San Francisco ruft im Kampf gegen Drogenmissbrauch Notstand im Stadtzentrum aus
Angesichts des nicht mehr zu kontrollierenden Drogenmissbrauchs und der dadurch verursachten Todeszahlen hat San Francisco für einen Bezirk im Zentrum der US-Metropole den Notstand erklärt.
Das Wichtigste in Kürze
- Täglich mindestens zwei Todesfälle durch Überdosis.
«Wir verlieren täglich mindestens zwei Menschen durch eine Überdosis», sagte am Freitag (Ortszeit) der Behördenvertreter Matt Haney. Besonders betroffen sei das Tenderloin-Viertel. «Das ist eine öffentliche Gesundheitskrise, die eine dringende und entschiedene Antwort braucht.»
Tenderloin liegt ganz in der Nähe bekannter Touristenorte wie dem Union Square. Seit einigen Jahren explodiert nicht nur dort der Drogenmissbrauch. Hauptverantwortlich sind synthetische Opioide wie Fentanyl. Im vergangenen Jahr waren in San Francisco 711 Menschen an einer Drogen-Überdosis gestorben, so viele wie nie zuvor innerhalb von zwölf Monaten. Auch in diesem Jahr bewegt sich die Zahl Medienberichten zufolge wohl in dieser Grössenordnung.
Die am Freitag von Bürgermeisterin London Breed unterzeichnete Notstandserklärung ermöglicht es den örtlichen Behörden unter anderem, ohne Beachtung von eigentlich geltenden Vorschriften schnell Notunterkünfte zu errichten oder psychologische Hilfezentren zu eröffnen.
Während der Corona-Pandemie kam es in den USA offenbar zu einer massiven Zunahme des Drogenkonsums. Erstmals wurden mehr als 100.000 Drogentote innerhalb eines Jahres gezählt. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC starben zwischen April 2020 und April 2021 rund 100.300 Menschen an den Folgen einer Überdosis. Das war ein historischer Höchstwert und ein Anstieg um 28,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.