Die Gewalt an Frauen hat sich verdreifacht
Menschen, Alkohol, Feiern: Der Ausgang gehört zum Wochenende dazu. Doch die neuesten Unfallstatistiken zeigen alarmierende Zahlen zur Gewalt gegen Frauen.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut der Unfallstatistik haben sich gewaltbedingte Unfälle von Frauen verdreifacht.
- Auch die Opferhilfestatistik vermeldet 27'165 Beratungen von weiblichen Opfern.
- Eine genaue Erklärung für die Entwicklungen gibt es nicht.
Mitte August hat eine Gruppe von Männern in Genf fünf Frauen angegriffen und verletzt. Die Täter konnten später identifiziert werden. Der Vorfall hat eine Reihe von Protesten gegen Gewalt an Frauen ausgelöst.
Der Ausgang ist für Frauen tatsächlich gefährlicher geworden, zeigt nun eine Analyse der «SonntagsZeitung» – vor allem für Frauen zwischen 15 und 24 Jahren. Die Zahlen der Schweizerischen Unfallstatistik zeigen dabei, dass sich die gewaltbedingten Unfälle von jungen Frauen im öffentlichen Raum zwischen 1995 und 2016 verdreifacht haben. Die Statistik erfasst in der Schweiz wohnhafte Personen, die nach dem Unfallversicherungsgesetz versichert sind, also alle Arbeitnehmer und Arbeitslosen. Der grösste Teil der Daten stammt von der Suva.
So gab es 1995 rund 200 Gewalt-Unfälle und 2016 dann bereits 640 solcher Vorfälle. Die Zahl der versicherten Frauen ist dabei etwa gleich geblieben. Es handelt sich um Unfälle mit Verletzungsfolge, auf die eine Meldung bei der Versicherung folgt – so etwa bei einem Streit, einem Überfall oder einer Schlägerei.
Opferhilfestatistik stimmt zu
Auch die Zahlen der nationalen Opferstatistik bestätigen diese Aussagen. 2017 gab es in der Schweiz 27'165 Beratungen von Frauen. Seit 2000 haben sich dabei die Fälle fast verdreifacht.
Gewaltbedingte Verletzungen sind zwar bei Männern immer noch häufiger als bei Frauen. Seit 2009 sinkt das Risiko für Männer im öffentlichen Raum aber deutlich. Bei Frauen existiert eine solche Entwicklung nicht.
Wie Strafrechtsprofessor und Kriminologe Martin Killias gegenüber Zeitung erklärt, sei eine mögliche Erklärung, dass sich das Ausgehverhalten der beiden Geschlechter unterschiedlich entwickelt hat. Junge Männer gehen also seit neustem deutlich weniger aus, während die Ausgeh-Häufigkeit bei den Frauen nicht abgenommen hat.
Eine andere Erklärung wäre laut Killias aber auch, dass Frauen heutzutage schlichtwegs häufiger angegriffen werden, wenn sie am Abend oder in der Nacht unterwegs sind. Dies würde sich auch mit den Vorfällen in Genf vereinbaren lassen.