Sänger Morrissey ergreift Partei für die Täter

Simon Binz
Simon Binz

Bern,

Der britische Sänger Morrissey schaltet sich in die #MeToo-Diskussion ein und verteidigt dabei nicht nur Kevin Spacey und Harvey Weinstein sondern sieht die Fehler bei den Opfern.

Morrissey
Der Sänger Morrissey wird in einer Klinik in Zürich medizinisch behandelt. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der britische Sänger Morrissey gab dem «Spiegel» ein obskures Interview.
  • Darin lobpreist er das Brexit-Referendum, verteidigt Spacey und Weinstein und bezeichnet Berlin als «Vergewaltigungshauptstadt».
  • Die Fans des früheren Front-Sängers der «The Smiths», zeigen sich schockiert.

Mit den Smiths und als Solokünstler schrieb der Sänger Morrissey Musikgeschichte – nun ist er mit einem neuen Album am Start. Anlässlich dieses neuen Albums hat der Brite dem «Spiegel» ein Interview gegeben – und was für eines!

Unter anderem spricht der Sänger davon, dass er Trump töten würde, wenn er könnte, dass Berlin – wegen den offenen Grenzen – die «Vergewaltigungshauptstadt» sei und dass «Deutschland deutsch» bleiben müsse.

Unterstützung für Spacey und Weinstein

Das sind aber nur einige Themen, die den 58-Jährigen beschäftigen, denn der Selbstdarsteller kommt ebenfalls auf die #MeToo-Skandale zu sprechen – und nimmt doch tatsächlich Spacey und Weinstein in Schutz.

So kann er unter anderem die Vorwürfe gegenüber US-Schauspieler Kevin Spacey, einen 14-Jährigen belästigt zu haben, nicht verstehen. «Wenn man sich im Schlafzimmer von jemandem befindet, muss man sich bewusst sein, wohnin das führen kann.»

Zu den Schauspielerinnen, die Harvey Weinstein beschuldigen, meint Morrissey, dass diese genau gewusst hätten, was passieren würde, als sie dem Produzenten ins Hotelzimmer gefolgt seien. Wenn es ihnen hinterher peinlich gewesen sei oder es ihnen nicht gefallen habe, würden sie sich umdrehen und sagen: «Ich wurde attackiert, ich wurde überrascht, ich wurde in das Zimmer gezerrrt.»

«Jeder, der mal zu jemand anderem gesagt hat ‹Ich mag dich›, wird auf einmal wegen sexueller Belästigung beschuldigt», provoziert Steven Patrick Morrissey, der sich als Musiker nur Morrissey nennt, weiter. Auf einmal seien alle schuldig, er halte Vergewaltigung für ekelhaft und jeden physischen Angriff für abstossend. Doch müsse man die Verhältnisse sehen.

«Braucht jemand Smiths-Platten?»

Den Fans stösst das Interview übel auf. Einer fragt auf Twitter: «Vergewaltigungshauptstadt Berlin wegen der offenen Grenzen. Braucht jemand ein paar Smiths-Platten?»

«Wer gibt einen Scheiss, was er denkt?»

Morrissey ist bekannt für seine Provokationen. Mal lobte er den Brexit-Wegbereiter und Rechtspopulisten Nigel Farrage, ein anderes Mal bezeichnete der militante Vegetarier den Amoklauf des Norwegers Anders Behring Breivik als «Nichts» im Vergleich zum Betrieb von Fast-Food-Restaurants.

Der «Welt»-Journalist Alan Posener warnt dann auch davon, die Aussagen des Sängers auf die Goldwaage zu legen. «Wer gibt einen Scheiss, was er denkt? Wann hört diese Idiotie, Popstars zum Thema Politik zu befragen, endlich auf? Es ist ja auch scheissegal, was Theresa May (britische Premierministerin, Anm. d. Red.) über Morrissey denkt, oder?

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