Gestern, Dienstag, hat in den USA der dreitägige Nato-Jubiläumsgipfel begonnen. Für Joe Biden eine Chance, sich intellektuell auf der Höhe zu zeigen.
Joe Biden
US-Präsident Joe Biden hält eine Rede bei der Feier zum 75-jährigen Bestehen der Nato im Mellon Auditorium in Washington, DC, USA, am 9. Juli 2024. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit gestern findet in Washington der Nato-Gipfel zum 75-jährigen Bestehen statt.
  • Bei der Rede von Joe Biden zum Anlass blieben die Peinlichkeiten aus.
  • Laut US-Experten braucht er derzeit jeden starken Auftritt, um Kritiker zu beruhigen.
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In der Hauptstadt der USA hat gestern, Dienstag, der Nato-Jubiläumsgipfel begonnen. Das Verteidigungsbündnis feiert sein 75-jähriges Bestehen. Doch bei dem dreitägigen Treffen steht vor allem eine Person im Fokus: US-Präsident Joe Biden (81).

Denn: «Alle Augen sind auf ihn gerichtet nach der Debatte», erklärt USA-Expertin Sarah Wagner gegenüber Nau.ch. Sie spricht dabei seinen katastrophalen Auftritt im TV-Duell mit Donald Trump an.

Deshalb war man im Vorfeld besonders auf seine Rede gespannt. Diese gelang ihm ohne Versprecher – auch dank des Ablesens von einem Teleprompter.

Nato 75 Jahre
Derzeit findet in Washington der Jubiläumsgipfel zum 75-jährigen Bestehen der Nato statt.
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«Jeder öffentliche Auftritt ist momentan für Joe Biden besonders wichtig», sagt USA-Expertin Sarah Wagner dazu.
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«Alle Gelegenheiten, sich präsidentiell und intellektuell auf der Höhe zu zeigen, sind Joe Biden derzeit willkommen», erklärt USA-Experte Thomas Greven.
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Auch Wagner erklärt, dass Bidens Kampagne jetzt starke Bilder und Auftritte benötige, um Kritiker zu beruhigen.
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Beim Nato-Gipfel gehe es zudem darum, sich in seiner Rolle als Präsident und Staatsmann zu präsentieren: als erfahrene Führungskraft in unruhigen Zeiten.

«Jeder öffentliche Auftritt ist momentan für Joe Biden besonders wichtig», sagt Wagner. Die Diskussion um seine Kandidatur sei in der Demokratischen Partei noch nicht beendet. Und seine Kommunikation werde bis ins kleinste Detail analysiert werden.

Joe Biden: «Alter und seine Gesundheit sind im Dauerfokus»

«Als US-Präsident ist er immer unter ständiger Beobachtung», sagt auch USA-Experte Thomas Greven von der Freien Universität Berlin. Aber die misslungene Debatte habe die Situation noch einmal verschärft. «Sein Alter und seine Gesundheit sind im Dauerfokus.» Da mache der Nato-Gipfel keine Ausnahme.

«Alle Gelegenheiten, sich präsidentiell und intellektuell auf der Höhe zu zeigen, sind Joe Biden derzeit willkommen.» Der 81-Jährige erhoffe sich vor allem wohl, dass ihm bei dem Gipfel keine medienwirksamen Pannen widerfahren.

Ist Joe Biden noch der richtige Kandidat für die Demokraten?

Auch Wagner erklärt, dass Bidens Kampagne jetzt starke Bilder und Auftritte benötige, um Kritiker zu beruhigen. «Die eigene Partei und Wählerbasis ist weitaus kritischer als vor der Debatte. Und ist besorgt, was die Chancen von Joe Biden und der Partei insgesamt im November betrifft», so die USA-Expertin.

«Jeder Versprecher» unterstreicht Befürchtungen

So werde jeder Auftritt zur Bewährungsprobe und die Berichterstattung über Bidens Verfassung drohe den Nato-Gipfel zu überschatten. «Jeder Versprecher oder müde Auftritt wird die Befürchtungen der Demokraten und der amerikanischen Wähler und Wählerinnen unterstreichen.»

Joe Biden hatte während der Debatte immer wieder Mühe, sich auszudrücken. - X / @kirawontmiss

Beim Nato-Gipfel gehe es zudem darum, sich in seiner Rolle als Präsident und Staatsmann zu präsentieren: als erfahrene Führungskraft in unruhigen Zeiten. Ein souveräner Auftritt solle diesbezüglich Zweifel beseitigen und seinen Status als Präsidentschaftskandidat festlegen.

«Fraglich ist aber, ob das gelingt und ob einige gute Bilder hier ausreichen, was ich stark bezweifle», sagt Wagner.

Ausserdem sei der Gipfel in politischer Hinsicht wichtig. Denn: «Biden ist ein Unterstützer der Nato und internationaler Partnerschaften – er möchte diese gestärkt sehen.»

Hoffnungen der Ukraine

Zum Auftakt des Nato-Gipfels haben die USA und andere Partner der Ukraine bereits weitere militärische Unterstützung zugesagt. Doch was darf sich Selenskyj sonst noch von dem Gipfel erhoffen?

Hältst du Joe Biden für fit genug, die USA weitere vier Jahre zu regieren?

Laut Wagner gehe es auch um die Frage, wie langfristige Strategien für die Unterstützung der Ukraine durch Nato-Länder aussehen könnten. Ausserdem werde auch die aktuelle Nato-Perspektive der Ukraine bezüglich eines Beitritts eine Rolle spielen.

«Die Hoffnung ist, dass die Nato die Unterstützung der Ukraine gewissermassen ‹Trump-sicher› macht», erklärt Greven. «Aber ob das gelingen wird?»

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