Al Capone: Tod einer Gangster-Ikone vor 75 Jahren
Vom Sohn italienischer Einwanderer zum berüchtigtsten Verbrecher der USA: Vor 75 Jahren starb Al Capone. Doch seine unrühmliche Legende lebt bis heute weiter - und bringt seinen Nachfahren Geld ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Dass der berüchtigte Mafiaboss am Ende seines Lebens körperlich und geistig ein Wrack war, kratzt nicht an seinem Ruf.
Auch 75 Jahre nach dem Tod von Al Capone ist mit der Gangster-Ikone immer noch viel Geld zu verdienen.
Nur wenige Tage nach seinem 48. Geburtstag war der Mann mit Beinamen wie «Scarface» (Narbengesicht) oder «Staatsfeind Nr. 1» am 25. Januar 1947 gestorben. Die Sterbeurkunde listete Lungenentzündung und einen Schlaganfall als Todesursache auf. Langjährige Syphilis hatte dem Verbrecher-König zugesetzt. Die FBI-Behörde vermerkt unter Berufung auf Al Capones damalige Ärzte, dass er zuletzt den Geisteszustand eines 12-jährigen Kindes hatte.
Einträgliches Geschäft
Doch die Faszination um den Namen Al Capone hält an. Eine Auktion mit über 170 Stücken aus seinem Nachlass brachte im vorigen Oktober über drei Millionen Dollar ein. Capones Lieblingspistole - ein Colt M1911 - war auf 150.000 Dollar geschätzt worden, am Ende zahlte ein anonymer Bieter über eine Million für die Waffe.
Versteigert wurden auch Familienfotos, Schmuckstücke, sein Ehebett und ein handgeschriebener Brief an sein einziges Kind, Sohn Sonny. «Hier ist dein lieber Vater, der dich von ganzem Herzen liebt...», schrieb er 1939 aus seiner Zelle in dem berüchtigten Alcatraz-Gefängnis. Bei der Versteigerung im kalifornischen Sacramento kam der dreiseitige Brief für mehr als 56.000 Dollar unter den Hammer.
Drei noch lebende Capone-Enkelinnen hatten sich von den persönlichen Gegenständen getrennt, unter anderem auch von einer diamantenbesetzten Streichholzschachtel. Diese habe er «besonders lieb» gehabt, sagte Enkelin Diane Patricia Capone in einem vom Auktionshaus veröffentlichten Video.
Mit den Streichhölzern habe er immer seine Zigarren angezündet. «Selten hielt er keine Zigarre in den Händen.» Capone habe auch eine andere Seite gehabt, die die meisten Menschen nicht kennen würden. Sie selbst habe ihn als liebevollen Ehemann, Vater und Grossvater in Erinnerung.
Erbarmungsloser Unterwelt-Boss
Die bekanntere Seite des Mannes ist hingegen weniger liebenswert. Der 1899 in New York geborene Sohn italienischer Einwanderer galt in den 1920er und 1930er Jahren als einer der berüchtigtsten Verbrecher der USA. Schon als Jugendlicher kam er in Chicago mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung und stieg zum Unterwelt-Boss auf. Capone und seinen Handlangern wurden Morde, Erpressung, Bestechung und Alkoholschmuggel zugeschrieben. Durch die Prohibition, das damalige Verbot von Alkohol, wurde Capone reich und mächtig.
Auch das blutige «Valentinstag-Massaker» soll auf sein Konto gehen. Mit dem Mordanschlag in Chicago im Jahr 1929 wollte er eine rivalisierende Bande ausschalten. Sieben Männer starben im Kugelhagel.
Doch die Behörden konnten Capone über Jahre hinweg nicht überführen. Der erklärte «Staatsfeind Nr. 1» hatte sich mit Bestechungsgeldern den Schutz von korrupten Politikern, Richtern und Polizisten erkauft. Öffentlich stellte er sich gerne als Wohltäter, Geschäftsmann und guter Familienvater dar - bis ein sensationeller Prozess um nicht gezahlte Steuern zum Stolperstein wurde.
Wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis
Nach neunstündigen Beratungen der Geschworenen wurde Capone im Oktober 1931 wegen Steuerhinterziehung für schuldig befunden und zur Höchststrafe von elf Jahren Gefängnis verurteilt.
Im Mai 1932 trat er im Staatsgefängnis in Atlanta seine Strafe an, zwei Jahre später wurde er auf die berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz in der Bucht von San Francisco verlegt. Als er 1939 vorzeitig entlassen wurde, war er ein Pflegefall. Syphilis hatte sein Gehirn angegriffen, seine Gesundheit hatte sich in der Haft drastisch verschlechtert.
Capone, der seit 1918 mit der irischstämmigen Mae Capone verheiratet war, zog nach Florida ins gemeinsame Haus nahe Miami Beach. Dort hatte er 1928 eine weisse Kolonialstil-Villa mit Swimmingpool erworben, in der er abgeschieden seine letzten Lebensjahre verbrachte.
Die alte Capone-Villa gibt es noch. Die Luxus-Immobilie auf der künstlichen Insel Palm Island wechselte in den vergangenen Jahren mehrmals den Besitzer. Zuletzt im vorigen Oktober, als sie für über 15 Millionen Dollar verkauft wurde, wie US-Medien berichteten. Eine Gruppe macht sich derweil dafür stark, das historische Haus vor dem Abriss zu schützen. Die «Save the Al Capone Mansion»-Aktion hat über 25.000 Unterschriften erhalten.
Capones unrühmliche Legende lebt auch in vielen Büchern und Filmen weiter. Das starbesetzte Hollywood-Epos «Die Unbestechlichen» (1987) von Regisseur Brian De Palma brachte Sean Connery den einzigen Oscar seiner langen Karriere ein - als bester Nebendarsteller. Er spielte einen Polizisten, der zusammen mit dem Finanzbeamten Eliot Ness (Kevin Costner) gegen Capone vorgeht. Mit etlichen Extra-Pfunden verwandelte sich damals Robert De Niro in den «Staatsfeind Nr. 1».