mRNA in Muttermilch: Experten ohne Bedenken
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben Rückstände der Impfung in der Milch stillender Mütter nachgewiesen.
- Trotzdem geben Experten Entwarnung: Stillen ist auch nach einer mRNA-Impfung sicher.
Mediziner haben kurz nach der Corona-Impfung bei stillenden Müttern Spuren des mRNA-Präparats in Muttermilch nachgewiesen. Sowohl die Forscher selbst als auch deutsche Experten raten aber stillenden Frauen weiterhin zu einer Immunisierung.
Ein Team um den Neonatologen Nazeeh Hanna hatte in einer kleinen Studie Milchproben von elf Frauen analysiert. Diese hatten zuvor die mRNA-Präparate entweder von Moderna oder von Biontech/Pfizer erhalten.
Spuren von mRNA in Milchproben
Das Team untersuchte mit einem sehr empfindlichen Verfahren insgesamt 131 Milchproben der Frauen. Diese stammten aus einem Zeitraum von bis zu fünf Tagen nach der Impfung. Spuren der Impfstoffe fanden die Forscher in insgesamt sieben Proben von fünf Teilnehmerinnen. Dabei war keine der positiv auf mRNA-Spuren getesteten Milchproben mehr als 45 Stunden nach der Impfung genommen worden.
Möglicherweise würden Nanopartikel, die die mRNA enthalten, über die Blutbahn oder das Lymphsystem zu den Brustdrüsen gelangen, spekulieren die Forscher. Ob die mRNA noch aktiv war, also theoretisch zur Bildung von Proteinen führen könnte, prüfte die Studie nicht.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) betont auf Anfrage: mRNA wird «nach oraler Aufnahme im Magen degradiert, also zersetzt» und erreiche die Blutbahn des Neugeborenen nicht.
Keine Sicherheitsbedenken
Sicherheitsbedenken leiten die Mediziner um Hanna aus dem Nachweis nicht ab. Stillen sei auch nach einer mRNA-Impfung gegen Covid-19 sicher. Das schreiben sie im Fachblatt «JAMA Pediatrics».
Sie raten aber: Bei Kindern im Alter bis sechs Monaten in den ersten 48 Stunden nach der Impfung vorsichtig zu sein. Dies, bis weitere Studiendaten zur Sicherheit vorlägen. Mögliche Auswirkungen von Impfstoff-mRNA auf Neugeborene sind bislang nicht ausreichend untersucht.
Die DGGG verweist darauf, dass die Impfung nicht nur die Mutter vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützt. Sie senke auch beim Kind das Risiko für eine Sars-CoV-2-Infektion. «Aus diesen Überlegungen heraus erscheint es nicht sinnvoll, die Empfehlung für die Vakzination von stillenden Müttern einzuschränken», betont die Fachgesellschaft.