Bürgermeister von New York führt Impfpflicht gegen Masern ein
Angesichts mehrerer hundert Masern-Fälle hat der Bürgermeister von New York am Dienstag für Teile des Bezirks Brooklyn den Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- De Blasio ruft wegen zahlreicher Fälle in Teilen Brooklyns den Notstand aus.
Jeder, der dort lebe, müsse sich impfen lassen, erklärte Bill de Blasio am Dienstag vor Journalisten. Wer nicht belegen könne, dass er gegen Masern geimpft ist, müsse mit einem Bussgeld rechnen.
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC sind in New York seit Oktober 285 Menschen an Masern erkrankt. 21 Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden, fünf von ihnen auf der Intensivstation. Ein Grossteil der Erkrankten sind orthodoxe Juden, die aus religiösen Gründen die Impfung ablehnen. Zwar gibt es in New York wie in fast allen US-Bundesstaaten eine Reihe verpflichtender Impfungen für Schulkinder. Bisher wurden aber Ausnahmen aus medizinischen oder religiösen Gründen zugelassen.
De Blasio sagte, es sei Zeit für eine «kraftvollere Herangehensweise». Es sei möglich, die Masern-Erkrankungen zu stoppen. Wer nicht belegen kann, dass er die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) erhalten hat oder Antikörper gegen Masern im Blut trägt, riskiert demnach eine Geldstrafe von 1000 Dollar (rund 890 Euro). Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, die weiterhin ungeimpfte Kinder aufnehmen, müssen ebenfalls mit Geldstrafen und einer möglichen Schliessung rechnen.
Von der Massnahme betroffen sind vier Gebiete von Brooklyns Stadtteil Williamsburg, in denen sich die Erkrankungen häufen. Ende März hatte bereits der rund 40 Kilometer nördlich von New York gelegene Landkreis Rockland County den Masern-Notstand ausgerufen.
Masern können zu schwerem Durchfall, Lungenentzündung und Sehschäden führen und sogar tödlich sein. Eigentlich galten sie in den USA seit dem Jahr 2000 als ausgerottet. Seit Jahresbeginn gab es jedoch 465 Neuerkrankungen in 19 Bundesstaaten. Höher war die Zahl bisher nur im Jahr 2014 mit 667 Masernkranken.
Dass die hochansteckende Erkrankung sich in jüngster Zeit wieder verbreitet, liegt an der impffeindlichen Bewegung der sogenannten Anti-Vaxxer, die in den USA besonders stark ist. Dort hat sie sich vor allem durch Posts in sozialen Medien verbreitet, die medizinisch nicht belegte Behauptungen in Umlauf bringen. Die Weltgesundheitsorganisation zählt die Anti-Impf-Bewegung daher zu einer der grossen Bedrohungen für die weltweite Gesundheit.
De Blasio betonte, es gebe keine Zweifel, dass Impfungen «sicher, wirksam und lebensrettend» seien. Er rufe daher alle Menschen in den betroffenen Gebieten zur MMR-Impfung auf, um «Kinder, Familien und Gemeinden» zu schützen. Die für Gesundheitsfragen zuständige stellvertretende Bürgermeisterin Herminia Palacio schloss sich der Aufforderung an. Wer sich entscheide, sein Kind nicht impfen zu lassen, müsse verstehen, dass er damit «auch eine Entscheidung für die Menschen im Umfeld des Kindes» treffe, sagte sie.