Sie ausserhalb der Hauptreisezeiten oder antizyklisch, um dem Massentourismus entgegenzuwirken. Dann hat die lokale Bevölkerung auch in der Nebensaison ein Einkommen.
Es müssen auch nicht immer die Top-10-Ziele sein. Die Städtereisenveranstalter etwa empfehlen Ihnen gerne Alternativen zu Rom, Barcelona oder Berlin. Auch Antwerpen, Bergamo oder Heidelberg sind tolle Ziele mit freundlichen Gastgeberinnen und Gastgebern.
6. Sensibilität bei Volunteering und Besuchen von Projekten mit Kindern
Sensibel sind Volunteering-Angebote oder Projektbesuche in Zusammenhang mit Kindern. Bei unseren Veranstaltern haben wir Besuche von Waisenhäusern oder Schulen ganz aus dem Programm gestrichen.
Es hat sich herausgestellt, dass wir dabei nicht 100 Prozent vermeiden können, dass geschützte Lernorte gestört, finanzielle Abhängigkeiten erzeugt und die Persönlichkeitsrechte der Kinder missachtet werden. Auch wenn es einem schwerfällt, sollte man übrigens bettelnden Kindern nichts geben. Eine Sach- oder Geldspende an eine Schule bewirkt mehr.
7. Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen: Wasser, Energie und Müllvermeidung
Vermeiden Sie Food Waste und gehen Sie sparsam mit Wasser und Energie um. Eine Dusche ist zum Beispiel kein Kinderspielgerät. Packen Sie Mehrwegartikel in Ihr Gepäck, um Einwegplastik zu vermeiden.
Selbstredend ist die Liste nicht abschliessend und schon gar kein Regelwerk. Flugkompensationen alleine machen aber keine nachhaltigen Ferien aus.
Verstehen Sie die Vorschläge als Anregung und finden Sie einen eigenen Umgang, unter welchen Voraussetzungen Sie die Themen Ferienreisen und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen können.
Sie werden sehen: Verantwortungsbewusst handeln und planen, kann richtig viel Spass machen! Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Reisen und Entdecken.
Ihre Stephanie Schulze zur Wiesch