Dutzende Festnahmen nach Protesten in Kuba - Internet blockiert
Im Zusammenhang mit den ersten Massenprotesten gegen die Regierung in Kuba seit Jahrzehnten sind mindestens 115 Menschen willkürlich festgenommen worden.
Das Wichtigste in Kürze
- In Kuba kam es zu den ersten Massenprotesten seit Jahrzehnten gegen die Regierung.
- Tausende Menschen gingen wegen Mangelwirtschaft und Unterdrückung auf die Strasse.
- Präsident Diaz-Canel ging hart gegen die Demonstranten vor.
Am Sonntag hatten Tausende Menschen in zahlreichen Städten des autoritär regierten Karibikstaates gegen Mangelwirtschaft und Unterdrückung demonstriert.
Sie riefen unter anderem «Patria y Vida» (Vaterland und Leben) - den Titel eines im Februar veröffentlichten Protest-Lieds. Dieser ist eine Anspielung auf einen viel zitierten Ausspruch Fidel Castros: «Patria o Muerte» (Vaterland oder Tod).
Regierung nicht zimperlich
«Wenn sie die Revolution bezwingen wollen, müssen sie über unsere Leichen gehen», hatte der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel am Sonntag im Fernsehen gesagt. Er rief dazu auf, die Revolution - sprich: das sozialistische System - auf den Strassen zu verteidigen. Die Sicherheitskräfte griffen Berichten zufolge hart durch. Auf Videos war zu sehen, wie Männer, bei denen es sich laut Aktivisten um Polizisten in zivil handelte, Demonstranten schlugen und mitnahmen.
Die Regierung bezeichnete die Proteste als Provokationen durch Konterrevolutionäre, die von den USA finanziert worden seien, um Kuba zu destabilisieren. Das Volk sei zur Verteidigung der Revolution auf die Strasse gegangen, die «subversiven Handlungen» besiegt worden, berichtete «Granma», die Zeitung der Kommunistischen Partei (PCC) - der einzigen in Kuba zugelassenen Partei.
Beobachter sprachen von den grössten Demonstrationen in Kuba seit Jahrzehnten. Auslöser war unter anderem der Mangel an Medikamenten und Lebensmitteln. Unter dem Ex-Präsidenten Donald Trump hatten die USA ihre Sanktionen gegen Kuba verschärft. Während der Pandemie fehlen nun auch die wichtigen Einnahmen aus dem Tourismus. Zuletzt stiegen zudem die Zahlen der Corona-Infektionen deutlich.