Wann Dogsharing funktioniert – und wann nicht

Nau Lifestyle
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Bern,

Der eine hat wenig Zeit, der andere will sich keinen eigenen Vierbeiner anschaffen. Die Lösung: einen Hund teilen. Doch worauf ist zu achten?

Menschen Freunde Picknick Hund Wiese
Mein Hund, dein Hund: unser Hund! Dogsharing heisst, dass sich – meist zwei – Menschen einen Hund in Haltung und Fürsorge teilen. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Dogsharing «teilen» sich zwei Menschen einen Hund, kümmern sich gemeinsam um ihn.
  • Voraussetzung sind wechselseitige Sympathie und klare Absprachen bezüglich Hundeerziehung.
  • Gerade berufstätige Singles der Generation der unter 40-Jährigen interessieren sich dafür.

Wir teilen Autos, Kleidung, Werkzeug und Wohnungen. Wer gemeinschaftlich Dinge nutzt, schont Ressourcen und findet dank des Internets in der Regel schnell Gleichgesinnte.

Ähnlich läuft es auch beim Dogsharing, also wenn sich zwei Menschen einen Hund «teilen», sich also gemeinsam um das Tier kümmern.

So funktioniert Dogsharing

Giulia Lautz von der Hundeschule «Martin Rütter Dogs» im schweizerischen Wil/St.Gallen beobachtet den Trend vor allem bei der Generation der unter 40-Jährigen.

Auch berufstätige Singles wollen einen Hund halten. Sie jonglieren mit flexiblen Arbeitszeiten, Schicht- und Teilzeit.

Während es früher hiess, dass jemand, der arbeitet, besser keinen Hund halten soll, weiss man heute, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, auch als Erwerbstätiger einem Hund ein artgerechtes Leben zu bieten – eine davon besteht eben im Dogsharing.

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Schritt für Schritt zum Dogsharing-Modell: Um den Hund an unterschiedliche Bezugspersonen zu gewöhnen, unternimmt man am Anfang am besten viel gemeinsam. - Christin Klose/dpa-tmn

«Wenn alle Bezugspersonen am gleichen Strang ziehen, was die Erziehung des Hundes und die Erwartung an die Betreuung angeht, kann das eine gute Lösung sein», sagt Giulia Lautz.

Fremde finden zusammen

«Dass sich mehrere Menschen um einen Hund kümmern, hat es schon immer gegeben. Grossfamilie, Freunde, Nachbarn – in der Regel haben Hundehalter ein Netzwerk.

Idealerweise haben sie sich vor der Anschaffung überlegt, wer sich neben ihnen um das Tier kümmern kann, etwa im Krankheitsfall oder auf Reisen», sagt Hundefachwirtin Annette Möckel.

Bei Dogsharing finden sich Gleichgesinnte, denen die Freude an der geteilten Hundebetreuung am Herzen liegt – finanzielle Interessen spielen keine Rolle.

Im Gegensatz zu anderen Betreuungsformen: Hunde-Kitas oder Hunde-Pensionen haben Gebührensätze, Hundesitter und Dogwalker verlangen Stundenlöhne.

Grundvoraussetzung für die gemeinsame Betreuung eines Tieres ist, dass sich der Hundebesitzer und der Co-Sharer gut verstehen. Dazu zählen Toleranz und gegenseitige Freiräume.

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Hier krault nicht nur einer dem Hund die Ohren: Voraussetzung für Dogsharing ist, dass sich der Hundebesitzer und der Co-Sharer gut verstehen. - Christin Klose/dpa-tmn

Dennoch sollten klare Absprachen getroffen werden: Wo verbringt der Hund wann wie viel Zeit? Was bekommt das Tier zu futtern, wie ist es um die Tischmanieren bestellt?

«Ich kann nur empfehlen, dass es einen Hauptbesitzer geben sollte, der die Verantwortung trägt und wichtige Entscheidungen trifft, etwa wenn es um tierärztliche Behandlung geht», sagt Annette Möckel.

Ihr Tipp: «Absprachen am besten schriftlich festhalten und wie einen Vertrag unterzeichnen.»

Zeit lassen, gemeinsame Vokabeln verwenden

Laut den Hundeexpertinnen ist aber nicht jeder Vierbeiner fürs Dogsharing geeignet. Zwar sind Hunde soziale Lebewesen, die in den meisten Fällen problemlos mit mehreren Bezugspersonen zurechtkommen.

Aber auf jeden Fall sollte man dem Tier Zeit lassen, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Der Co-Betreuer soll die Gelegenheit erhalten, eine Beziehung zum Tier aufzubauen.

Anfangs ist es ratsam, gemeinsam etwas zu unternehmen. Bei Hunden, die stark auf ihren Besitzer bezogen oder einfach schon älter sind, treten unter Umständen Verlustängste auf, dann ist Geduld gefragt.

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Schön, wenn der Hund mehrere Bezugspersonen hat. - Pexels

Wichtig ist auch die Abstimmung über einheitliche Signale und Regeln, so sollte etwa das gleiche Rückrufwort verwendet werden. Die neue Bezugsperson muss genau wissen, wie der Hund auf andere Hunde, Spaziergänger, Radfahrer oder spielende Kinder reagiert.

Wie erlebt das Tier eine Trennung?

Hunde sind eng an den Menschen gebunden. Sie trauern, wenn ein Mensch verschwindet – etwa wenn ein Kind den Haushalt der Eltern verlässt, ein Familienmitglied stirbt oder Paare sich trennen.

Was sollte man bei einer Trennung bedenken? «Grundsätzlich sind die meisten Hunde flexibel und anpassungsfähig. Sie benötigen allerdings Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen», sagt Annette Möckel.

Ihr Rat für Besitzer von «Scheidungshunden»: «Hunde stresst es, wenn Menschen ihre Konflikte über sie ausleben – das sollte also tunlichst vermieden werden. Es gibt Konzepte, wie das geregelt werden kann. Am besten ist, wenn eine Hauptbezugsperson bestimmt wird.»

Projekt «Scheidungshund» eher selten erfolgreich

Für eine geteilte Fürsorge müssen Konflikte zwischen den Ex-Partnern emotional geklärt sein. Giulia Lautz hat die Erfahrung gemacht, dass sich Herrchen und Frauchen nach dem Aus gern weiter gemeinsam um ihren Hund kümmern wollen – aber dann mit dem Projekt scheitern.

In der Praxis ist die Situation für Herrchen und Frauchen emotional schwierig. Das wiederum spürt auch der Hund und das kann ihn belasten.

«In den allermeisten Fällen scheitert das Projekt ‹Scheidungshund› früher oder später. Der Hund bleibt am Ende dann doch bei einem Partner, während der andere sich ganz zurückzieht», so die Erfahrung der Hundetrainerin.

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