Ölsand in Kanada setzt deutlich mehr Kohlenstoffdioxid frei als bisher bekannt
Bei der Ölgewinnung in Kanadas Ölsand-Gebieten wird deutlich mehr klimaschädliches Kohlenstoffdioxid freigesetzt als bisher angenommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Untersuchungsergebnisse könnten zum Überdenken von Klimapolitik zwingen.
Zu diesem Schluss kommt eine am Dienstag in der Fachzeitschrift «Nature Communications» veröffentlichte Studie. Sie könnte auch Folgen für die Umweltpolitik der kanadischen Regierung haben.
Normalerweise werden die CO?-Emissionen durch eine Mischung aus Messungen am Boden und mathematischen Berechnungen ermittelt. Wissenschaftler des kanadischen Umweltministeriums kamen dagegen beim Überfliegen der Ölsandgebiete auf Werte, die bis zu 123 Prozent über den bis dahin veranschlagten Angaben lagen. Im Schnitt kamen sie auf einen um 64 Prozent höheren Ausstoss an Treibhausgasen durch Ölgewinnung an der Erdoberfläche.
Die gesamte Öl- und Gasindustrie setzt ähnliche Modelle zur Emissionsmessung ein wie das bisher verwendete. Mit den neuen Messwerten seien alle Angaben zum Kohlenstoffdioxid-Ausstoss dieses Sektors «möglicherweise unsicherer als bisher angenommen», folgerten die Forscher. Auf Kanadas Regierung könnten daher neue Anstrengungen in Sachen Klimaschutz zukommen: Sie hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2030 den Ausstoss an CO? wieder auf das Niveau von 2005 zu reduzieren.
Kanadas Provinz Alberta verfügt über die drittgrössten Ölreserven der Welt und sorgt für die meiste Umweltverschmutzung im Land. Trotz Stellenstreichungen und fallender Preise ist der Ölsektor weiterhin eine wichtige Branche der kanadischen Wirtschaft.