«Ausstieg» aus Verschwörer-Szene «sehr schwierig»
Ein US-Amerikaner wandte sich nach 15 Jahren von Verschwörungstheorien ab. Ein solcher «Ausstieg» ist ein «grosser Schritt», sagt ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Ami glaubte 15 Jahre lang an Verschwörungstheorien, dann zog er einen Schlussstrich.
- Gründe für einen solchen «Ausstieg» gibt es einige, erklärt ein Experte.
- Allerdings sei dies je nach Intensität des Glaubens «sehr schwierig».
Ein US-Amerikaner glaubt 15 Jahre lang felsenfest daran, dass die Welt von einer geheimen Elite kontrolliert wird. Doch dann kommt der Wendepunkt und Brent Lee kehrt den Verschwörungstheorien den Rücken zu. Doch wie kommen Menschen dazu, sich von ihren Überzeugungen abzuwenden?
Bei Lee war der Auslöser, dass er einige Aussagen unglaubwürdig fand. Aber es gibt noch weitere Gründe dafür, aus der Szene auszusteigen.
Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic erklärt gegenüber Nau.ch: «Ein ‹Ausstieg› kann damit zusammenhängen, dass Dinge, die erwartet werden, nicht eintreten. Oder allgemeiner, dass man mit Informationen in Kontakt kommt, die das eigene Weltbild hinterfragen.»
Aber auch veränderte Lebensumstände könnten eine Rolle spielen – beispielsweise, wenn man einen neuen Job mit besserem Lohn habe. Dies könne «zu einer Abnahme von Stress und zu einer Enthärtung von Überzeugungen führen».
Einfach dürfte den Betroffenen der Schritt, die Verbindungen zu Verschwörungstheorien zu kappen, oftmals nicht fallen. Kovic hält fest: «Je nach der Intensität des Glaubens an Verschwörungstheorien ist ein ‹Ausstieg› sehr schwierig. Wenn man viel Lebenszeit und Energie in ein Weltbild investiert, ist es ein grosser Schritt, dieses Weltbild zu hinterfragen.»
Soziale Kontakte können unter «Ausstieg» leiden
Zudem könne ein solcher «Ausstieg» grosse Konsequenzen haben. Kovic erklärt: «Zum einen bricht ein Teil des Verständnisses, das man über die Welt und damit über sich selbst hat, weg.» So habe man weniger Gewissheit und weniger Orientierung.
«Zum anderen können dadurch auch soziale Kontakte leiden», fügt er hinzu. Denn: «Wenn man sich mit Gleichgesinnten vernetzt und vielleicht gearbeitet hat, kann diese Community wegfallen.»
Mittelfristig allerdings dürfte Kovic zufolge eine «Abkehr von irrationalen Überzeugungen positive Folgen haben». Nämlich eine «konstruktive, der Demokratie förderliche gesellschaftliche Beteiligung».
So auch bei Lee: Er will nun mit seinem Podcast andere Verschwörungstheoretiker aus ihrer Blase locken. Doch bei seiner früheren Community kommt das nicht gut an – ihm wird unterstellt, von «den Eliten» bezahlt zu werden.