Joe Biden: Ein Kabinett, das aussieht wie Amerika

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

USA,

Joe Biden hat bereits einige Ministerposten in seinem Kabinett vergeben. Einige Ernennungen haben historischen Wert. Der Senat muss die Kandidaten bestätigen.

Joe biden kamala harris
Der gewählte Präsident Joe Biden und seine Vize Kamala Harris setzen auf Vielfalt in ihrer Regierung. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Der gewählte US-Präsident Joe Biden hat eine vielfältige Regierung versprochen.
  • Viele Ernennungen sind historisch in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
  • Mit Buttigieg und Haaland werden erstmals ein Schwuler und eine Indigene Minister.

Noch älterer weisser Mann folgt auf alten weissen Mann: Insofern bleibt im Weissen Haus auch nach dem 20. Januar in Sachen Präsident alles beim Alten.

Nicht aber bei den Gefolgsleuten. Noch-US-Präsident Donald Trump (74) setzte in seinem Kabinett voll auf seine Klientel. Die meisten Posten in der Regierung besetzte er ebenso mit alten Weissen Männern.

Sei es der Vizepräsident Mike Pence (61), oder der Aussenminister Mike Pompeo (56). Finanzminister Steven Mnuchin (57) oder der erst kürzlich entlassene Verteidigungsminister Mark Esper (56). Und ebenso der kürzlich zurückgetretene Justizminister William Barr (70). Hingegen schafften es nur wenige Frauen ins Trumpsche Kabinett.

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US-Präsident Donald Trump und sein Kabinett am 2. Januar 2019. - Keystone

Anders der Präsident in spe, Joe Biden (78). Zwar das Sinnbild eines alten weissen Mannes setzt bei seinen Gefolgsleuten auf Vielfalt. Er versprach ein «Kabinett, das aussieht wie Amerika».

Joe Biden: «Kabinett, das aussieht wie Amerika»

Das beginnt bereits bei seiner Vize Kamala Harris. Zwar war ihre Ernennung nicht überraschend, aber dennoch bemerkenswert: Sie ist die erste Frau und zugleich erste Afroamerikanerin, die den Posten übernehmen wird.

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Kamala Harris ist unter Joe Biden erste Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten. - Keystone

Ein Amt, das ihre Chance, selbst mal als Präsidentin ins Weisse Haus zu ziehen, merklich gesteigert hat.

Auch sonst setzt Joe Biden auf weibliche Power und zugleich auf den Einbezug von Minoritäten. Die ehemalige Notenbankchefin Janet Yellen (74) soll als erste Frau der US-Geschichte das Finanzministerium leiten. Und mit Lloyd Austin (67) wird erstmals ein Afroamerikaner Verteidigungsminister.

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Lloyd Austin, US-Verteidigungsminister. - AFP/Archiv

Der Latino Xavier Becerra (62) soll das gerade in Zeiten der Pandemie wichtige Gesundheitsministerium übernehmen. Alejandro Mayorkas (61), ebenfalls Latino, wird Minister für Innere Sicherheit.

Erster offen schwuler Minister in US-Kabinett

Insbesondere zwei Ernennungen sind besonders hervorzuheben.

Pete Buttigieg, der ehemalige Bürgermeister von South Bend, war der erste offen homosexuelle Präsidentschaftskandidat in den USA. Als Kontrahent von Joe Biden stieg er zu Beginn der Vorwahlen gut ins Rennen. Schliesslich musste er sich aber doch geschlagen geben. Nun soll er Bidens Verkehrsminister werden.

Pete Buttigieg
Der frühere Bürgermeister von South Bend, Indiana, Pete Buttigieg soll Verkehrsminister unter Joe Biden werden. - keystone

Wird er bestätigt, ist «Major Pete» der erste offen schwule Bundesminister in der Geschichte des Landes. Für Bidens Ernennung gab es darum reichlich Lob aus der LGBTQ-Community.

Buttigieg sei «offen und ehrlich» in Bezug auf seine Identität. Er habe der Community eine Stimme gegeben, so die Interessenvertretung Human Richts Campaign. HRC-Präsident Alphonso David dazu: Seine Stimme als Verfechter der LGBTQ-Gemeinschaft werde helfen, «unsere Nation besser, stärker und gleichberechtigter als zuvor wieder aufzubauen».

Seine Ernennung wäre der bisherige Höhepunkt im kometenhaften Aufstieg des 38-Jährigen. Als Verkehrsminister erhält der Harvard- und Oxford-Absolvent einen wichtigen Posten in Bidens angekündigtem Kampf gegen den Klimawandel. Zudem verleiht der Afghanistan-Veteran den jüngeren Generationen eine Stimme. Und so könnte sich das Amt auch als Sprungbrett ins Weisse Haus für die Nachwuchshoffnung der Demokraten ausweisen.

Historische Ernennung von Indigenen

Eine historische Entscheidung fällt Joe Biden auch mit der Ernennung von Deb Haaland zur Innenministerin. Sie wäre damit die erste indianisch-stämmige Ministerin in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Die 60-Jährige stammt aus New Mexico und gehört dem Stamm Pueblo of Laguana an. Gemeinsam mit Sharice Davids wurde sie 2018 als erste amerikanische Ureinwohnerin ins US-Repräsentantenhaus gewählt.

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Der gewählte US-Präsident Biden will Medienberichten zufolge erstmals in der Geschichte der USA eine amerikanische Ureinwohnerin als Ministerin ins Kabinett berufen. - dpa

Als Innenministerin wird sie vor allem für die Verwaltung des bundeseigenen Landes zuständig sein. Dies sind über ein Fünftel der Fläche des Landes. Sie wird damit auch verantwortlich für die Naturschutzgebiete, Wasserwege und Mineralvorkommen. Und auch für die Angelegenheiten mit Bezug auf die rund 1,9 Millionen Ureinwohner des Landes.

Die Ernennung sorgte für begeisterte Reaktionen der indigenen Stämme. Noch nie in der 245-jährigen Geschichte der USA war ein Mensch indigener Abstammung für die Belange der indigenen Bevölkerung zuständig. Bisher bestritt die US-Regierung eher eine Politik gegen die Interessen der Stämme. Insbesondere durch Enteignungen von Stammesgebieten.

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Deb Haaland soll als Innenministerin zuständig für die Verwaltung des bundeseigenen Landes werden. - dpa

Es handle sich um einen historischen Tag für indigene Menschen, erklärte der Präsident der Navajo, Jonathan Nez. Und Gussie Lord von den Oneida in Wisconsin meinte: Es sei inspirierend, die Anführerschaft indigener Frauen in der Führung des Landes reflektiert zu sehen.

Alle von Joe Biden ernannten Minister müssen noch vom Senat bestätigt werden.

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