Festnahmen nach Präsidentenmord in Haiti

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Haiti,

Haiti steckt seit langem in einer tiefen Krise aus Armut, Gewalt und Korruption - und nun wird auch noch der Präsident ermordet. Die Polizei hat mehrere mutmassliche Täter gefasst und andere eingekreist.

Ein Mitglied der Sicherheitskräfte versperrt den Zugang zu der Residenz des haitianischen Präsidenten Moïse. Foto: Joseph Odelyn/AP/dpa
Ein Mitglied der Sicherheitskräfte versperrt den Zugang zu der Residenz des haitianischen Präsidenten Moïse. Foto: Joseph Odelyn/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In Haiti hat die Fahndung nach den Mördern des Präsidenten Jovenel Moïse die Menschen in Atem gehalten.

Nach Angaben der Polizei wurden vier mutmassliche Täter getötet und sechs Verdächtige festgenommen.

Interims-Polizeichef Léon Charles sagte im Fernsehen, der Einsatz laufe noch. Die UN-Sonderbeauftragte für den Karibikstaat, Helen La Lime, berichtete, dass Einsatzkräfte zwei Häuser in der Hauptstadt Port-au-Prince eingekreist hätten, in denen sich weitere Tatverdächtige aufhielten.

Die Hintergründe des Mordes waren auch nach vielen Stunden noch unklar. Nach Angaben eines Regierungssprechers stammten die vier getöteten mutmasslichen Täter alle aus dem Ausland. Die US-Zeitung «Washington Post» berichtete unter Berufung auf den haitianischen Minister Mathias Pierre, einer der Festgenommenen sei ein US-Amerikaner haitianischer Herkunft.

Der 53 Jahre alte Moïse war in der Nacht zum Mittwoch von einem Mordkommando in seiner Residenz erschossen worden. Seine Ehefrau Martine wurde schwer verletzt. Sie wurde zur Behandlung nach Miami in den USA gebracht. Die Zeitung «Le Nouvelliste» berichtete, Moïses Leichnam habe zwölf Einschusslöcher, zum Teil von grosskalibrigen Waffen. Haitis Botschafter in den USA, Bocchit Edmond, bezeichnete die Attentäter als gut ausgebildete und schwer bewaffnete ausländische Söldner. Sie hätten sich als Agenten der US-Drogenbehörde DEA ausgegeben.

La Lime berichtete auch, dass Haiti den UN-Sicherheitsrat um zusätzliche Sicherheitsunterstützung gebeten habe. Es war zunächst unklar, um was genau es sich dabei handeln soll. Auch habe Haitis UN-Botschafter internationale Unterstützung bei den Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat angefragt. La Lime betonte, dass die Vereinten Nationen zu Hilfe bereit seien. Auch die USA sind nach Angaben der Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, dazu bereit. Voraussetzung sei, dass es eine formelle Bitte gebe.

In sozialen Medien wurden Videos verbreitet, die zeigen sollen, wie Menschengruppen auf den Strassen von Port-au-Prince mutmassliche Täter gefangennahmen. Auf einem Video des Portals «Journal La Diaspora» war eine grosse Menschenmenge zu sehen, die sich demnach vor einer Polizeistation versammelt hatte, um die Festgenommenen zu töten.

Auf Twitter wurde auch berichtet, es würden kubanische Ärzte in Haiti angegriffen. Interims-Premierminister und Aussenminister Claude Joseph hatte gesagt, die Attentäter hätten Spanisch und Englisch gesprochen. Haitianisches Kreol und Französisch sind die Amtssprachen in Haiti.

Das Attentat hinterlässt ein Machtvakuum. Da eine für Oktober 2019 vorgesehene Parlamentswahl unter anderem wegen heftiger Proteste gegen Moïse ausgefallen war, gibt es dort seit Januar 2020 kein handlungsfähiges Parlament mehr. Moïse regierte seither per Dekret.

Kurz vor seiner Ermordung hatte Moïse am Montag den Neurochirurgen Ariel Henry zum Interims-Premierminister ernannt. Den Titel hatte seit April Joseph inne, der allerdings mangels Parlament nie verfassungsmässig im Amt bestätigt wurde. Weil Henry bisher nicht vereidigt wurde, nahm Joseph das Heft in die Hand: Er berief eine Sitzung des Ministerrats ein, trat vor die Kameras und unterschrieb Erlasse für 15 Tage Belagerungszustand und Staatstrauer.

Moïse, der seit 2017 regierte, war äusserst unbeliebt. Ihm wurden Korruption, Verbindungen zu brutalen Banden und autokratische Tendenzen vorgeworfen. Proteste legten Haiti in den vergangenen drei Jahren immer wieder lahm. Zuletzt trieben blutige Kämpfe zwischen Banden um die Kontrolle über Teile der Hauptstadt Tausende Menschen in die Flucht. Am 26. September sind Präsidenten- und Parlamentswahlen sowie ein Verfassungsreferendum geplant. Joseph hat erklärt, an dem Datum festhalten zu wollen.

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