Ärmere Länder verpassen Erholung von der Corona-Krise
Nach der Meinung der Weltbank profitieren ärmere Länder kaum von der wirtschaftlichen Erholung der Corona-Pandemie. Der Aufschwung sei «dramatisch ungleich».
Das Wichtigste in Kürze
- Weltbank sieht kein Profit bei ärmeren Ländern nach der Corona-Pandemie.
- Der Weltbank-Präsident David Malpass warnte: Der Aufschwung sei «dramatisch ungleich».
- Die Verschuldung der armen Länder soll 2020 auf 860 Milliarden Dollar gestiegen sein.
Ärmere Länder profitieren nach Ansicht der Weltbank kaum von der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Krise. Der Aufschwung sei «dramatisch ungleich» und Entwicklungsländer stünden weiter vor grossen Herausforderungen. Dies mahnte Weltbank-Präsident David Malpass am Montag zu Beginn der gemeinsamen Jahrestagung der Organisation mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF).
Den ärmeren Ländern fehlen Impfstoffe und der finanzielle Spielraum zur Unterstützung der Konjunktur. Deshalb wachse die Ungleichheit zwischen Ländergruppen, erklärte Malpass. «Das Pro-Kopf-Einkommen in Industrieländern soll 2021 um fast 5 Prozent wachsen, aber nur 0,5 Prozent in den armen Ländern.»
Verschuldung auf 860 Milliarden Dollar
Für viele Entwicklungsländer werde es Jahre dauern, bis das Einkommensniveau wieder auf den Wert von vor der Pandemie steigen werde. Der Weltbank-Präsident sagte weiter: Die Pandemie habe zu einer «tragischen Umkehr» des Trends für Entwicklungsländer und der Verringerung der Armut geführt.
Der Weltbank zufolge stieg die Verschuldung der armen Länder 2020 um 12 Prozent auf 860 Milliarden Dollar. Die Verschuldung bremse die Entwicklung vieler ärmerer Staaten aus und müsse auf ein nachhaltiges Niveau gebracht werden, forderte Malpass. «Wir brauchen eine umfassende Herangehensweise an das Schuldenproblem, inklusive Schuldenreduzierungen, schnelleren Restrukturierungen und verbesserter Transparenz.»
Skandal wirft Schatten
Für die Jahrestagung von IWF und Weltbank kommen Finanzminister, Zentralbanker sowie Vertreter aus der Finanzwirtschaft und der Entwicklungszusammenarbeit zusammen. Die bis Sonntag dauernde Tagung findet in einem hybriden Format statt, also teils in Washington und teils online.
Überschattet wird das Treffen von einem Skandal, der die Position von IWF-Chefin Kristalina Georgiewa infrage stellt. Der 68-Jährigen wird vorgeworfen, auf ihrem vorigen Spitzenposten bei der Weltbank ein wichtiges Länderranking zugunsten Chinas beeinflusst zu haben. Georgiewa weist dies zurück.