Tierschutz und das Verhältnis zu Tieren in verschiedenen Kulturen
Während Haustiere im Westen oft verwöhnt werden und der Tierschutz eine bedeutende Rolle spielt, sieht dies in anderen Regionen der Welt ganz anders aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Human-Animal Studies werden auch in der Schweiz immer beliebter.
- Der Tierschutz hat sich in Europa in kurzer Zeit stark gewandelt.
Human-Animal Studies bezeichnet ein noch recht junges Forschungsgebiet, das sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier beschäftigt. Untersucht wird beispielsweise, wie sich die Beziehung zu bestimmten Tierarten entwickelt hat. Oder wie sich der Umgang mit Tieren in verschiedenen Kulturen unterscheidet.
Der Westen: Verliebt in Haustiere
In der Schweiz wächst die Zahl der Haustiere von Jahr zu Jahr. Einer Statistik des Verbands für Heimtiernahrung zufolge lebten 2022 insgesamt 1'853'759 Millionen Katzen in Schweizer Haushalten.
Daneben werden hierzulande 544'459 Hunde und rund 300'000 Vögel gehalten. Damit liegt das Land voll im Trend der westlichen Kulturen, die Haustieren eine hohe Bedeutung beimessen.
Nicht nur die Covid-19-Pandemie und die damit erzwungene Einsamkeit hat zu einem Boom bei Haustieren geführt. Auch die sozialen Medien, die täglich mit Tausenden Haustiervideos geflutet werden, leisten ihren Beitrag.
Wer oft genug bei Instagram mit niedlichen, verspielten und witzigen Katzen konfrontiert wird, wünscht sich irgendwann selbst eine Katze.
Tierschutz: Das zwiespältige Verhältnis zu Nutztieren
Allerdings kann das Verhältnis zu Tieren im Westen irritierend wirken. So gibt es Tierarten wie Katzen, die regelrecht vergöttert werden. Hingegen werden andere Tierarten wie Schweine und Rinder bedenkenlos getötet und verzehrt.
Im Westen gelten Tierarten wie Hunde als Haustiere, während sie im fernen Osten oft als Delikatesse betrachtet werden. Diese Unterschiede führen zu grosser Empörung und verstärkten Forderungen nach mehr Tierschutz.
Die Human-Animal Studies beschäftigen sich schon länger mit diesem Missverhältnis. Sie kommen zu der Erkenntnis, dass sich der Umgang mit Haus- und Nutztieren letztendlich gar nicht so stark unterscheidet.
Denn schliesslich werden Haustiere gehalten, weil sie dem Menschen Nutzen bringen sollen. Sie leisten Gesellschaft, spenden Zuneigung und halten ihre Besitzerinnen und Besitzer auf Trab.
Tierschutz: Die Schweizer und das Pferd
Was vielen Menschen gar nicht bewusst ist: Während die Nachbarländer den Verzehr bestimmter Tierarten längst verboten haben, hinkt die Schweiz hinterher.
Bis heute ist zum Beispiel der Verzehr von Hunden und Katzen nicht offiziell verboten. Öffentlich dazu bekennen will sich jedoch niemand.
Besonders zwiespältig ist das Verhältnis zum Pferd: Einer Untersuchung der Tierschutzorganisation PETA zufolge, werden in der Schweiz etwa 300 Gramm Pferdefleisch pro Kopf und Jahr verzehrt.
2020 sorgte eine Entscheidung für Empörung, wonach Pferdefleisch als kulinarisches Erbe der Schweiz gilt. Und das, obwohl Pferde oft heissgeliebte Haustiere und Weggefährten für Sportlerinnen und Sportler sind.
Tierschutz und Tiere in anderen Kulturen
In anderen Regionen erfüllen Hunde und Katzen nach wie vor in erster Linie eine Funktion als Nutztiere: sie bewachen Haus und Hof oder jagen Mäuse.
Von westlichem Tierfutter, üppiger Ausstattung oder Besuchen im Hundesalon können sie nur träumen.
Hinzu kommen kulturelle Besonderheiten: Im Westen wurde das Meerschweinchen als kuscheliges, kleines Haustier gezüchtet.
In ihrer eigentlichen Heimat Peru sind Meerschweinchen nicht nur weit grösser, sondern dienen als Nutztiere. Sie kommen dort genauso als Alltagsspeise auf den Tisch wie hierzulande Kaninchen. Tierschutz wird dann dort nicht gross geschrieben.
Manche Kulturen wandeln sich jedoch. Die Kuh, die in Indien einst als heilig verehrt wurde, gilt heute in den dicht besiedelten Städten oft als Störenfried.
Gute Nachrichten gibt es dagegen für den Hund: Als erstes ostasiatisches Land hat Südkorea den Verzehr von Hunden gesetzlich verboten.