Biden hofft auf Geisel-Deal und kritisiert Netanjahu
Biden kritisiert Israels Regierungschef wegen mangelndem Einsatz in den Geiselverhandlungen.
Seit Monaten kommen die Verhandlungen über einen Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas nicht voran. Nach dem Fund von sechs getöteten Geiseln geht einigen nun die Geduld aus – auch in den USA.
US-Präsident Joe Biden hofft weiterhin auf einen Geisel-Deal und vermisst dabei einen grösseren Einsatz des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu. Biden sagte vor Reportern in Washington, man sei einer finalen Vereinbarung zur Freilassung der restlichen Geiseln aus der Hand der Hamas «sehr nah». Auf die Frage, was ihn nach den vielen erfolglosen Anläufen für einen Deal zu dieser Einschätzung bringe, sagte er, die Hoffnung sterbe zuletzt.
Zugleich kritisierte er die Rolle Netanjahus in den Verhandlungen. Auf die Frage, ob dieser genug tue, um einen Geisel-Deal zu erreichen, entgegnete Biden: «Nein».
Noch mehr als 101 Geiseln im Gazastreifen
Nach dem Fund der Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen hat sich in Israel der Druck auf Netanjahus Regierung noch einmal massiv verstärkt. Es kam in Tel Aviv zu einem grossen Proteststreik sowie den grössten Massenprotesten seit Kriegsbeginn. Die Demonstranten wollen Netanjahu dazu bewegen, einen Geisel-Deal mit der islamistischen Hamas einzugehen.
Bei dem Angriff auf Israel im vergangenen Oktober hatten Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen mehr als 1.200 Menschen getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen.
Einige Geiseln wurden seither freigelassen, acht Geiseln wurden lebend von dem Militär befreit. Nach israelischer Zählung sind aber noch mehr als 101 Menschen in der Hand der Islamisten. Wie viele davon noch leben, ist unklar.
Verhandlungen um Waffenruhe kommen nicht voran
Seit Monaten laufen indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, bei denen neben den USA auch Katar und Ägypten als Vermittler fungieren, um eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln zu erreichen. Die Gespräche kommen jedoch nicht voran.
Nach Informationen der «Washington Post» wollen die Vermittler den Konfliktparteien demnächst ein letztes Mal einen Vorschlag für ein Abkommen vorlegen. Sollten beide Seiten auch diesen wieder nicht akzeptieren, könnte es das Ende der Verhandlungen bedeuten, wurde ein ranghoher Beamter der Biden-Regierung zitiert.