Was bringt uns komplette Drogenlegalisierung, Thomas Kessler?
Thomas Kessler, ehemaliger Basler Stadtentwickler und frischgebackener FDPler, will schweizweit alle Drogen legalisieren. Das müssen sie darüber wissen.
Das Wichtigste in Kürze
- Drogen würden sauberer und billiger, wenn sie legal wären, sagt Thomas Kessler.
- Der ehemalige Drogenbeauftragte und Stadtentwickler will Drogen legalisieren.
- Wer einen Schweizer Pass hat, soll national legal Drogen kaufen uns konsumieren können.
Schweizer Pass zeigen, Droge abholen. Ganz legal und erst noch günstiger, als heute. Das ist die Vision von Thomas Kessler.
Kessler, frisch geschmiedeter FDP-Nationalratskandidat für Basel-Stadt, kennt sich aus. Sowohl in der Politik, die er als Stadtentwickler des ehemaligen Regierungsratspräsidenten Guy Morin auf Trab hielt, als auch in Sachen Drogen. In den Neunzigerjahren, als am Zürcher Platzspitz die Drogen reger flossen als die Limmat, setzte Kessler strikt die kontrollierte Heroinabgabe durch. «Schon damals war mir klar, dass erst die Legalisierung aller Drogen das Problem regelt», erklärt Kessler. Jetzt also soll es so weit sein.
«Die Schweiz ist ein Hochkonsumland»
«Die Schweiz ist aktuell ein Hochkonsumland. Das zeigen die Drogenmengen, die in unserem Abwasser gemessen werden. Es gibt zwei Gründe dafür, dass der Drogenkonsum in der Schweiz so hoch ist. Erstens: Wir sind reich, wir können uns also die Preise der Dealer leisten. Zweitens: Das Verbot.» Die Prohibition in den USA der Zwanziger- und Dreissigerjahre habe gezeigt: «Eine Prohibition führt immer zur Hochkonzentration.»
Doch was genau würde eine Legalisierung denn regeln? Sind legale Drogen nicht erst recht eine Einladung?
Zugänglichkeit
«Heute sind Drogen zu jeder Zeit erhältlich», sagt Kessler, «Sie können um 3 Uhr morgens ihren Dealer anrufen und bekommen, was sie wollen.» Würden Drogen legalisiert, gäbe es sie nur noch zu Ladenöffnungszeiten in den jeweiligen Geschäften wie Cannabis-Shops oder Apotheken. Unbegrenzt zugänglich wären die Drogen allerdings nicht: «Wir wollen ja keinen Drogentourismus auslösen. Das heisst, die Drogen sollen nur gegen vorweisen einer Schweizer Identitätskarte erhältlich sein», so Kessler.
Kontrolle
«Würde man die Stoffe legalisieren, könnten Produktion, Qualität und Abgabe kontrolliert werden», sagt Kessler. Bei der Abgabe würde der Kunde über Anwendung und Risiko aufgeklärt. Zudem müsste genau ausgewiesen werden, woraus der Stoff sich zusammensetzt. Wer regelmässig konsumiert, wird registriert. «Registrierung im Laden dient der Vereinfachung, es soll keine unnötige Bürokratie entstehen», so Kessler. Zudem sieht er, analog Tabak und Alkohol, je Droge und Konzentration unterschiedliche Altersfreigaben vor.
Preise
«Eine Prohibition erhöht die Preise, weil das Risiko mit einberechnet wird», erklärt Kessler. Er geht davon aus, dass die Preise bei einer Drogenlegalisierung fallen würden.
Steuern und Kosten-Einsparungen
Als frischgebackener Freisinniger interessiert Kessler sich natürlich auch für die Finanzen. «Die Prohibition kostet uns jährlich 800 Millionen Franken.» Dieses Geld will Kessler allerdings nicht einsparen, sondern umverteilen: «Statt in die Drogenfahndung, kann man dieses Geld in den Kampf gegen Cyber-Kriminalität stecken, dort fehlt es aktuell.» Gleichzeitig könnten bei legalen Drogen auch Steuern erhoben werden. «Die Hälfte der Einnahmen soll in die AHV fliessen. Das ist bitter nötig. Der Rest kann analog Alkohol und Tabak in die Suchtprävention investiert werden.»
Wie bei Tabak und Alkohol sieht Kessler ein Werbeverbot vor. Er ist überzeugt, dass ein kontrollierter, legaler Drogenmarkt zu geringerem Konsum führt. Welchen Gegner aber fürchtet der Neo-Politiker am meisten? «Den Drogendealern wird das natürlich überhaupt nicht gefallen, das ist schon klar. Aber dagegen kommen wir an.» Angst, dass die Gesellschaft Drogen, wenn sie erstmal legal sind, auf die leichte Schulter nimmt, hat er nicht. «Wir können bei jedem Verkauf informieren und Prävention anbieten», sagt er überzeugt.