«Hillbilly Elegy»: Drama mit Amy Adams und Glenn Close
Mit der Star-Power von Amy Adams und Glenn Close packt Oscar-Preisträger Ron Howard eine Geschichte um Drogen und Armut im ländlichen Amerika an. «Hillbilly Elegy» beruht auf den Bestseller-Memoiren von J.D. Vance.
Das Wichtigste in Kürze
- Hillbillys, das sind Rednecks, Hinterwäldler oder White Trash, also «weisser Müll».
So wird die verarmte, weisse Arbeiterschicht im Mittleren Westen und ländlichen Regionen Amerikas abschätzig genannt.
J.D. Vance wächst dort auf, in Middletown in Ohio, wo es wenig Hoffnung, dafür umso mehr Drogen, kaputte Familien und häusliche Gewalt gibt.
Als Vance 2016 seine Memoiren «Hillbilly-Elegie. Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise» herausbringt, ist das perfektes Timing. Der Bestseller gibt Einblick in eine Schicht, die damals den Wahlsieg Donald Trumps mit ermöglicht hat. Diese Menschen hegen einen Groll gegen die Elite in Washington, haben auf den Aussenseiter gesetzt.
Vier Jahre später - Trump ist abgewählt - bringt nun Regisseur Ron Howard (66, «A Beautiful Mind», «Apollo 13») das Gesellschaftsdrama «Hillbilly Elegy» im Kino und beim Streamingdienst Netflix heraus. Erzählt wird es aus der Sicht von J.D. (Gabriel Basso), der irgendwie den Absprung geschafft hat, erst zu den Marines, dann zum Jurastudium an die Elite-Uni Yale.
Doch die kaputte Familie holt ihn immer wieder ein - und zurück nach Ohio, als seine Mutter Bev an einer weiteren Überdosis Heroin fast stirbt. Durch seine Augen und durch Flashbacks in seine Kindheit erlebt der Zuschauer eine traurige Seifenoper von drei Generationen, die sich in Drogen, Suff und Gewalt verlieren.
J.D. tritt dabei schnell in den Hintergrund, Amy Adams (46) als seine Mutter Bev und Glenn Close (73) als Grossmutter Mamaw stehlen ihm die Show. Mit rot geäderten Augen, verfilzten Haaren und leicht aufgedunsen ist Adams (46) kaum wiederzuerkennen. Noch unkenntlicher ist Close, mit grauer Perücke, fleckiger Haut und schlampigen Pullovern. Finster starrt sie durch die übergrosse Brille. Die strenge Oma, die mit dem Enkel ständig «Terminator 2» schaut und markige Sprüche klopft, gibt J.D. am Ende Halt und Zuflucht.
Oscar-Preisträger Howard treibt die Familienkonflikte in Hollywood-Manier oft auf die Spitze. Weniger Sozialkritik, mehr unterhaltsames Drama, ist seine Devise. Der deutsche Star-Komponist Hans Zimmer liefert den Soundtrack, das Drehbuch stammt von der oscarnominierten Autorin Vanessa Taylor («Shape of Water - Das Flüstern des Wassers»).
Mit dieser Star-Power wird «Hillbilly Elegy» jetzt schon als Oscar-Kandidat gehandelt. So wie Amy Adams und Glenn Close in ihren völlig unglamourösen Rollen aufgehen, seien ihnen Nominierungen als beste Haupt- und Nebendarstellerinnen sicher, prophezeien US-Kritiker.
Für Adams wäre es nach Filmen wie «Vice», «American Hustle» und «The Fighter» die siebte Nominierung, bisher ging sie immer leer aus. Auch Close hat nach sieben Oscar-Chancen, zuletzt mit ihrer Hauptrolle in «Die Frau des Nobelpreisträgers», bis jetzt noch keine Trophäe gewonnen.