Gewalt an Frauen hat oft mit Alkohol zu tun
Statistiken zeigen: Bei der Mehrheit der Gewalttaten an Personen ist Alkohol im Spiel. Geht die Debatte um Männer- und Migranten-Gewalt am Problem vorbei?
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Mehrheit der Gewaltdelikte im öffentlichen Raum ist Alkohol mit im Spiel.
- Dies zeigen Befragungen bei Polizisten und Fachleuten.
Nach dem Fall der fünf in Genf angegriffenen Frauen und der Prügel-Attacke auf Géraldine Nowa an der Street Parade - sie teilte ihr Schicksal diese Woche im SRF-«Club» - gingen die Wogen hoch. Manifestiert sich hier ein Männer- oder ein Ausländerproblem? Beides lässt sich mit statistischen Zahlen belegen. Nicht überraschend favorisierten SVP-Politiker die Migranten-These, während SP-Frauen die Männer zur Wurzel des Übels erkoren.
Alkohol ist ein Sicherheitsproblem
Dass unter Alkoholeinfluss die Emotionen hochgehen können, braucht nicht wissenschaftlich erhärtet zu werden. Im Auftrag des Bundes ist aber schon 2014 eine Studie der Frage nachgegangen: Wie sehr denn? So sehr, dass der Alkohol mitverantwortlich gemacht werden kann für Gewalt und kriminelle Taten?
Mit Befragungen bei Fachpersonen sowie 1300 Polizisten in den Kantonen Bern, Genf und Luzern sowie der Stadt Zürich schloss die derzeit aktuellste Studie zum Thema: Ja. Alkohol macht den öffentlichen Raum unsicher. Das zeige sich auch in Umfragen in der Bevölkerung: Rund die Hälfte wurde in den letzten 12 Monaten durch alkoholisierte Fremde belästigt.
Von Ruhestörung bis Körperverletzung
Gemäss den Polizeiangaben spielt Alkohol die grösste Rolle bei Verstössen, die eine Vorstufe zu körperlicher Gewalt darstellen. Bei 76 Prozent der nächtliche Ruhestörungen und 74 Prozent der Streitigkeiten ist Alkohol im Spiel. Dicht dahinter folgen Delikte unter dem Titel «Gewalt gegen Personen» wie Tätlichkeiten (70%) und Körperverletzungen (73%).
Die Täter sind meistens junge oder zumindest jüngere Männer – aber zu einem Drittel auch Frauen, wenn auch meistens nicht als Einzeltäterinnen. Dieses Geschlechterverhältnis deckt sich mit den Zahlen von Sucht Schweiz: Bei den Alkoholabhängigen sind rund ein Drittel weiblich, zwei Drittel männlich.