New Yorker Jury spricht «El Chapo» in sämtlichen Anklagepunkten schuldig
Das Wichtigste in Kürze
- Mexikanischer Drogenboss bekommt lebenslänglich - Anwalt kündigt Berufung an.
Den Schuldspruch fällte die Jury am Dienstag nach sechstägigen Beratungen. Damit steht fest, dass Guzmán eine lebenslange Haftstrafe wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäsche absitzen muss. Formal wird das Strafmass erst am 25. Juni verkündet. «El Chapos» Verteidiger kündigten Berufung gegen das Urteil an.
Die Geschworenen befanden Guzmán in allen zehn Anklagepunkten für schuldig. Laut Klageschrift soll das Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und grosse Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Bei den angeführten Anklagepunkten schreibt das US-Gesetz eine lebenslängliche Freiheitsstrafe vor.
«El Chapos» Anwalt Jeffrey Lichtman kündigte umgehend an, Rechtsmittel einzulegen. «Natürlich werden wir in Berufung gehen», sagte er vor Journalisten. Guzmán selbst nahm das Urteil im Gerichtssaal ernst und konzentriert entgegen. Nach der Urteilsverkündung könnte er in ein Gefängnis im US-Bundesstaat Colorado überführt werden, das wegen der nahegelegenen Rocky Mountains den Beinahmen «Alcatraz der Rockies» hat und als eine der sichersten Haftanstalten der USA gilt.
Die US-Regierung äusserte sich zufrieden über das Urteil. «Dieser Prozess hat den internationalen Drogenhandel offengelegt wie kein Prozess zuvor», sagte der Staatsanwalt des New Yorker Stadtteils Brooklyn, in dem der Prozess stattfand.
Der von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitete Prozess gegen «El Chapo» hatte Anfang November begonnen. Während des Verfahrens liess die Staatsanwaltschaft mehr als 50 Zeugen vorladen. Ausserdem bot sie hunderte Dokumente und Dutzende abgehörte Telefonate auf.
Dabei nahm das Verfahren zwischenzeitlich Züge einer mexikanischen Seifenoper an: Mehrere ehemalige Handlanger Guzmáns sowie eine ehemalige Liebhaberin traten in den Zeugenstand, während seine Ehefrau, die ehemalige Schönheitskönigin Emma Coronel, stets anwesend war. Auch Schauspieler Alejandro Edda tauchte im Gerichtssaal auf. Er spielt «El Chapo» in der Netflix-Serie «Narcos: Mexico» und wollte den berüchtigten Drogenboss offenbar aus nächster Nähe sehen.
Viele Zeugen schilderten bis in die grausigsten Details die Gewalttaten des mächtigen Drogenkartells. Guzmán habe Menschen, die ihm in den Weg kamen verprügelt, erschossen oder gar bei lebendigem Leib begraben. Auch beschrieben sie, wie das Kartell mexikanische Polizisten, Militärs und Regierungsmitarbeiter bestach.
In seinem Schlussplädoyer hatte «El Chapos» Verteidiger Lichtman die Jury gebeten, seinen Mandanten nicht aufgrund der «Müll»-Aussagen der Zeugen der Staatsanwaltschaft zu verurteilen. Guzmán sei lediglich ein «Sündenbock» und der eigentliche Kopf des Kartells, Ismale «El Mayo» Zambada, befinde sich noch auf freiem Fuss.
Staatsanwältin Amanda Liskamm hingegen sagte, zwar hätten einige der Zeugen eindeutig selber «Schlechtes getan». Guzmán aber sei ihr Chef gewesen, und nur eine einzige ihrer Aussagen genüge für seine Verurteilung.