Jeder gegen jeden, alle gegen Bloomberg

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USA,

Der Ton zwischen den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern wird rauer: Zwischen mehreren US-Vorwahlen und vor dem «Super Tuesday» liefern sich die Kontrahenten härtere Kämpfe denn je. Den Neuling unter ihnen trifft es besonders.

MIchael Bloomberg, einer der reichsten Menschen der Welt, ist erst spät in das Rennen seiner Partei eingestiegen. Foto: Matt York/AP/dpa
MIchael Bloomberg, einer der reichsten Menschen der Welt, ist erst spät in das Rennen seiner Partei eingestiegen. Foto: Matt York/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die US-Präsidentschaftsbewerber haben ihren aufstrebenden Konkurrenten Michael Bloomberg mit harten Attacken überzogen. 

Bei ihrer bislang konfrontativsten Fernsehdebatte in Las Vegas in der Nacht zu Donnerstag galten die Angriffe der anderen fünf Demokraten von der ersten Minute an vor allem ihm - und Bloomberg hatte Mühe, sich zur Wehr zu setzen. Aber auch die anderen Präsidentschaftsbewerber kassierten Kritik. In der teils atemlosen Debatte wurde nahezu jede Antwort für eine Breitseite gegen die Konkurrenz genutzt.

Neben Bloomberg standen die Senatoren Bernie Sanders, Elizabeth Warren und Amy Klobuchar sowie der frühere US-Vizepräsident Joe Biden und der Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg auf der Bühne. Das Rennen ist ein Kampf zwischen linken und moderaten Demokraten: Sanders und Warren haben eine klar linke Agenda, die übrigen vertreten gemässigte Positionen.

Bloomberg polarisiert in dem Bewerberfeld: Der Gründer des nach ihm benannten Finanz- und Medienunternehmen ist einer der reichsten Menschen der Welt. Er war erst Ende November und damit sehr spät in das Rennen eingestiegen. In nationalen Umfragen liegt er aber inzwischen auf Rang drei. Durch Umfrageergebnisse hatte er sich erstmals für die TV-Debatte qualifiziert. Bloombergs rasanter Aufstieg und seine quasi unerschöpflichen finanziellen Wahlkampfressourcen machen die Konkurrenz sichtlich nervös.

Warren sagte mit Blick auf Bloomberg und den republikanischen Präsidenten Donald Trump, es mache keinen Sinn, «einen arroganten Milliardär durch einen anderen zu ersetzen». Sie bezeichnete Polizeitaktiken, die Bloomberg als Bürgermeister von New York vorangetrieben hatte, als rassistisch. Vor allem setzte sie ihm mit Blick auf Vorwürfe zu, er habe sich in seinem Unternehmen wiederkehrend sexistisch gegenüber weiblichen Angestellten geäussert und die Betroffenen mit Vertraulichkeitsvereinbarungen zum Schweigen gebracht.

Buttigieg warf Bloomberg vor, er wolle die demokratische Partei kaufen. Sanders nannte Bloombergs Reichtum unmoralisch. Angekreidet wurde dem Milliardär auch, dass er seine Steuererklärungen nicht offen lege und sich die Nominierung der Demokraten für die Präsidentschaftswahl erkaufen wolle.

Bloomberg bemühte sich nach Kräften, die Vorwürfe abzuwehren. So versprach er die baldige Offenlegung seiner Finanzen und entschuldigte sich erneut für die unter seiner Ägide in New York eingeführte und später als verfassungswidrig eingestufte Polizeitaktik «stop and frisk», bei der Polizisten Menschen willkürlich kontrollieren und durchsuchen konnten - was in New York überdurchschnittlich oft Afroamerikaner und Latinos traf.

Mit Blick auf sein immenses Vermögen entgegnete Bloomberg, er habe hart dafür gearbeitet und spende grosse Summen, um das Land besser zu machen. In die Defensive geriet er beim Thema Sexismus. Er wies hier auch Warrens Forderung nach einer Aufhebung der Stillschweigevereinbarungen zurück. In der Bilanz der US-Medien kam er nicht gut weg. Trump nannte Bloombergs Debüt die schlechteste Debatten-Performance jemals. «Er stolperte, war unbeholfen und extrem inkompetent», schrieb er auf Twitter.

Diverse Attacken bekam bei der TV-Debatte auch Sanders ab, der derzeit in nationalen Umfragen führt. Seine Mitstreiter warfen ihm unter anderem vor, seine Pläne für eine staatliche Krankenversicherung für alle seien vollkommen unbezahlbar und im US-Kongress nicht mehrheitsfähig. Buttigieg sagte, Sanders wolle mit seinen radikalen Ideen die Partei zugrunde richten.

Klobuchar wiederum, die bei der jüngsten Vorwahl in New Hampshire überraschend den dritten Platz erreicht hatte, war einigem Spott dafür ausgesetzt, dass sie kürzlich in einem Interview nicht in der Lage gewesen war, den Namen des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador zu nennen. Warren wiederum hielt Klobuchar vor, deren Pläne in Sachen Krankenversicherung seien mehr als dünn.

Die harten Auseinandersetzungen zeigen, wie umkämpft das Rennen ist. Im US-Bundesstaat Nevada, wo die Demokraten debattierten, steht am Samstag die nächste Vorwahl an. Bei den ersten beiden Vorwahlen in Iowa und New Hampshire hatten Sanders und Buttigieg vorne gelegen. Biden, der lange als Favorit in dem Rennen galt, fuhr jeweils nur einen enttäuschenden vierten und fünften Platz ein. Seine Mitstreiter scheinen ihn kaum mehr als grosse Konkurrenz anzusehen: Bei der Debatte in Las Vegas blieb er von Attacken weitgehend verschont.

Auch in Nevada liegt Sanders in Umfragen vorne. In South Carolina hat Biden seinen grossen Umfrage-Vorsprung über die vergangenen Wochen eingebüsst und liegt dort nur noch knapp in Führung. Sollte er dort am Ende auch schwächeln, wäre das ein Desaster für ihn. Wer in den ersten Vorwahl-Staaten versagt, dem werden für das gesamte Rennen trübe Aussichten nachgesagt. Am 3. März steht die nächste grosse Wegmarke an: der «Super Tuesday» mit Vorwahlen in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten. Auf sie setzt Bloomberg alle Kraft - die ersten Vorwahl-Staaten hat er bei seiner Wahlkampagne ausgespart.

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