Experte: «Viele User wird Twitter nicht verlieren»
Das Wichtigste in Kürze
- Die Twitterprofile von US-Profis wurden gehackt. Die Betrüger erbeuteten 118'961 Dollar.
- Grundsätzlich sind alle digitalen Systeme hackbar, sagt Experte Ralf Beyeler.
- Beyeler bezweifelt, dass sich der Aufwand für die Hacker gelohnt hat.
Auf Twitter wurden die Profile von Promis gehackt. Das wurde in der Nacht auf Donnerstag bekannt. Betroffen waren unter anderem die Profile von Barack Obama, Bill Gates und Elon Musk.
Die Profile veröffentlichten Posts, dass sie den doppelten Betrag zurückschicken würden, wenn man per Bitcoins auf ein bestimmtes Konto einzahlt. Das Ganze war ein Betrug. Nach wenigen Minuten waren die Posts bereits wieder gelöscht.
Twitter hatte auch in der Vergangenheit schon Probleme, weil Accounts gekapert wurden. Aber noch nie auf so breiter Front und bei so prominenten Namen. Diese Profile müssten eigentlich sehr gut geschützt sein. Wie konnte dieser Hack also passieren?
«Jedes digitale System kann gehackt werden»
«Grundsätzlich kann jedes digitale System gehackt werden», sagt Ralf Beyeler, Telekom-Experte bei Moneyland. «Das ist eine Frage des Aufwands.»
Normalerweise werden bei Angriffen auf solche Profile die Passwörter gehackt. Doch das war hier nicht der Fall. Offenbar hatten die Hacker Hilfe von Twitter-Mitarbeitern: Jemand musste ihnen von innen heraus Zugriff auf die Systeme verschafft haben.
Ist Twitters Ruf jetzt ruiniert?
Die Hacker kassierten laut Bitcoin Statistik 118'961 US-Dollar. Nicht gerade viel, meint Telekom-Experte Beyeler. «Meiner Meinung nach lohnt sich dafür der Aufwand nicht. Ich vermute, die Betrüger haben sich mehr erhofft.»
Möglicherweise haben die Betrüger gehofft, dass Twitter weniger schnell reagiert.
Das soziale Netzwerk spürt erste Auswirkungen des Hacks: Am frühen Nachmittag hat der Aktienkurs des Unternehmens rund fünf Prozentpunkte an Wert verloren.
Doch welche Folgen hat der Hack für Twitters Ruf? «Das ist nicht optimal und kann kurzfristig ein mulmiges Gefühl geben», sagt Beyeler. «Ich denke jedoch nicht, dass es einen langfristigen Reputationsschaden gibt.»
Das liege an der Art, wie die Twitter-User den Dienst nutzen: sie lesen vor allem und verfassen Posts. Beyeler meint: «Wegen dem kehrt man Twitter nicht den Rücken.» Bei einer Bank oder bei sensiblen Gesundheitsdaten sähe das anders aus, so Beyeler.
Vorsicht, wenn man Geld zahlen soll
Schaden erlitten haben dafür die Menschen, die auf den Betrug reingefallen sind. Beyeler vermutet, dass besonders leichtgläubige Menschen den Hackern auf den Leim gingen. Er findet: «Man merkt beim Lesen der Posts schnell, dass etwas nicht stimmt. Das stinkt von Anfang an.»
Grundsätzlich rät der Telekom-Experte zu Vorsicht, wenn man irgendwo Geld einzahlen soll, um mehr Geld zu erhalten. Bei Bitcoins erst recht: «Wer nicht weiss, wie Bitcoin funktioniert: Hände weg.»