Biden ruft zur Einheit im Kampf gegen Corona auf
Auch in den USA wächst zum Beginn der Festtagssaison die Sorge vor noch mehr Ansteckungen mit dem Coronavirus. Der gewählte US-Präsident richtet eine Mahnung ans Volk. Und Trump? Macht weiter Stimmung gegen das Wahlergebnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Der gewählte US-Präsident Joe Biden hat die Amerikaner im Kampf gegen die Corona-Pandemie zur Einheit aufgerufen.
«Ich weiss, dass das Land des Kampfes überdrüssig geworden ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns im Krieg mit dem Virus befinden, nicht miteinander, nicht untereinander», sagte Biden am Mittwoch in seinem Heimatort Wilmington im Bundesstaat Delaware.
Biden wandte sich anlässlich des Feiertags Thanksgiving an diesem Donnerstag mit mahnenden Worten an die Amerikaner. An Thanksgiving kommen Familien und Freunde üblicherweise zu grossen Feiern zusammen. Biden forderte die Amerikaner erneut auf, wegen der Corona-Gefahr darauf zu verzichten. Angesichts des «dramatischen Anstiegs» der Neuinfektionen forderte Biden eine «Verdoppelung» der Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie.
«Wir haben in diesem Kampf noch Monate vor uns», sagte Biden. Zugleich versuchte er, Zuversicht zu verbreiten. «Wenn Sie auf unsere Geschichte zurückblicken, sehen Sie, dass die Seele unserer Nation unter den schwierigsten Umständen geschmiedet wurde.»
Biden warnte, dass die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen schon bald auf 200.000 pro Tag steigen und das Gesundheitswesen mancherorts überlasten könnte. Jeder Amerikaner müsse seinen Beitrag leisten, etwa indem Masken getragen, Abstandsregeln eingehalten und Menschenmengen gemieden werden. In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern sind seit Beginn der Pandemie rund 12,7 Millionen Infektionen nachgewiesen worden und mehr als 262.000 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion bekanntgeworden.
Am Mittwoch überschritt die Zahl der binnen 24 Stunden erfassten Corona-Toten den zweiten Tag in Folge die 2000er-Marke. Die Behörden meldeten 2297 Tote mit einer bestätigten Coronavirus-Infektion, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von Donnerstagmorgen (MEZ) hervorging. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Anfang Mai. Tags zuvor waren es 2146 gewesen. Damit nähert sich die Zahl dem bislang höchsten Wert von 2609 Toten am 15. April. Zugleich gab es am Mittwoch 181 490 neue Corona-Fälle. Der bislang höchste Wert binnen eines Tages war am Freitag mit rund 196.000 Neuinfektionen registriert worden.
Der Demokrat Biden hatte sich bei der Wahl vom 3. November gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump durchgesetzt. Biden soll am 20. Januar als neuer Präsident vereidigt werden. Er kritisierte Trump in seiner Ansprache am Mittwoch indirekt wegen dessen Anzweiflung des Wahlergebnisses. «Unsere Demokratie wurde dieses Jahr auf die Probe gestellt», sagte Biden. «In Amerika haben wir vollwertige und faire und freie Wahlen. Und dann akzeptieren wir die Ergebnisse.»
Trump hielt unterdessen an seiner haltlosen Darstellung fest, er habe bei der Präsidentenwahl gewonnen. «Die Wahl wurde von den Demokraten verloren. Sie haben betrogen», sagte Trump bei einem Treffen republikanischer Senatoren im US-Bundesstaat Pennsylvania. «Wir müssen die Wahl drehen.» US-Medienberichten zufolge sollte Trump ursprünglich persönlich in Gettysburg anwesend sein. Schliesslich wurde er jedoch über das Handy seiner Anwältin Jenna Ellis zugeschaltet, die ihr Smartphone an ein Mikrofon hielt, um Trumps Stimme zu verstärken.
Der Präsident stellt sich als Opfer massiven Wahlbetrugs dar, obwohl er zu keiner Zeit Belege dafür vorweisen konnte und seine Anwälte mit mehr als 30 Klagen vor Gerichten gescheitert sind. «Alles, was wir brauchen, ist ein Richter, der uns richtig zuhört», beklagte Trump.
Am 7. November war Biden - wie in den Vereinigten Staaten üblich - von US-Medien zum Gewinner der Wahl ausgerufen worden. Die Bundesstaaten bestätigen derzeit nach und nach die Wahlergebnisse - auch Pennsylvania, wo Biden gewann, hat das bereits getan.
Der US-Präsident wird indirekt vom Volk gewählt. Die Stimmen der Wähler in den einzelnen Bundesstaaten entscheiden über die Zusammensetzung des Wahlkollegiums, das den Präsidenten am 14. Dezember wählt. Für einen Sieg ist die Mehrheit der 538 Wahlleute nötig - Biden kann auf 306 Wahlleute zählen. Der Übergangsprozess vor dem Machtwechsel im Weissen Haus hat mittlerweile offiziell begonnen. Am 20. Januar soll Biden vereidigt werden.