In Kanada inhaftierter Modeunternehmer Nygard fordert Freilassung auf Kaution
Der wegen Sexualverbrechen inhaftierte finnisch-kanadische Modeunternehmer Peter Nygard hat seine Freilassung gegen Kaution beantragt.
Das Wichtigste in Kürze
- 79-jährigem Millionär werden Sexhandel und weitere Vergehen zur Last gelegt.
Sein Anwalt Jay Prober argumentierte örtlichen Medien zufolge am Dienstag (Ortszeit) vor einem Gericht im kanadischen Winnipeg, Nygard drohe im Gefängnis eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Er sei «ein 79 1/2 Jahre alter Mann, ein gebrechlicher Mann, fast 80 Jahre alt» und müsse daher geschützt werden.
«Wir werden argumentieren, ihn in diesen Zeiten der Covid-Pandemie weiter im Gefängnis zu behalten, ist nichts anderes als ein Todesurteil und stellt eine grausame und unübliche Strafe dar», führte der Verteidiger in der Online-Anhörung aus.
Nygard war im Dezember in Winnipeg aufgrund von US-Ermittlungen festgenommen worden. Die New Yorker Staatsanwaltschaft wirft dem Millionär vor, in den vergangenen 30 Jahren mit Mitarbeitern seines Unternehmens sowie anderen Komplizen mindestens ein Dutzend Frauen und Mädchen zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben. Dabei seien «Gewalt, Betrug und Zwang» eingesetzt worden. Unter den Opfern seien auch Minderjährige.
Die Taten ereignen sich den Angaben zufolge in der Zeit von 1990 bis 2020. Nygard weist die Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft wendet sich jedoch gegen eine Freilassung des 79-Jähjrigen gegen Kaution, weil er in der Vergangenheit nicht zu Gerichtsterminen erschienden sei und er die Mittel für eine Flucht habe.
Nygard beschwerte sich in einer eidesstattlichen Erklärung, in der Haft bekomme er keine vernünftige Ernährung und nicht genügend Schlaf. Dies «laugt meinen Körper aus und nimmt ihm die Fähigkeit, Covid abzuwehren». «Ich werde jeden Tag schwächer. Ich habe Gewicht verloren, habe Schwierigkeiten zu atmen», schilderte Nygard.
Im Februar war eine Sammelklage gegen Nygard wegen der Vergewaltigung mehrerer Frauen eingereicht worden. Die US-Bundespolizei FBI und die New Yorker Polizei durchsuchten das Hauptquartier von Nygards Unternehmen. Das Vermögen des Modeunternehmers wird von kanadischen Medien auf umgerechnet rund 580 Millionen Euro beziffert.
Nygards Fall erinnert an den des US-Investmentbankers Jeffrey Epstein, dem ebenfalls Sexhandel mit jungen Frauen und sexuelle Gewaltdelikte angelastet worden waren. Epstein wurde im August 2019 tot in seiner Gefängniszelle in New York gefunden. Nach Angaben des US-Justizministeriums nahm der 66-Jährige sich das Leben.