Börse feiert ersten Snapchat-Gewinn nach Facebook-Schock
Nachdem Facebook die Börse enttäuscht hatte, ging es auch für die Aktie des Konkurrenten Snapchat nach unten. Doch nun folgt die Erholung.
Das Wichtigste in Kürze
- Snapchat hatte innerhalb weniger Stunden einen Tiefgang bei der Börse erlebt.
- Doch nicht lange, denn die Aktien sind bereits wieder gestiegen.
Einmal Kurskeller und zurück: Die Macher der Foto-App Snapchat haben binnen weniger Stunden eine aussergewöhnliche Börsen-Achterbahn mit Happy End erlebt. Erst liessen verschreckte Anleger die Aktie im Sog des Facebook-Ausverkaufs um 23,6 Prozent einbrechen.
Doch als die Betreiberfirma Snap Inc. eigene Zahlen vorlegte, drehte die Stimmung. Der Kurs sprang im nachbörslichen Handel am Donnerstag um über 59 Prozent hoch. Das Geschäft überzeugte die skeptischen Investoren unter anderem mit dem allerersten Quartalsgewinn.
Die Firma verbuchte im vergangenen Vierteljahr einen Überschuss von 22,5 Millionen Dollar. Dies nach roten Zahlen von 113 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Snap sei zunehmend in der Lage, Investitionen in die Zukunft aus eigener Kraft zu stemmen. So freute sich Mitgründer und Chef Evan Spiegel im Gespräch mit Analysten.
Die Zahl der täglich aktiven Snapchat-Nutzer stieg zuletzt binnen drei Monaten von 306 auf 319 Millionen. Zudem erhöhte das Unternehmen den Umsatz im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. Für das laufende Vierteljahr stellte Snap gut eine Milliarde Dollar Umsatz in Aussicht. An der Börse kam das gut an: Im Ergebnis des turbulenten Tages rückte der Kurs der Snap-Aktie von 32,07 Dollar auf 38,99 Dollar im nachbörslichen Handel vor.
Facebook-Aktie im Tief
Der Facebook-Konzern Meta hatte am Donnerstag über ein Viertel seines Werts verloren. Auslöser für den Kurssturz waren der erste Rückgang bei der Zahl täglich aktiver Facebook-Nutzer. Auch die Enttäuschung der Anleger über die Umsatzprognose für das laufende Quartal war entscheidend. Auch Aktien von Facebook-Konkurrenten wie Snap kamen unter die Räder.
Snapchat litt in den vergangenen Monaten genauso wie Facebook unter Apples Massnahmen für mehr Privatsphäre auf dem iPhone. App-Anbieter müssen Nutzer um Erlaubnis fragen, wenn sie zu Werbezwecken ihr Verhalten über verschiedene Dienste hinweg nachverfolgen wollen. Viele Menschen lehnen das ab - und dadurch geraten bisherige Anzeigenmodelle der Apps durcheinander. Snap hatte bereits einräumen müssen, dass Werbekunden in manchen Anzeigenkategorien nicht mehr den Erfolg ihrer Kampagnen einschätzen konnten.
Nun hiess es aber, die Situation verbessere sich in einigen Bereichen schneller als erwartet. Snap entwickelte unter anderem eigene Messwerkzeuge für Werbekunden. Anders als Facebook hatte Snap Apples Massnahmen trotz der Rückschläge nie in Frage gestellt. Spiegel bezeichnete sie stattdessen mehrfach als einen richtigen Schritt.
Snap Inc. merkt Veränderung
Zugleich bekommt Snapchat aber genauso wie Facebook ein verändertes Verhalten der Nutzer zu spüren. So sei die Nutzung sogenannter Stories gesunken. Facebook hatte das bei Snapchat etablierte Stories-Format in seinen Apps inklusive Whatsapp kopiert.
Jetzt verwies Gründer und Chef Mark Zuckerberg auf zunehmende Konkurrenz durch die Video-App Tiktok. Er will auch verstärkt auf kurze Videos setzen. Facebooks Tiktok-Kopie heisst Reels, Snapchat imitiert den Dienst in seiner App unter dem Namen Spotlight. Zuletzt hätten Nutzer mehr Zeit in Spotlight verbracht, sagte Spiegel.
Snapchat war nach der Gründung im Jahr 2011 mit von alleine verschwindenden Fotos populär geworden. Inzwischen bekam die App einen starken Fokus auf sogenannte erweiterte Realität. Bei dieser werde digitale Objekte auf dem Bildschirm mit realen Umgebungen kombiniert. Dabei geht es um Spass, aber die Firma nutzt die Technologie aber auch für digitale Anproben von Bekleidung oder Sonnenbrillen.