Nach zwei Flugzeugabstürzen mit insgesamt 346 Toten steht der US-Hersteller Boeing in der Kritik. Nun hat der Konzern mehrere Massnahmen vorgestellt, mit denen die Sicherheit erhöht werden soll. Im Zentrum steht dabei eine umstrittene Steuerungs-Software.
Bau einer 737 Max 8 im Boeing-Werk Renton im US-Staat Washington. Foto: Ted S. Warren/AP
Bau einer 737 Max 8 im Boeing-Werk Renton im US-Staat Washington. Foto: Ted S. Warren/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der US-Luftfahrtriese Boeing hat ein dringend erwartetes Update seiner nach zwei Flugzeugabstürzen in die Kritik geratenen Steuerungs-Software MCAS vorgestellt.
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Der Konzern präsentierte das überarbeitete Programm und weitere zusätzliche Sicherheitsmassnahmen für den Flugzeugtyp 737 Max vor mehr als 200 Piloten, Technikern und Regulierern in seinem Werk in Renton im US-Bundesstaat Washington. Nach den tödlichen Unglücken bleiben die Kritik und der Aufklärungsbedarf gross. Boeing und die US-Luftfahrtbehörde FAA wurden deshalb vor den US-Senat geladen.

Neben dem Software-Update, das allerdings noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden muss, will Boeing die Sicherheit der Unglücksflieger der 737-Max-Serie mit weiteren Alarmfunktionen im Cockpit und zusätzlichem Training für Piloten erhöhen. «Wir arbeiten mit Kunden und Regulierern weltweit zusammen, um das Vertrauen in die Industrie wieder herzustellen», sagte Boeings Entwicklungschef Mike Sinnett in einer Konferenzschalte vor der Info-Veranstaltung.

Boeings MCAS-System spielte laut Unfallermittlern eine entscheidende Rolle beim Absturz einer 737 Max 8 Ende Oktober in Indonesien. Der Bordcomputer soll die Nase des Jets automatisch immer wieder nach unten gedrückt haben, während die Crew vergeblich versuchte, gegenzusteuern. Auch beim jüngsten Crash einer baugleichen Maschine in Äthiopien gilt die Software als eine mögliche Ursache. Bei den beiden Abstürzen waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen.

Boeings Entwicklungschef Sinnett führte in der Konferenz geplante Erweiterungen vor, die die eigens für die Baureihe 737 Max entwickelte MCAS-Software «noch sicherer» machen sollen.

Dazu zählen etwa zusätzliche Sensoren zur Erkennung des Flugwinkels. Sie sollen verhindern, dass falsche Informationen das Programm aktivieren, die bisher nur über eine einzige Datenquelle eingespeist werden. Damit reagiert Boeing auf einen wesentlichen Kritikpunkt. Vorwürfe, MCAS sei insgesamt ein Sicherheitsrisiko, weist der Konzern aber zurück.

Über das Software-Update hinaus verspricht Boeing, Maschinen vom Typ 737 Max künftig mit einer zusätzlichen Alarmfunktion im Cockpit auszurüsten, damit für Piloten besser zu erkennen ist, wann das MCAS-System eingreift. Darüber hinaus soll das Flugtraining erweitert werden, damit alle 737-Max-Piloten verstehen, wie das Programm funktioniert und wie es im Zweifelsfall zu deaktivieren ist. Boeing wird vorgeworfen, Airlines und Piloten nicht ausreichend informiert zu haben.

Nach den zwei Flugzeugabstürzen hat die Aufarbeitung des Falls inzwischen auch den Washingtoner Politikbetrieb erreicht. Vertreter von Boeing und der FAA müssen sich zur Wochenmitte bei einer Senatsanhörung den Fragen der Abgeordneten stellen. Vor allem die Zulassung von Boeings 737 Max Jets durch die Luftfahrtbehörde sorgt für grossen Argwohn. Die FAA wird verdächtigt, bei der Zertifizierung ein Auge zugedrückt und wichtige Teile der Sicherheitsprüfungen dem Konzern selbst überlassen zu haben. Der Fall wird bereits vom Generalinspekteur des Verkehrsministeriums untersucht.

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