Unproduktiv? Nicht faul, sondern sensorisch überlastet

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Wer unproduktiv und überfordert ist, wird häufig als faul abgestempelt. Dahinter steckt aber in vielen Fällen eine Reizüberflutung, die das Nervensystem trifft.

Erschöpfter Mann am Arbeitsplatz
Eine sensorische Überlastung führt häufig dazu, sich überfordert und gestresst zu fühlen. - Depositphotos

Sie fühlen sich oft müde, erschöpft und einfach nur überfordert? Dann könnten Sie zu den vielen Menschen gehören, die schon einmal eine sensorische Überlastung erlebt haben.

Ob auf einer Party mit lauter Musik und vielen Gästen oder beim Versuch, das Abendessen zuzubereiten, während das Baby schreit: Der beschriebene Gefühlsmix tritt in solchen und ähnlichen Situationen auf.

Was ist eine sensorische Überlastung?

Täglich werden wir mit einer Fülle von Sinneseindrücken bombardiert. Deren Informationen werden von unserem Gehirn verarbeitet, damit wir angemessen reagieren.

Verzweifelte Frau legt Kopf auf ihren Laptop
Geräusche, Gerüche, zu viele Eindrücke ‒ zu viele Reize wirken oft überlastend. - Depositphotos

Doch manchmal wird es uns einfach zu viel. Wir fühlen uns überstimuliert, wollen am liebsten alles abschalten. Dieser Zustand hat sogar einen klinischen Namen: «Sensorische Überlastung», und diese tritt auf, wenn mehr Reize eintreffen als unser Nervensystem verarbeiten kann.

Das Ergebnis ist Stress. Entweder in Form von Hyperaktivität (Kampf- oder Fluchtreaktion) oder Hypoaktivität (Erstarren).

Hauptursachen für eine sensorische Überlastung

Menschen, die bereits unter Angstzuständen, Depressionen oder Stress leiden, sind anfälliger für sensorische Überlastungen. Aber auch körperliche Zustände wie Krankheit, Hunger oder Schlafmangel können das Nervensystem zusätzlich belasten.

Sie begünstigen eine Überreizung. Einige Menschen sind von Natur aus empfindlicher und daher anfälliger für sensorische Überflutungen.

Dazu gehören hochsensible Personen sowie Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder einer sensorischen Verarbeitungsstörung.

Bewältigungstechniken bei überforderndem Input

Es hilft zunächst schon, sich selbst daran zu erinnern, dass man sicher ist, um den «Bedrohungsalarm» des Nervensystems herunterzufahren. Auch ein Fokuswechsel wirkt sich positiv aus: Schauen Sie beispielsweise nach links und dann nach rechts, um Ihre Aufmerksamkeit von der überfordernden Situation abzulenken.

Mann in der Natur trinkt Kaffee
Um der Überlastung zu entkommen, hilft beispielsweise eine ruhige Zeit in der Natur. - Depositphotos

Es kann auch hilfreich sein, sich aus der belastenden Umgebung zu entfernen und eine «sensorische Pause» einzulegen. Und vergessen Sie nicht: Bewusstes Atmen unterstützt Sie dabei, Stress abzubauen und Ihr Nervensystem zu beruhigen.

Wichtig: Trotz all dieser Techniken kommt es vor, dass die Symptome einer sensorischen Überlastung Ihren Alltag beeinträchtigen oder wiederholt auftreten. In diesem Fall sollten Sie unbedingt Hilfe suchen.

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