Harvey Weinstein: Schwere Vorwürfe in neuem Prozess erhoben
Das Wichtigste in Kürze
- Erneut muss sich Harvey Weinstein in Los Angeles vor Gericht verantworten.
- Dem früheren Filmproduzenten wird sexueller Missbrauch in mehreren Fällen vorgeworfen.
- Es sei alles einvernehmlich gewesen, behauptet sein Anwalt.
Die Staatsanwaltschaft erhebt im Harvey-Weinstein-Prozess schwere Vorwürfe gegen den früheren Hollywood-Mogul. Weinstein soll seine Macht systematisch ausgenutzt haben, um Frauen zu vergewaltigen, so der Anklage-Vertreter Paul Thompson.
Die Verteidigung des 70-Jährigen streitet das ab. Der Sex sei einvernehmlich gewesen – und darüber hinaus in Hollywood allgemein üblich: «Das war die Besetzungscouch, alle taten es.»
Weinstein habe sowohl seine körperliche Grösse als auch seine Stellung als «König» der Filmindustrie ausgenutzt, um seine Opfer zu vergewaltigen. Das agte Staatsanwalt Thompson zu Beginn der auf zwei Monate angesetzten Beweisaufnahme. Die Frauen aber hätten geschwiegen, aus Angst, «dass er ihre Karrieren zerstören könnte, wenn sie seine Taten melden».
Vorwurf des sexuellen Missbrauchs
Harvey Weinstein ist in dem Prozess wegen mutmasslicher sexueller Angriffe auf fünf Frauen zwischen 2004 und 2013 angeklagt. Dem einst gefeierten Produzenten werden unter anderem sexuelle Gewalt, erzwungener Oralsex und Vergewaltigung vorgeworfen. Bei einem Schuldspruch drohen ihm mehr als 100 Jahre Haft. Harvey Weinstein weist alle Vorwürfe zurück.
Thompson spielte den Geschworenen Aussagen der mutmasslichen Weinstein-Opfer vor, in denen sie von ihrer Hilflosigkeit und ihrer Angst berichteten.
Wie bei den meisten mutmasslichen Opfern sexueller Übergriffe in den USA, wird die Anonymität der Frauen gewahrt. Die Identität von einer von ihnen wurde allerdings bereits bekannt: Dabei handelt es sich um Jennifer Siebel Newsom, die Frau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom.
Anwalt von Harvey Weinstein: «Sie taten es, weil er mächtig war»
Weinsteins Verteidiger Mark Werksman warf der Staatsanwaltschaft vor, in ihren Vorwürfen vor allem auf Emotionen zu setzen.
Sex sei Teil des Geschäfts in Hollywood gewesen. «Es mag unangenehm und peinlich gewesen sein, aber es war einvernehmlich», sagte Werksman. «Er hat es getan. Sie taten es – weil jeder etwas vom anderen wollte.»
«Seht ihn an. Er ist nicht Brad Pitt oder George Clooney», sagte Weinsteins Anwalt weiter. «Wer glaubt denn, diese schönen Frauen hatten Sex mit ihm, weil er so heiss ist? Nein, sie taten es, weil er mächtig war.»
Die Enthüllungen über Harvey Weinstein hatten vor fünf Jahren zur Entstehung der #MeToo-Bewegung geführt. Insgesamt haben fast 90 Frauen Weinstein der Belästigung oder des Übergriffs beschuldigt.
Bereits vor zwei Jahren war Weinstein wegen Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im August hatte New Yorks Oberstes Gericht Weinstein erlaubt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.