Donald Trump: Spricht Polizei zu schnell von Attentat?

Janis Meier
Janis Meier

USA,

Vor einem Auftritt von Donald Trump wird ein Mann mit Schrotflinte verhaftet. Der örtliche Sheriff spricht von einem möglichen dritten Attentat – zu schnell?

Donald Trump
Donald Trump am 12. Oktober 2024 bei einer Wahlkampfveranstaltung in Coachella im US-Bundesstaat Kalifornien. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Trump-Auftritt haben die Behörden einen bewaffneten Mann verhaftet.
  • Sofort sprach der örtliche Sheriff davon, womöglich ein Attentat vereitelt zu haben.
  • Das zeigt: Es ist schnell die Rede von einem Mordversuch. Das hilft Trump, so ein Experte.

Die Vorfälle überschlagen sich. Schon wieder ist die Rede von einem Attentat auf Donald Trump. Doch spricht man bei dem ehemaligen US-Präsidenten zu schnell von einem Mordversuch?

Der Reihe nach: Am 13. Juli 2024 schiesst der 20-jährige Thomas Cook bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.

Der Republikaner kommt mit einem blutigen Ohr davon – und inszeniert sich seitdem als Märtyrer für die amerikanische Bevölkerung.

Sheriff sicher: Weiteres versuchtes Attentat verhindert

Kurz darauf fallen Schüsse in Trumps Golfclub in West Palm Beach (Florida). Der mutmassliche Schütze, Ryan Wesley Routh, ist dabei sehr nahe an dem 78-Jährigen. Das FBI geht von einem weiteren versuchten Attentat aus – ein Segen für Trumps PR-Maschinerie.

Am Samstag, 12. Oktober 2024, wird schliesslich schon wieder ein vermeintliches Attentat auf Donald Trump vereitelt: Ein Mann will mit einem Auto auf das Gelände einer Wahlkampfveranstaltung des Ex-Präsidenten in Coachella (Kalifornien) fahren.

Doch er wird angehalten. Im Fahrzeug finden sich zwei unregistrierte Waffen und Munition.

Wer wird die US-Präsidentschaftswahl für sich entscheiden?

Geht es nach dem örtlichen Sheriff Chad Bianco, ist der Fall klar: Seine Leute haben ein weiteres Attentat verhindert. Das FBI hingegen geht bei dem Vorfall nicht von einem Attentat aus. Auch der mutmassliche Attentäter weist nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt die Vorwürfe des Sheriffs zurück.

Doch die Geschichte ist bereits geschrieben und verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Wird zu schnell von einem versuchten Attentat auf Donald Trump ausgegangen?

«Trumps Seite versucht, ihn als Opfer darzustellen»

Klar ist: Im Wahlkampf dürften die Schlagzeilen nicht ungelegen kommen.

«Trumps Seite versucht, ihn als Opfer darzustellen», sagt Politikwissenschaftler Manfred Elsig zu Nau.ch. So könne von der Sichtweise «Trump als Täter» abgelenkt werden. «Denn dies wurde gerichtlich schon zur Genüge festgestellt», sagt Elsig.

Donald Trump Polizeifoto
Im Rahmen der Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs haben die Behörden des US-Bundesstaat Georgia dieses Polizeifoto von Donald Trump veröffentlicht. - keystone

Trumps Kampagnenteam wisse, dass Informationen über vermeintliche Attentate die Trump-Fans «zusätzlich mobilisiert».

Und damit nicht genug: «Auch unentschlossene Wählerinnen und Wähler werden dadurch angesprochen», sagt der US-Experte. «Gleichzeitig sind viele Menschen aufgrund der Informationsflut verloren und können nicht mehr unterscheiden zwischen Realität und Fiktion.»

Das heisst: Die US-Bürgerinnen und Bürger wissen nicht, ob wirklich ein versuchtes Attentat auf Donald Trump stattgefunden hat.

«Schlagzeilen helfen Donald Trump tendenziell»

Sogar wenn das FBI nicht von einem Attentat spricht, seien viele Trump-Anhänger noch skeptisch. «Sie denken, dass der Sicherheitsapparat von Washington aus gesteuert wird und die Ereignisse herunterzuspielen versucht», sagt Elsig.

Manfred Elsig
Manfred Elsig ist Professor für internationale Beziehungen an der Universität Bern. - Die Volkswirtschaft

Dies sei ganz im Sinne von Trumps Kampagnenteam. Man versuche, leichtgläubigen Menschen gezielt Falschinformationen – wie ein vermeintliches Attentat – einzuflössen, so der US-Experte. Denn: «Solche Schlagzeilen helfen Donald Trump tendenziell.»

Kommentare

User #4227 (nicht angemeldet)

Im einstigen Musterland der Demokratie, den USA, äussern viele Menschen so schräge Ansichten, dass ich nicht weiss, was besser ist: den Spinnern das Wort zu verbieten oder ihnen die Chance zu geben, ihre kruden Ansichten vorzutragen, ohne ihnen dabei auf den Leim zu gehen. Nach dem Motto: «Lass sie doch quatschen, ich fall eh nicht auf ihr Gelaber rein ...

User #2227 (nicht angemeldet)

Sprechen vielleicht die Medien zu schnell darüber?

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