G7-Länder wollen mehr Impfstoff für ärmere Länder
Vor dem G7-Gipfel setzen sich die Regierungschefs für eine gerechtere Impfstoff-Verteilung ein. Den ärmeren Ländern soll bei der Beschaffung geholfen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die G7-Staaten sorgen sich um den Zugang ärmerer Länder zum Corona-Impfstoff.
- Vor Beginn des Gipfels werben die Beteiligten für ihre Bereitstellungs-Strategien.
Die EU hat alle Staaten zur Aufhebung von Exportbeschränkungen für Corona-Impfstoffe und deren Bestandteile aufgefordert. Die Europäische Union habe mehr als 240 Millionen Impfstoffdosen in 90 Staaten exportiert. Das sei mehr als jede andere Region weltweit, sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell am Donnerstag per Videoschaltung vor dem UN-Sicherheitsrat.
Zudem werde die EU bis Jahresende mindestens 100 Millionen Impfdosen an arme Länder spenden. Dies reiche zur Versorgung der Welt jedoch nicht aus. Daher sollten alle Beteiligten die Beschränkungen beim Export von Corona-Impfstoffen und Impfstoff-Bestandteilen aufheben.
Act-A-Partnerschaft für rasche Verteilung von Corona-Gegenmitteln
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Kanadas Premierminister Justin Trudeau und die norwegische Regierungschefin Erna Solberg forderten derweil in der «Financial Times»: Die Regierungschefs der G7, der G20 und weiterer Staaten, sollen sich finanziell an der sogenannten Act-A-Partnerschaft beteiligen. Diese soll zur raschen Entwicklung und Vermarktung von Corona-Therapeutika und -Impfstoffen beitragen.
Die Regierungschefs hofften auf entsprechende Zusagen beim am Freitag beginnenden G7-Gipfel in Südengland, betonten die drei Regierungschefs.
Johnson will eine Milliarde Impfstoff-Dosen für arme Länder
Der britische Premierminister Boris Johnson kündigte in einem Beitrag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» an: Er werde sich beim G7-Gipfeltreffen dafür einsetzen, dass die sieben grössten westlichen Industrienationen gemeinsam eine Milliarde Corona-Impfstoffdosen für Entwicklungsländer bereitstellen. Damit könnten bis Ende nächsten Jahres alle Menschen auf der Welt geimpft werden, unterstrich er.
Der G7-Gipfel solle zudem ein neues Programm auf den Weg bringen, forderte Johnson: Die Zeit für die Entwicklung von Impfstoffen und Gegenmitteln für neue Viren soll von 300 auf 100 Tage reduziert werden.
USA wollen 500 Millionen Impfstoffdosen bereitstellen
Die USA wollen derweil in einer grossangelegten Spendenaktion 500 Millionen Corona-Impfdosen für 92 ärmere Länder bereitstellen. Dies teilte das Weisse Haus mit. Die Entwicklungsorganisation One begrüsste die Ankündigung und rief auch die übrigen G7-Staaten zum Spenden auf. Derweil forderte das EU-Parlament eine vorübergehende Aussetzung von Impfstoff-Patenten.
Die Hilfsorganisation Brot für die Welt forderte «eine umfassende, temporäre Freigabe der Patente und geistigen Eigentumsrechte» von Impfstoffen. Eine Spende übrig gebliebener Impfdosen werde nicht ausreichen, um die Impfungen in ärmeren Ländern zu beschleunigen.