Ex-US-Aussenminister Kissinger gestorben
Henry Kissinger ist mit 100 Jahren gestorben. Er war unter Richard Nixon und Gerald Ford Aussenminister der USA.
Das Wichtigste in Kürze
- Henry Kissinger ist im Alter von 100 Jahren gestorben.
- Der aus Nazi-Deutschland geflüchtete Jude war jahrelang US-Aussenminister.
- Er gilt als Schlüsselfigur der US-Aussenpolitik im Kalten Krieg.
Henry Kissinger ist im Alter von 100 Jahren in seinem Zuhause in Connecticut gestorben. Dies teilt seine Firma mit. Der Republikaner war unter Präsident Richard Nixon zuerst Nationaler Sicherheitsberater und ab 1973 auch US-Aussenminister.
Kissinger kam am 27. Mai 1923 in Fürth in Deutschland zur Welt. Als er 15 Jahre alt war, floh die jüdische Familie vor den Nazis in die USA. Dort studierte er später an der renommierten Harvard-Universität und erwarb einen Doktortitel in Internationalen Beziehungen.
In den 1950er Jahren begann seine Karriere in der Politik, zuerst als Berater für Aussenpolitik. Richard Nixon machte ihn dann zum Nationalen Sicherheitsberater, später zum Aussenminister. Auch unter Nixons Nachfolger Gerald Ford bekleidete er dieses Amt.
Als US-Aussenminister prägte Henry Kissinger die Aussenpolitik im Kalten Krieg massgebend mit. Er wird alseiner der grössten Diplomaten und als Schlüsselfigur der US-Aussenpolitik des 20. Jahrhunderts gesehen. 1973 wurden seine Bemühungen zur Beendigung des Vietnamkriegs mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt.
Henry Kissinger: Architekt der amerikanisch-chinesischen Annäherung
Zu seinen grössten Erfolgen zählt die Annäherung der USA an China Anfang der 1970er Jahre. Doch Kissingers Karriere hatte auch Schattenseiten. Kritiker warfen ihm Skrupellosigkeit und Machtbesessenheit vor.
Ein bedeutender Meilenstein in seiner Karrie war die Vorbereitung der Reise Nixons nach China. In geheimer Mission reiste Kissinger nach Peking, ebnete den Weg für einen Besuch Nixons und die Normalisierung der Beziehung. Kissinger wurde der gefeierte Architekt der amerikanisch-chinesischen Annäherung.
Damit endeten seine diplomatischen Erfolge nicht. Kissinger handelte Abrüstungsverträge und Friedensabkommen aus und wurde zum Medienstar.
Kritiker sehen Kissinger als reinen Machtpolitiker
Kritiker hingegen sehen in dem Aussenpolitiker einen reinen Machtpolitiker. Mehr als fragwürdig ist die Rolle, die er bei der geheimen Bombardierung Kambodschas spielte. Schwer wiegen auch die Vorwürfe wegen seiner Rolle beim Militärputsch 1973 in Chile. Kissinger musste sich auch immer wieder die Frage gefallen lassen, ob er wirklich auf die Beendigung des Vietnam-Kriegs gedrungen und ihn nicht eher, um Nixons Wahlchancen zu steigern, unnötig verlängert hat.
Kissinger hat sich auch nach seiner Zeit in Washington weiter in die Weltpolitik eingemischt – beriet etwa den damaligen Präsidenten George W. Bush. Auch im hohen Alter äusserte er sich noch in Interviews und als Redner zu internationalen Themen. Seinen Kritikern kam er dabei keinen Schritt entgegen.