Fall Brigels: Pfarrer Josef Hochstrasser gegen katholisches Zölibat
Er ist verliebt. Der katholische Pfarrer von Brigels GR legt seine Arbeit nieder. Pfarrer und Hitzfeld-Biograf Josef Hochstrasser fordert mehr Toleranz.
Es war der Sonntags-Schocker des Tages – zumindest für die katholische Gemeinschaft in der Schweiz. Am Wochenende gibt Pfarrer Marcel Köhle vor seiner Gemeinde in Brigels GR bekannt, dass er sein Amt per sofort niederlegt. Der Grund: Köhle hat sich in eine Frau verliebt – und will mit ihr zusammenleben.
Das ist für einen katholischen Pfarrer aber nach wie vor nicht möglich. Denn: Der Pflichtzölibat gilt in der katholischen Kirche noch immer als unumstössliche Wahrheit. Und wird auch weiterhin von Papst Franziskus in Rom gestützt.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach sieben Jahren tritt Marcel Köhle als katholischer Priester von Brigels GR zurück.
- Pfarrer Josef Hochstrasser fordert: Der Pfarrer soll bleiben!
Nun fordert der heute reformierte Pfarrer und Ottmar Hitzfeld-Biograf Josef Hochstrasser: Schafft den Zölibat ab! Hochstrasser weiss genau, wovon er spricht. Er erlebte vor über 40 Jahren als katholischer Pfarrer am eigenen Leib, was es heisst, aufgrund einer Liebesgeschichte vom Amt suspendiert zu werden.
Er fordert die Kirchengemeinde Brigels GR deshalb auf, hinter Pfarrer Köhle zu stehen. Und damit auch ein klares Zeichen an das Bistum Chur zu senden. «Man muss das Problem des Zölibats nun dezentral lösen.» Am Ende sei doch die Botschaft von Jesus Christus entscheidend, nicht irgendeine Ideologie aus Rom. Hochstrasser: «Habt den Mut in Brigels, euren eigenen Weg zu gehen.»
Damals bedeutete seine Entscheidung, dass er sich vom Pfarrersein in der katholischen Glaubensgemeinschaft verabschieden musste. Deshalb springt er jetzt für seinen Kollegen aus Brigels in die Bresche. Hochstrasser: «Wenn Rom der Pflichtzölibat nicht abschafft, dann muss man eben nun in der Schweiz, an der Basis, ein Zeichen setzen.»