Erdogan droht EU bei Sanktionen mit Abschiebung von IS-Anhängern
Das Wichtigste in Kürze
- Die EU droht mit Sanktionen wegen Erdgasborungen der Türkei vor Zypern.
- Präsident Erdogan droht damit, in der Folge IS-Anhänger nach Europa zu schicken.
- Rückgeführt werden sollen deutsche, französische und irische mutmassliche IS-Kämpfer.
Angesichts geplanter EU-Sanktionen hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan damit gedroht, mehr Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Europa zu schicken. Die Türkei habe bereits damit begonnen, sagte Erdogan am Dienstag vor seinem Abflug in die USA in Ankara.
«Ihr mögt das auf die leichte Schulter nehmen. Aber diese Türen können sich öffnen», sagte Erdogan. «Dann könnt Ihr sehen, wie Ihr zurechtkommt». Die EU sollte ihre Haltung gegenüber einem Land überdenken, das die Kontrolle über zahlreiche IS-Mitglieder in der Türkei und in Syrien habe. Zudem drohte Erdogan erneut, Migranten nach Europa zu schicken.
Erdgasborungen vor Zypern
Hintergrund der Äusserungen Erdogans war eine Frage nach EU-Sanktionen wegen türkischer Erdgasbohrungen vor Zypern. Die EU betrachtet diese als rechtswidrig. Sie machte am Montag den Weg für neue Strafmassnahmen frei. Ankara weist die Vorwürfe illegaler Bohrungen zurück.
Auslöser dieses Streits ist die Teilung der Insel Zypern. Die Türkei hält den Norden von Zypern seit 1974 besetzt. Dort liegt die - nur von der Türkei anerkannte - Türkische Republik Nordzypern. Die gesamte Insel hingegen wird als Republik Zypern international anerkannt. Sie ist seit 2004 EU-Mitglied.
Rückführung deutscher Anhänger
Die Türkei hat mehr als 3,6 Millionen Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufgenommen. In dieser Woche schiebt die Türkei erstmals deutsche mutmassliche IS-Anhänger in die Bundesrepublik ab. Erdogan sagte, Europa sei angesichts der Rückführungen in «erheblicher Aufregung und Panik».
Die Türkei hatte am 9. Oktober eine Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien begonnen, die sie als Terrororganisation betrachtet. Dabei wurden nach offiziellen Angaben 287 IS-Anhänger festgenommen, darunter Frauen und Kinder.
Rückführung 10 Gefangener
Nach Angaben der Bundesregierung sollen diese Woche insgesamt zehn Menschen aus der Türkei nach Deutschland überführt werden. Neben den Deutschen plant die Türkei die Rückführung von elf französischen und zwei irischen mutmasslichen IS-Kämpfern. Ein Amerikaner und ein Däne wurden bereits abgeschoben.
Erdogan trifft Trump an diesem Mittwoch in Washington und will mit ihm auch über das Thema Nordsyrien reden. Die Türkei hatte mit Russland als Schutzmacht Syriens und den USA vereinbart, dass sich die YPG-Kämpfer aus dem Grenzgebiet zurückziehen sollen. Erdogan kritisierte am Dienstag erneut, dass das Abkommen aus seiner Sicht nicht eingehalten wurde.