Coronavirus: Reiches Kanada-Paar erschlich sich Impfung

Simon Binz
Simon Binz

Kanada,

Weltweit sorgen Impf-Vordrängler für Schlagzeilen. Ein besonders krasser Fall erhitzt die Gemüter in Kanada.

Coronavirus - Impfungen Berlin
In der kanadischen Ortschaft Beaver Creek in der Provinz Yukon haben etwa 100 Personen eine Priorität bei der Corona-Impfung erhalten (Symbolbild). - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein reiches Ehepaar hat sich mit einer dreisten Masche eine Corona-Impfung erschlichen.
  • Die beiden Kanadier reisten dafür in ein abgelegenes Gebiet von Ureinwohnern.

Rodney Baker (55) und Ekaterina Baker (32) sind ein finanzkräftiges kanadisches Ehepaar. Rodney ist Chef einer grossen Casino-Firma und Ekaterina verdient sich ihre Brötchen als Schauspielerin.

Eigentlich sind die beiden der breiten kanadischen Bevölkerung eher unbekannt, doch nun finden sich die beiden in einem grossen Shitstorm wieder. Der Grund: Sie haben sich in einer abgelegenen Ureinwohner-Siedlung im Norden des Landes Corona-Impfungen erschlichen.

Die Impf-Vordrängler gingen dabei ganz dreist vor. Zunächst waren sie in die Ortschaft Whitehorse gereist und hielten sich dort nicht an die geltende 14-tägige Quarantäne. Dann mieteten sie laut kanadischen Medien ein kleines Flugzeug, um sich damit in den Ort Beaver Creek bringen zu lassen.

Rund 100 Menschen des Ortes in der nordwestkanadischen Region Yukon, haben bei der Impfkampagne der kanadischen Regierung eine Priorität zugeteilt erhalten. Ein medizinisches Team aus Vancouver wurde deshalb eigens an einem Tag für die Corona-Impfungen eingeflogen.

Die Priorität hat etwa damit zu tun, dass ihre Siedlung fernab jeglicher gut ausgerüsteter medizinischer Versorgung liegt und laut der «Washington Post» auch damit, dass in der Siedlung viele ältere Ureinwohner leben.

Behörden: «Wir fühlen uns alle beleidigt»

Zurück zu Rodney und Ekaterina Baker, sie gaben in Beaver Creek an, bei einer lokalen Übernachtungseinrichtung zu arbeiten und erschlichen sich so die Impfungen. Ihr dreister Plan fiel jedoch auf, als sie schliesslich darum baten, zum Flughafen gebracht zu werden.

Die Behörden vor Ort zeigten sich entsetzt über das Paar. Der zuständige Minister der Region erklärte gegenüber dem kanadischen Rundfunksender «CBC», warum das illegale Verhalten des Paares überhaupt möglich war.

«Dieses egoistische Verhalten macht mich stinkwütend. Wir hatten einfach nicht erwartet, dass jemand so viel auf sich nehmen würde, um sich zur Impfung zu tricksen», so John Streicker. In der Region Yukon werden nun laut dem Minister zusätzliche Massnahmen eingefügt, um ähnliche Vorfälle vermeiden zu können.

Und wie steht es um Rodney und Ekaterina Baker? Die beiden erfuhren ihre erste Strafe gleich nach dem Auffliegen ihres Schwindels. Weil sie nämlich niemand zum Flughafen bringen wollte, musste das Paar den Weg zum Flieger im tiefsten kanadischen Winter zu Fuss antreten.

Zudem erhielten die Impf-Vordrängler eine Busse von 1150 kanadischen Dollar (800 Schweizer Franken) wegen des Verstosses der Quarantäne-Regeln der Region aufgebrummt und Rodney musste seinen Posten als Chef der grossen Casino-Firma räumen.

Ureinwohner-Verband: «Dachten wir seien naiv»

Angela Demit, die Chefin von White River First Nation (WRFN), des Ureinwohner-Verbandes der Gegend meinte, man sei zutiefst beunruhigt über dieses egoistische vordrängeln. «Die Bakers haben unsere Ältesten und Verwundbaren Risiken ausgesetzt.»

Gegenüber der «Washington Post» sagte sie weiter: «Ich bin mir sicher, dass das Paar, da wir eine überwiegend indigene Gemeinschaft sind, davon ausgegangen ist, dass wir naiv sind.»

Die Geldstrafen für die Bakers bezeichnete Demit angesichts ihres Reichtums «im Wesentlichen bedeutungslos». Rodney Baker verdiente etwa alleine im Jahr 2019 insgesamt 10,6 Millionen als CEO der Casino-Firma.

Der Ureinwohner-Verband White River First Nation forderte die Yukon-Regierung in einer Stellungnahme deshalb zu härteren und gerechteren Strafen auf. «Es ist wichtig, dass die Strafe ernsthaft von einem zukünftigen ähnlichen Verhalten abhält», hiess es.

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