Darum lebt Donald Trump plötzlich so gefährlich
Schon zum zweiten Mal ist Donald Trump am Sonntag Opfer eines versuchten Attentats geworden. Warum trifft es immer wieder ihn? Und wie gefährlich lebt Harris?
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump geriet am Sonntag erneut ins Visier eines Attentäters.
- Schon im Juli schoss ein junger Mann bei einer Veranstaltung auf ihn.
- Ein Experte erklärt, warum es stets Trump traf – und wie die Lage für Harris aussieht.
Schon wieder gerät Donald Trump ins Visier eines Schützen: Der Ex-Präsident spielte am Sonntagnachmittag Golf in seinem Club in West Palm Beach. Plötzlich sah ein Secret-Service-Agent einen Gewehrlauf aus dem Gebüsch herausragen.
Der Personenschützer feuerte Schüsse in die Luft ab, der Mann versuchte zu fliehen. Bei ihm handelt es sich laut US-Medien um den 58-jährigen Ryan Wesley Routh. Er wurde kurz danach auf der Autobahn gestoppt und verhaftet.
Solche Szenen spielen sich im US-Wahlkampf dieses Jahr nicht zum ersten Mal ab. Schon im Juli gab es ein versuchtes Attentat, schon damals war das Ziel Donald Trump. Beim ersten Versuch wurde er gar von einer Kugel am Ohr getroffen.
Warum lebt der Ex-Präsident plötzlich so gefährlich?
Donald Trump «zieht Menschen mit labiler Konstitution an»
Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch sagt zu Nau.ch: «Diese Häufung von Anschlägen gegen Trump ist Zufall – aber nicht so, wie man meinen könnte.»
Zu den Gründen gehört einerseits, dass der Secret Service «massive Personalprobleme» habe. «Die Überstunden, Dienstzeiten, Bezahlung und Verhaltenskodizes sind so, dass das kaum eine qualifizierte Person machen möchte.» Da sei man bei den vielen Sicherheitsdiensten anderswo besser dran.
«Man bräuchte viel mehr Geld. Daher muss man sich zunehmend auf die lokale Polizei verlassen.» Sie wird dann hauptsächlich eingesetzt, um das Gelände zu sichern. Der Secret Service kümmere sich nur um den unmittelbaren Personenschutz.
Hinzu kommt: «Es ist klar, dass Donald Trump – eine polarisierende Person – Menschen mit labiler Konstitution anzieht. Vom Profil her sind ja beide Attentäter keine klassischen Liberalen oder Linken.»
Sie würden eher dem Typ «einsamer weisser Schütze» entsprechen, der aus einer psychisch labileren Situation handle.
Harris und Biden werden anders geschützt
Der Experte gibt auch zu bedenken, dass Kamala Harris und Joe Biden besser geschützt werden als ein Ex-Präsident. Schliesslich befinden sich die beiden Demokraten als Vize-Präsidentin und als Präsident noch im Amt. «Harris ist zudem erst seit relativ kurzer Zeit im obersten Rampenlicht.»
Trumps Politik oder Parteizugehörigkeit spielen bei den versuchten Anschlägen weniger eine Rolle, glaubt Heinisch. «Denken wir an Nancy Pelosi.»
Die 84-jährige Demokratin war bis 2023 die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses. Im Oktober 2022 wurde ihr Mann von einem Einbrecher im gemeinsamen Haus mit einem Hammer attackiert und verletzt. Der Täter – ein Rechtsextremer – hatte eigentlich sie gesucht.
Ein weiteres Beispiel ist Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan und ebenfalls Demokratin. Eine Extremistengruppe hatte 2020 geplant, sie zu entführen.
Letztes Opfer war Demokratin
Auch das letzte wirkliche Opfer war eine Demokratin, so Heinisch. Gabby Giffords wurde 2011 aus nächster Nähe in den Kopf geschossen. Sie überlebte mit lebensgefährlichen Verletzungen.
«Wir sehen also, es gab in jüngerer Zeit auf Politiker beider Parteien Anschlagsversuche.»
Die Vorfälle sind allgemein Ausdruck einer gewalttätigen Stimmung in den USA. Heinisch verweist etwa auf eine Umfrage, die zeigt: Einer von fünf Amerikanern glaubt, Gewalt könne die politische Spaltung der USA lösen.