Gibt es doch noch Hoffnung auf einen «Schweizer» Oscar?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Wenn die Imker-Doku «Honeyland» einen oder sogar zwei Oscars erhält, gewinnt eigentlich ein Schweizer Film. Oder zumindest wegen der Schweiz.

Honeyland Oscar
Honeyland ist ein nordmazedonischer Dokumentarfilm von Ljubomir Stefanov und Tamara Kotevska aus dem Jahr 2019. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • «Honeyland» ist in zwei Kategorien für einen Oscar nominiert.
  • Der Film stammt aus Nordmazedonien, massgeblich verantwortlich ist aber die Schweiz.
  • Bei US-Filmkritikern kommt der Doku über eine Imkerin sehr gut an.

In zwei Kategorien ist «Honeyland» für einen Oscar nominiert: als «bester internationaler Film» und «bester Dokumentarfilm». Damit hat der Dokumentarfilm über die letzte Wildimkerin Mazedoniens gleich doppelt Chancen, ein Goldmänchen zu gewinnen.

Das freut insbesondere auch das EDA, das Departement von Aussenminister Ignazio Cassis. Denn die Schweiz darf für sich in Anspruch nehmen, dass es ohne sie «Honeyland» wohl gar nicht gäbe.

Viel Lob auch aus den USA

Die Geschichte von Hatidze Muratova, die vom Verkauf des wilden Honigs ihrer Bienenvölker lebt, sei ein cineastisches Meisterwerk. Das sagen nicht das EDA oder die Produktionsfirma, sondern US-Filmkritiker.

Geplant war der Film eigentlich als von der Regierung bestelltes, kurzes Informationsvideo über Nordmazedoniens Naturschutzprogramm. Herausgekommen sei «nichts weniger als ein Epos», schreibt die New York Times.

Der Umgang mit der Natur, mit den Bienen als Nutztiere und die Weisheit von Hatidzes kranker, blinder Mutter erwischte auch die Filmemacher auf dem falschen Fuss. Um so verdienter sei die Oscar-Nomination, sind sich Fachleute einig. «Eine reale Umwelt-Allegorie und nicht zuletzt eine beissende Komödie über das uralte Problem der rücksichtslosen Nachbarn», schreibt die New York Times.

Schweiz macht es möglich

Warum nun auch die Eidgenossenschaft sich freut und gar auf die eigenen Schultern klopft, ist weder cineastisch noch komödiantisch begründet. Sondern in einem Naturschutzprogramm der DEZA, das Umweltschutz und den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen fördert.

Das Projekt der Erhaltung der Biodiversität dienen und gleichzeitig das Wissen und die Traditionen der lokalen Bevölkerung integrieren. Davon war Hatidze Muratova ein Teil. Weil die DEZA auch den Film über sie unterstützte, wird sie nun sogar im Abspann gleich zweimal erwähnt.

Mit einem Bein sind die Entwicklungshelfer des Bundes also nun in Hollywood. Wahrscheinlich wird man sich dort langsam aber sicher mal fragen, warum die Schweizer eigentlich solche Bienen-Fetischisten sind. 2013 schickten wir bereits «More than Honey» von Markus Imhof ins Oscar-Rennen.

Chancen mässig, aber reif für die Geschichtsbücher

Gleich zweimal kommt ja nun auch «Honeyland» in den Oscar-Nominationen vor. Allerdings sehen die meisten Experten bei allem Lob trotzdem nicht zweimal Chancen auf eine Gold-Statuette. In der Kategorie «bester Dokumentarfilm» ist der in Syrien spielende «For Sama» favorisiert. Und bei «bester internationaler Film» sei wohl kein Vorbeikommen an «Parasite» aus Südkorea.

Immerhin hat «Honeyland» aber bereits einige Preise abgeräumt, darunter auch am renommierten «Sundance Film Festival». Und ob Award oder nicht, der Film werde so oder so Eingang finden in die Oscar-Geschichtsbücher, streicht «IndieWire» heraus.

Denn «Honeyland» ist der erste Film, der gleichzeitig in diesen beiden Kategorien nominiert wurde. Als Dokumentarfilm in der Kategorie «Bester Film» – das gab es bei den US-Movies noch überhaupt nie.

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spike lee

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