Mario Gattiker über die Arbeitsintegration von Flüchtlingen
Flüchtlinge sollen einfacher arbeiten können. Doch das ist nicht so einfach. Der Bund wollte deshalb von Arbeitgebern wissen, was sie sich wünschen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Staatssekretariat für Migration möchte mehr Flüchtlingen einen Job verschaffen.
- Es hat deshalb Gespräche mit Vertretern der Wirtschaft geführt.
- Firmen sollen einfacher an Infos kommen und administrative Hürden sollen abgebaut werden.
Das Staatsekretariat für Migration SEM will mehr Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen in den Arbeitsmarkt integrieren. Das Problem: «Die berufliche Integration müssen Bund, Kantone und Gemeinden gemeinsam vorantreiben und es braucht schlussendlich vor allem motivierte Arbeitgeber», stellt Mario Gattiker, Chef des Staatssekretariats für Migration (SEM), fest.
Unübersichtlich und aufwändig
An der Motivation hapert es aber nicht, stellte Eduard Gnesa fest. Er hat vom SEM den Job gefasst, in über 50 Interviews mit Vertretern der Wirtschaft herauszufinden, woran es denn liegt, dass die Erwerbsquote der Flüchtlinge nach fünf Jahren bei lediglich 32 Prozent liegt. Dabei stellte Gnesa fest: «Es gibt für Firmen kein zentrales Informationsangebot, quasi auf Knopfdruck».
Es sei für die Arbeitgeber sehr aufwändig, die Anstellungsbedingungen punkto Gesetz oder Lohn zusammenzusuchen. Andererseits gebe es oft zu starre Lohnbedingungen, etwa wenn es in einer Branche einen Gesamtarbeitsvertrag mit gesetzlichem Mindestlohn gibt. «Hier könnte man finanzielle Anreize für den Arbeitgeber prüfen: Dieser könnte während der Einarbeitungszeit zum Beispiel Zuschüsse erhalten oder muss nur einen Teil des Lohnes bezahlen».
Grosses Potenzial liegt brach
Genau das sei primär mit den Sozialpartnern zu diskutieren, sagt Mario Gattiker dazu. «Denn wir wollen mit der Arbeits-Integration ja nicht das Lohndumping fördern.» Er betont aber, dass die frühzeitige Potenzialabklärung sowie die Begleitung durch einen Job-Coach bereits aufgegleist seien. Sie sind nämlich Bestandteil der «Integrationsagenda», die im Mai 2019 in Kraft treten wird.
Das Potenzial ist indes gross: 70 Prozent der etwa 93'000 Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen haben bereits Arbeitserfahrung, 50 Prozent verfügen über eine Schul- oder Berufsausbildung. «Man vergisst oft, dass diese Menschen aber nicht primär fürs Arbeiten in die Schweiz gekommen sind», gibt Gattiker zum Schluss zu bedenken. Sowohl die Flüchtlinge wie die Unternehmen seien aber hoch motiviert, dieses brachliegende Inlandpotenzial zu nutzen.