CEO getötet: Frauen und Schwule schwärmen für Verdächtigen
Luigi Mangione soll den Krankenversicherungs-CEO in New York getötet haben. Er wird von vielen nicht nur als Held gefeiert – sondern auch als Sexsymbol.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Tötungsdelikt an einem Versicherungs-CEO wird von politischen Extremisten «verklärt».
- Viele feiern den mutmasslichen Täter und schwärmen von seinem gestählten Körper.
- Eliteuni-Student, aber Straftäter – die Kombination macht ihn für sie besonders spannend.
Der Fall sorgt international für Schlagzeilen: Letzte Woche wird Brian Thompson (†50), der CEO einer Krankenversicherung, in New York auf offener Strasse erschossen.
Auf Überwachungsbildern ist der Täter beim Flirten mit der Empfangsdame im Hostel zu sehen. Es soll sich um Luigi Mangione (26) handeln, der inzwischen in einer McDonalds-Filiale verhaftet wurde.
Die Beweislage ist erdrückend. Und trotzdem will das Internet den mutmasslichen CEO-Killer frei sehen. Einige feiern ihn als Held, geben sich auf Tiktok gar als angebliches Alibi aus.
Das hat zwei Gründe.
Rache wegen Schmerzen?
Einerseits häufen sich die Hinweise, dass Mangione sich am Krankenkassen-CEO rächen wollte. Im Moment ist noch vieles unklar.
Mangione soll jedoch in einem handgeschriebenen Manifest mit dem US-Gesundheitswesen abgerechnet haben.
«Diese Parasiten verdienen es nicht anders», stand unter anderem darin. Er selbst soll unter Rückenbeschwerden leiden.
Mit seinem Frust gegenüber dem auf Profit ausgerichteten Gesundheitssystem ist er in den USA nicht alleine.
Eine Studie des Gesundheitsmagazins «Lancet» zeigt: Das Geschäftsgebaren der US-Gesundheitsversicherungen ist jedes Jahr für über 68'000 Tode verantwortlich.
Dass es sich beim Opfer um einen Krankenkassen-Chef handelt, löst also bei vielen Amerikanerinnen und Amerikanern wenig Mitleid aus.
«Figur aus einem Liebesroman»
Andererseits war Luigi Mangione vor der Tat ein Bilderbuch-Schwiegersohn. Sixpack, breites Grinsen, belesen und dann auch noch Student an einer Elite-Uni – viele geraten hier ins Schwärmen.
Und dann soll er auch noch aus einer wohlhabenden Familie stammen und grossgewachsen sein.
Seit der Tat sind Social-Media-Plattformen wie Instagram und Tiktok voll mit Posts von Frauen und Männern, die ihn vergöttern.
Er sei wie eine «Figur aus einem Liebesroman», meint jemand bewundernd auf Tiktok.
Ein anderer spielt im Hintergrund den Refrain eines Britney-Spears-Hits ab: «I'm in love with a criminal» (Deutsch: «Ich liebe einen Kriminellen») und schwärmt dazu von Mangiones Sixpack.
Das Video hat knapp 270'000 Likes, andere, ähnliche Posts sogar noch mehr.
Weitere Kommentare: «Ich muss ihn unbedingt haben, tut mir leid», oder «wie ich ihn f***en würde!»
Reicher Elite-Uni-Student unter Mordverdacht – Kombination «interessant»
«Mich überraschen die Schwärmereien nicht», sagt Jérôme Endrass zu Nau.ch. Er ist stellvertretender Leiter des Zürcher Amtes für Justizvollzug und Professor für forensische Psychologie.
«Schon nur, weil der Fall enorm viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Auch in der Berichterstattung wurde betont, wie gut er aussieht.»
Endrass erinnert an die Oben-Ohne-Fotos von Mangione, die kursieren. Hinzu kommt: «Es wurde bekannt, dass er aus einer prominenten Familie stammt und ein Studium an einer Elite-Uni absolviert hat.»
Reicher Absolvent einer Elite-Universität und gleichzeitig unter Mordverdacht – «diese Kombination ist für viele interessant».
Tat droht von politischen Extremisten «verklärt» zu werden
Bei Luigi Mangione kommt noch dazu, dass seine Straftat «von Extremisten verklärt werden kann», wie Endrass sagt.
«Für sie wurde jemand umgebracht, der symbolisch für ein umstrittenes System steht. Es geht ihnen nicht um den Menschen, sondern um etwas Grösseres.»
Dass für Straftäter geschwärmt wird, ist ein bekanntes Phänomen. «Es gibt Menschen, die es grundsätzlich attraktiv finden, wenn jemand kriminell ist», erklärt der Experte.
Das Phänomen sei schlecht erforscht. Was Endrass jedoch sagen kann: «Gewisse Frauen finden es spannend, dass sich ausgerechnet ein Straftäter ihnen gegenüber weich und verletzlich zeigt, gegenüber anderen aber gewalttätig.»
Bei Männern, die bereits im Knast sind, kommt der Faktor Aufmerksamkeit hinzu. «Häftlinge kümmern sich intensiv um ihre Freundin in der Aussenwelt. Sie wird für sie das Zentrum ihrer Existenz.»
Ex-Mitbewohner: Mangione konnte keinen Sex haben
Offen bleibt die Frage, warum ein junger Mann aus gutem Hause zum Killer wird. «CNN» zitiert einen Ex-Mitbewohner von Mangione, der sagt, er habe sich nach einem Unfall verändert.
Beim Surfen hat er sich an der Wirbelsäule verletzt – es sei «wirklich traumatisch» für ihn gewesen.
Zu Mangiones Röntgenbildern nach der Rücken-OP sagt der Ex-Mitbewohner: «Es sah grauenhaft aus, mit riesigen Schrauben, die in seine Wirbelsäule gesteckt wurden.»
Ausgerechnet um Sexsymbol Mangione ranken sich deshalb Gerüchte, dass er keinen Sex mehr haben konnte. Laut dem Ex-Mitbewohner sei für ihn «körperliche Intimität mit seinem Rückenleiden nicht möglich».
Die Boulevard-Zeitung «Bild» spekuliert deshalb gar: «Mordete der Grinse-Killer von New York auch aus sexueller Frustration?»