Wildtieren helfen: so geht es richtig
Ein junger Igel im Wohnzimmer mag niedlich wirken. Ein Rehkitz im Garten ebenso. Doch den Tieren ist damit nicht geholfen. So helfen Sie richtig.
Das Wichtigste in Kürze
- Laien können das Verhalten von Wildtieren nicht immer richtig einschätzen.
- Wildtiere lassen ihre Jungen auch mal alleine oder halten sich in Distanz zu ihnen auf.
- Wer dann das Kleine retten will, richtet mehr Schaden an, als zu helfen.
- Besser ist, zuerst bei einer Wildtierauffangstation anrufen und sich erkundigen.
Wer einen verlassenen jungen Wildhasen findet oder auf ein scheinbar verwaistes Rehkitz stösst, möchte oft schnellstmöglich helfen. Doch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten warnt vor überstürzten Aktionen.
Denn als Laie ist es oft schwierig, richtig einzuschätzen, ob das Tier tatsächlich in einer Notsituation ist.
So bleiben etwa Rehmütter, sogenannte Ricken, oft bewusst auf Distanz zu ihrem Nachwuchs, solange sich ein Mensch in der Nähe aufhält.
Und auch Feldhasen lassen ihre Jungen oft stundenlang alleine, kehren aber zur Fütterung wieder zurück. Das offenbar verwaiste Jungtier ist dann also gar keines. Und im Zweifel richtet man mehr Schaden als Nutzen an.
Jungtiere brauchen in der Regel keine Hilfe
Leider haben in den vergangenen Jahren die Meldungen von fälschlicherweise eingesammelten Jungtieren stark zugenommen, berichten Wildtierverbände.
Ob Reh, Feldhase, Stockente oder Wildschwein: Die Jungtiere setzten auf Ducken und Tarnen als Schutz vor Fressfeinden. Deshalb verharren sie die meiste Zeit des Tages regungslos alleine in der Wiese oder am Waldrand und bräuchten im Regelfall keine menschliche Hilfe.
Stöbert beispielsweise der Hund zufällig junge Wildtiere auf, gilt daher: Nicht anfassen und zurückziehen. Dann komme das Muttertier spätestens zum Füttern zurück und kümmere sich um den Nachwuchs.
Besorgte Naturbesucher, die junge Hasen, Rehe oder Entenküken aus Unwissenheit anfassen oder sogar einsammeln, machen gesunde Wildtiere zu Waisen, die dann ihr Leben lang auf den Menschen angewiesen sind.
Fachleute verständigen
Besser also: Zuerst bei einer Wildtierauffangstation anrufen und die Situation schildern. Alternativ könne man sich telefonisch auch an das nächste Tierheim oder einen lokalen Tierschutzverein wenden und hier um Rat fragen, so Vier Pfoten.
Auch der örtliche Jäger ist der richtige Ansprechpartner. Die örtliche Polizei kann zumeist den Kontakt vermitteln.
Bei der Suche nach einer Pflegestelle für Wildtiere sollte man zudem Vorsicht walten lassen, wenn etwa in sozialen Medien Bilder von Igeln im Wohnzimmer oder Rehkitzen im Garten gemeinsam mit Haustieren oder Kindern gezeigt werden.
Denn verletzte oder verwaiste Wildtiere brauchen der Tierschutzorganisation Vier Pfoten zufolge sachkundige Versorgung, viel Ruhe und nur den nötigsten menschlichen Kontakt. Gestreichelt werden sollten sie hingegen nicht.