Mami (†28) stirbt, weil Ärzte Abtreibung verweigern
Der US-Bundesstaat Texas hat ein strenges Abtreibungsverbot erlassen. Das kostet eine junge Mutter das Leben. Nun ist der Fall ein Wahlkampfthema.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Bundesstaat Texas hat ein strenges Abtreibungsgesetz.
- Deshalb ist 2021 eine junge Mutter zu Tode gekommen.
- Das, obwohl das verfassungsmässige Recht auf Abtreibung damals noch in Kraft war.
In den USA gelten in einigen Bundesstaaten sehr strenge Abtreibungsverbote. Ärztinnen und Ärzte haben seither Angst vor einer gerichtlichen Verfolgung. Deshalb greifen sie oft auch in medizinisch notwendigen Fällen zu spät ein.
So auch im Fall der 28-jährigen Josseli Barnica aus Texas. Die junge Ehefrau und Mutter starb 2021 einen vermeidbaren Tod, weil eine lebensnotwendige Abtreibung 40 Stunden lang verzögert wurde.
Nun wurde der Fall von der Journalismus-Plattform «Pro Publica» ans Licht gebracht. Es ist der dritte Fall, auf den sie aufmerksam macht.
Aber was ist genau geschehen?
Abtreibungsverbot hinderte Ärzte
Laut dem Bericht kam Josseli Barnica am 2. September 2021 mit starken Krämpfen ins Spital. Dies einen Tag nachdem Texas ein Abtreibungsverbot nach der sechsten Schwangerschaftswoche durchgesetzt hatte.
Zu diesem Zeitpunkt war die junge Mutter bereits in der 17. Schwangerschaftswoche. Kurze Zeit später stellten sich immer heftiger werdende Blutungen ein, die junge Frau erlitt eine Fehlgeburt.
Diese wird normalerweise mit Medikamenten beschleunigt, da durch einen weit geöffneten Gebärmutterhals ein grosses Infektionsrisiko besteht. Das Abtreibungsverbot verunmöglichte es den Ärzten jedoch, zu handeln. Denn das Herz von Barnicas Fötus schlug noch.
Eingriff 40 Stunden verzögert
Erst 40 Stunden nach der Fehlgeburtsdiagnose konnte festgestellt werden, dass das Herz des Fötus nicht mehr schlug. Erst dann griffen die Ärzte ein und verabreichten ihrer Patientin die notwendigen Medikamente.
Trotzdem verschlechterte sich der Zustand der jungen Mutter rapide, bis sie schliesslich starb. Im Autopsiebericht ist dazu vermerkt, dass sie an einer Sepsis mit «Empfängnisprodukten» verstorben sei.
Verschiedene Experten erklärten gegenüber «Pro Publica», dass die Verzögerung der Behandlung gegen medizinische Standards verstosse. Eine frühere Behandlung, so die Experten weiter, hätte Josseli Barnica vermutlich das Leben gerettet.
Texas bot Bürgern Anreize, Ärzte zu verklagen
2021 hatte der Oberste Gerichtshof in den USA das verfassungsmässige Recht auf Schwangerschaftsabbruch – auch bekannt als Roe v. Wade – noch nicht aufgehoben.
Doch der texanische Gesetzgeber, der als erster ein wirksames Verbot erlassen wollte, hatte bereits ein strenges Zivilgesetz verabschiedet.
Dabei wurde eine neuartige juristische Strategie angewandt, mit der Roe v. Wade umgangen wurde. Die Strategie half dabei, das Abtreibungsverbot nach der sechsten Schwangerschaftswoche durchzusetzen.
Dies, indem es Bürgerinnen und Bürgern Anreize bot, Ärzte zivilrechtlich auf 10'000 Dollar zu verklagen. Diese galt für jede Person – nicht nur Ärztinnen und Ärzte –, die eine Abtreibung «unterstützte und begünstigte».