Hurrikane halten Florida und die Versicherungsbranche in Atem
Florida bereitet sich auf Hurrikan «Milton» vor, der kurz nach «Helene» auf den Bundesstaat zukommt. Experten warnen vor einem wetterintensiven Jahr 2024.
Florida bereitet sich auf das nächste zerstörerische Unwetter vor. Kurz nach «Helene» steuert nun Hurrikan «Milton» mit Wucht auf den US-Bundesstaat zu. Wie von Experten befürchtet, zeichnet sich ein von vielen grossen Unwetterfronten geprägtes Jahr 2024 ab. Das belastet auch die Bilanzen der Versicherer.
In den letzten Tagen hat sich der Wirbelsturm «Milton» über dem Golf von Mexiko zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde entwickelt. US-Medien zufolge handelt es sich um einen der stärksten Hurrikane in der Geschichte. Immerhin hat er sich zuletzt leicht zu einem Sturm der Kategorie 4 abgeschwächt.
Laut den Experten des Nationalen Hurrikanzentrums NCH dürfte «Milton» am (morgigen) Mittwoch an Floridas Westküste auf Land treffen. Dort laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Türen und Fenster werden verbarrikadiert, Sandsäcke gefüllt und die Behörden riefen den Notstand aus und ordneten Evakuierungen an.
Die Ungewissheit von «Milton»
Wie schlimm «Milton» im Sunshine State dann tatsächlich wüten wird, bleibt abzuwarten und hängt davon ab, ob er den Kurs auf stark besiedelte Gebiete um die Grossstadt Tampa mit voller Stärke beibehalten wird. Unklar ist auch, wie hoch die Zerstörung und die damit verbundenen Kosten für die Bevölkerung und die Versicherungen ausfallen werden.
Dabei war erst vor gut einer Woche Sturm «Helene» als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie im Nordwesten Floridas auf Land getroffen. Der Sturm schwächte sich dann ab, sorgte auf seinem Weg Richtung Norden aber für schwere Überschwemmungen und Zerstörung. Mehr als 200 Menschen in sechs Bundesstaaten kamen ums Leben.
Erste Schätzungen zeigen, wie hart ein grosser Hurrikan wie «Helene» die Versicherer treffen kann. Die Analyseabteilung der Ratingagentur Moody's schätzt die Schadenskosten für Privatversicherer auf 8 bis 14 Milliarden US-Dollar. Die noch grosse Bandbreite zeigt, wie unsicher diese Schätzung ist.
Versicherte und unversicherte Schäden
Die versicherten Schäden umfassen laut Moody's RMS vor allem Gebäudeschäden auch Betriebsunterbrechungen in Firmen. Weitere Schäden von mehr als 2 Milliarden Dollar würden von der staatlichen Flutschadenversicherung (NFIP) abgedeckt. Und die nicht versicherten Schäden könnten sich gar bis auf 25 Milliarden Dollar belaufen.
Mit «Helene» und «Milton» nimmt die von Wetterexperten im Vorfeld erwartete, aktive Hurrikan-Saison 2024 an Fahrt auf. In der von Juni bis November laufenden Saison sind in den USA bislang vier Hurrikane auf Land getroffen. Zuletzt hat es das im Jahr 2020 gegeben.
Die US-Wetterbehörde NOAA ging davon aus, dass sich in dieser Saison zwischen 17 und 25 Tropenstürme mit Windstärken von mindestens 60 Kilometern pro Stunde entwickeln. Und auch andere Institute sagten überdurchschnittlich viele Hurrikane voraus.
Ursachen für verstärkte Sturmaktivitäten im Atlantik
Hauptgrund dafür sind laut Experten der Klimawandel und die damit verbundenen warmen Wassertemperaturen im Atlantik. Verstärkt wird dies durch das an der Pazifikküste vor Peru bis in die USA herrschende Wetterphänomen «La Niña» mit kühleren Meerestemperaturen, was die Sturmaktivitäten im Atlantik unterstützt.
Bereits in der ersten Jahreshälfte haben Unwetter, allen voran schwere Gewitter in den USA, weltweit milliardenhohe Schäden verursacht. Laut den Anfang August publizierten Schätzungen des Swiss Re Institute haben sich die versicherten Naturkatastrophen auf 60 Milliarden Dollar belaufen.
Hinzu kamen ab Juli das Sturmtief «Boris», das in Osteuropa grosse Überschwemmungen verursachte, sowie schwere Gewitter und Niederschläge in Frankreich, Grossbritannien oder Skandinavien. Und nun drohen in den USA zwei Hurrikane mit Kosten im zweistelligen Milliardenbereich.
Nervosität unter Anlegern
Das löst unter Anlegern Nervosität aus. Vor allem wichtige Rückversicherer wie Swiss Re oder Munich Re, an die Erstversicherer in der Regel bei Grossereignissen grosse Portionen der Schadenskosten weiterreichen, bekommen das zu spüren.
Die Swiss-Re-Aktie hat in zwei Wochen rund 6 Prozent an Wert eingebüsst, bei Branchennachbar Munich Re waren es in etwa gleich viel. Seit Jahresbeginn liegen aber beide Titel mit Kursanstiegen von 15 und 25 Prozent im Marktvergleich (SMI: +7 Prozent) immer noch sehr gut im Rennen. Die Aussicht auf weiter steigende Tarife stützt, da grosse Schadensereignisse in der Regel einen weiteren Preisanstieg zur Folge haben.