Coronavirus: Rechte US-Netzwerke streuen China-Labortheorie

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

USA,

Eine exil-chinesische Forscherin behauptete diese Tage, Beweise zum Ursprung des Coronavirus zu haben. Dahinter soll ein populärer Ex-Trump-Berater stecken.

Bannon Donald Trump Coronavirus
Steve Bannon ist ehemaliger Chef-Stratege von Donald Trump. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Forscherin Yan Li-Meng flüchtete im April aus China in die USA.
  • Die Virologin sagt, die habe Beweise dafür, dass Corona im Labor gezüchtet wurde.
  • Nun zeigt sich: Es gibt Verbindungen zwischen ihrer Studie und US-Rechten.

Seit sich das Coronavirus anfangs Jahr allmählich zu einer Pandemie entwickelte, steht die Frage im Raum: Wurde das Virus gezüchtet? Ist es aus einem Labor in chinesischen Wuhan ausgebrochen?

Die Theorie wurde nach und nach von Wissenschaftlern und offiziellen Organisationen verworfen. Durch eine geflüchtete Forscherin aus China erhielt die Theorie in den letzten Tagen jedoch neuen Aufwind. Die Virologin Yan Li-Meng flüchtete im April in die USA, ihr Aufenthaltsort ist nicht bekannt.

Denn sie hat vermeintlich brisantes Material veröffentlicht, eine Studie, die jedoch noch nicht von unabhängigen Wissenschaftlern begutachtet wurde.

Yan sagt, sie habe im Coronavirus bestimmte Strukturen identifizieren können, die menschliche Manipulation beweisen würden. Und somit eine Labor-Herkunft.

Coronavirus China
Über die Virologin Yan Li-Meng und ihre Labor-Theorie zum Coronavirus wird weltweit berichtet. - Screenshot Twitter

Die Virologin wird dafür weltweit gelobt und bejubelt. Doch nun zeigt sich: Es bestehen klare Verbindungen zwischen ihrer Studie und einflussreichen US-Rechten. Darunter Steve Bannon, Ex-Berater von Donald Trump.

Bannons Verbindungen zu chinesischen Studien

Recherchen des US-Portals «Daily Beast» zeigen, dass die Studie auf zwei gemeinnützige Nonprofit-Organisationen zurückgeht. «Rule of Law Society» und «Rule of Law Foundation», beide vom ehemaligen Chef-Strategen Bannon gegründet.

Erstere gehört dem exil-chinesischen Geschäftsmann Guo Wengui, der mehrere Nachrichtenseiten betreibt, die sich kritisch mit Chinas Diktatur befassen.

Zudem soll Guo mehrere Plattformen in enger Zusammenarbeit mit Steve Bannon betreiben. Das Twitter-Titelbild einer dieser Plattformen zeigt etwa Bannon und Guo beim gemeinsamen Gebet.

Bannon Coronavirus
Die Plattform «Voice of Guo» berichtet seit Tagen quasi ausschliesslich über die Labor-Studie. - Screenshot Twitter

Bannon wurde Ende August gar auf Guos Yacht wegen Betrugsvorwürfen kurzzeitig festgenommen. Er soll Geld aus einer Online-Spendenaktion für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko unrechtmässig verwendet haben.

donald trump
Der ehemalige Stratege von Trump, Steve Bannon, nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft. - AFP

Bereits im Juli hatte Steve Bannon Studien angekündigt, die belegen sollen, dass das Coronavirus in einem Wuhan-Labor gezüchtet wurde. Und nicht zuletzt Donald Trump verbreitete regelmässig die Verschwörungstheorie über Chinas Labor-Züchtung.

Chinesische Studien-Autorin etabliert im Thema Coronavirus

Eine Reaktion seitens Bannon steht bisher aus. Was die Studie von Yan Li-Meng angeht, steht die Überprüfung durch unabhängige Wissenschaftler noch aus. Erste Reaktionen waren durchwegs kritisch.

Yan selber behauptete, etablierte Journale würden gezielt abweichende Meinungen unterdrücken. Obwohl renommierte Magazine wie «Nature» oder «The Lancet» Forschungsarbeiten zum Coronavirus veröffentlichten, an denen Yan beteiligt war.

Ein neu eingerichteter englischsprachiger Twitter-Account Yans wurde nach kurzer Zeit deaktiviert.

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