Schuld an El Paso und Dayton sind wieder die bösen Video-Spiele
Nach den Massakern in El Paso und Dayton wird in den USA ein Schuldiger gesucht. Wie schon so oft wird die Schuld bei den Video-Spielen vermutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA sind nach den Schiessereien von Dayton und El Paso auf der Suche nach Schuldigen.
- Ein beliebtes Ziel sind momentan gewaltverherrlichende Computerspiele.
- Die Wissenschaft widerlegt seit Jahren den Zusammenhang zwischen Gewalt und Zocken.
Nach den Schiessereien in El Paso un Dayton (USA) schliesst sich wieder ein altbekannter Kreis. Wenn die Tränen langsam trocknen, begibt sich Amerika erneut auf die Suche nach dem «Warum». Was macht einen Menschen zu einem Monster? Dieses Mal wieder hoch im Kurs: Computerspiele.
Politische Routine nach Massakern wie in El Paso und Dayton
Die Verbindung zwischen Computerspielen und Massenmördern ist nichts Neues. Besonders in den USA werden vor allem Ego-Shooter durch Politiker immer wieder mit «Mass-Shootings» in Verbindung gebracht. Virtuelle Gewaltdarstellungen sind halt eben politisch wesentlich weniger tabuisiert als Rassismus oder das Waffenrecht.
Der republikanische House Minority Leader, Kevin McCarthy, gab auf Fox News den Computerspielen die Schuld an den Massakern. Der Vize-Gouverneur von Texas, Dan Patrick, erklärte sich die Taten von El Paso und Dayton ebenfalls so. Auch Präsident Trump glaubt an eine Verbindung. Er hatte bereits nach dem Parkland-Drama vom letzten Frühling Vertreter der Gaming-Industrie sowie einige Kritiker zu einem runden Tisch eingeladen.
Konzerne sind verunsichert
Die Wortmeldungen nach den Massakern in El Paso und Dayton aus der Politik scheinen jetzt Wirkung zu zeigen. ESPN strich die Live-Übertragung eines Apex-Legends-Turniers «aus Respekt vor den Opfern» aus ihrem Programm. Walmart nimmt per sofort Spielstationen und Werbung von Spielen mit Gewalt-Inhalten aus den Regalen. Kurios daran: In der Waffenabteilung des Grosshändlers verändert sich nichts.
Wissenschaftlich widerlegt
Bei dem Thema involviert ist natürlich auch die Wissenschaft, und zwar schon lange. Zahlreiche Studien belegen seit Jahren, dass kein Zusammenhang besteht zwischen Gewalt in Video-Spielen und Gewalt-Verbrechen. Im Gegenteil: Studien aus Oxford oder Kentucky haben kürzlich bewiesen, dass Games junge Männer eher davon abhalten, kriminell zu werden.
Den Studien zufolge sind Games weniger Nährboden für Gewaltfantasien, als vielmehr Ventil für Aggressionen. Die Wissenschaftler belegten, dass Games Menschen mit Gewaltpotenzial von der Strasse weghalten. Der durchschnittliche Gamer ist auch nicht aggressiver als ein Nicht-Zocker.
Trotzdem finden diese Ergebnisse auf dem politischen Parkett der USA wenig Gehör. Präsident Trump verurteilte am Montag die «gewaltverherrlichende Kultur, die uns Games vermitteln». Ironisch, dass dies von einem Mann kommt, der im Wahlkampf noch versprach, Amerikas Feinde «In die Hölle zu bomben».